• Nach unserer Rundfahrt durch Paris am Donnerstag, den 08. Juni starten wir in Richtung Marne. Die Marne ist von Paris aus nicht durchgängig schiffbar. Einige Marne-Schleifen werden durch Kanäle umgangen, sowie auch einige Stellen mit schwierig schiffbaren Inseln. Wir starten gleich mit so einer Abkürzung. Unmittelbar nach Verlassen der Seine kommt die erste Schleuse St. Maurice. Unser Kartenmaterial weist uns einen falschen Funkkanal aus, so dass wir zunächst vergeblich auf eine Reaktion von der Schleuse warten. Anfänglich halten wir das für normal, da gerade ein Frachter zu Tal geschleust wird. Als wir dann aber immer noch kein „Grün“ haben, telefoniert Frank und wir dürfen einfahren. Dann sehen wir auch den anderen Funkkanal. Nach kurzer Fahrt kommt man an den Tunnel de Saint-Maur. Zunächst passiert man die gleichnamige Schleuse und von dort in einen Kanal nebst Tunnel, der ca. 1 km lang und gut ausgebaut ist. Dadurch entgeht man ca. 13 Km Marne-Schleife und kommt im Anschluss auf die schiffbare Marne. Noch vor dem Tunnel und unmittelbar nach der 1. Marne-Schleuse war in unserer Karte eine Tankstelle eingezeichnet. Davon war bei der Vorbeifahrt nichts zu sehen. Wir hätten gern getankt, denn uns war bekannt, dass ansonsten auf der gesamten Marne keine Tankstelle sein würde. Man könne nur per Kanister Kraftstoff von einer nahe gelegenen Landtankstelle holen. Hierzu werden in den Karten Angaben zur Entfernung gemacht. Die nächste Tankstelle kam aber erst nach mehr als 100 km. An diesem Tag fahren wir ca. 30 km bis Lagny-sur Marne. Hier hat die Stadt einen langen Steg mit Strom und Wasser. Hierfür bezahlen wir in der Tourismusinformation nur 6,00 Euro. Von Lagny sind es nur wenige Kilometer bis Disneys Wunderwelt.  Wir durchstreifen die nette Stadt. Essen ein typisches französisches Törtchen auf einer schattigen Bank vor der Kirche, in welcher Jean d´Arc das Wunder vollbracht haben soll, ein seit 2 Jahren totes Kind wiederzubeleben. Es ist sehr warm, ca. 31 Grad, so dass wir unseren Stadtspaziergang nicht weiter ausdehnen.

    Am Freitag fahren wir 40 km bis Mary-sur-Marne.  Auf der gesamten Strecke, gestern als auch heute begegnet uns 1 Boot. Unser Marne-Führer weist im Gegensatz dazu darauf hin, dass reger Frachtverkehr sein soll. Das ist vorbei. Die Marne ist wildromantisch. Die Ufer sind dicht bewachsen. Bäume und Sträucher ragen aus dem Wasser. In Abständen haben sich Angler abenteuerliche Stege gebaut. Es gibt keine Möglichkeit außerhalb von dafür vorgesehenen Stegen unterwegs festzumachen. Man sieht auch, dass der Fluss im Uferbereich flach ist.  Ein Schleusenwärter erklärt uns, dass früher Düngemittel über den Fluss transportiert wurden. Diese müssen nun über Land transportiert werden und daher gibt es keinen Frachtverkehr mehr. Aber auch Freizeitboote sehen wir nicht. Obwohl auch größere Ortschaften an der Marne liegen, ist das Bootfahren dort lange nicht so ausgeprägt, wie zu Hause. Insgesamt gibt es sehr wenig Liegestellen für Freizeitboote und viele halten nicht mehr das, was unser Marne-Führer verspricht oder sind wie auch auf anderen Wasserstraßen mit „Stand“-booten belegt. Um so mehr freuen wir uns, dass der kleine Steg in Mary-sur-Marne fei ist. Hier gibt es zwar weder Wasser noch Strom, aber die Lage ist sehr idyllisch. Direkt am Ufer gibt es 2 Restaurants von denen wir in einem sehr lecker zu Abend essen. Wir duschen in Badesachen draußen und stören auch niemandem mit unserem Generator. Der Ort ist nicht besonders groß. Auch hier sind Bäckerei und Fleischerei verschwunden. Von der Bäckerei sehen wir noch das Ladengeschäft mit endgültig heruntergelassenen Jalousien.

    Samstag früh nutzen wir die Morgenfrische, um unser Boot ein wenig sauber zu machen. Da wir backbord angelegt haben, kommen wir auch mal gut an diese Seite heran. Ca. 10:00 Uhr starten wir dann wieder. Heute wollen wir definitiv tanken. Kurz aufeinander werden uns 2 Orte angezeigt, wo dies möglich sein soll. Charly-sur Marne ist das Tor zur Champagne. Wir sehen nach der Schleuse den Super-U vom Ufer aus, 200 m sagt die Karte. Wir fahren zunächst weiter, da die Liegestelle nach der Schleuse eher für Frachtschiffe, nicht für Boote unserer Größe gedacht ist. Den versprochenen Strom und Wasser gibt es auch nicht. In Nogent-l`Artaud sollen es nur 100 m bis zur Tankstelle sein. An der Liegestelle, die gerade für ein Boot reicht, gibt es auch keinen Service mehr. Als wir nach der Tankstelle fragen, erfahren wir, dass es nur noch eine Tankstelle in Charly oder in Château-Thierry gibt. So weit wollen wir heute nicht mehr fahren. Also geht es die 3 km zurück nach Charly. Frank fährt fünfmal mit dem Rad, um insgesamt 105 Liter Diesel zu holen, den wir dann vom Kanister mit Hilfe der Handpumpe in den Bootstank befördern. Das alles bei über 30 Grad Hitze. Wir setzen dann noch mal auf die gegenüberliegende Seite um. Hier ist die Wartestelle für Sportboote für die Schleuse.  Es ist nicht zu erwarten, dass noch jemand kommt – und so ist es auch. Wir liegen ruhig, können freizügig draußen duschen und unser Generator nebst Klimaanlage stören niemanden.

  • Es ist der letzte Tag im Mai, als wir uns von Moret-sur-Loing Richtung Paris in Bewegung setzen. Wir haben einen Stopp bis Montag früh geplant, da ich kurz nach Hause fliege, um Mutti im Heim zu besuchen. Abends zuvor hatten wir im Yachtclub in Chartrettes angerufen und nach der Möglichkeit gefragt, dort die 4 Tage zu liegen. Wir sollten kommen, es wäre Platz, alles Weitere vor Ort. Der Mann, den wir erreichen ist nicht mehr für die Liegeplätze zuständig, aber wohl noch Clubmitglied. So Machen wir es. Wir nehmen die erste Seine-Schleuse mit zwei Frachtschiffen, die ihre Motoren nicht abstellen. Wir können steuerbord neben dem zweiten Frachter schleusen. Der oder die Schleusenwärterin gibt uns ein Daumen hoch und winkt herzlich bei unserer Ausfahrt. Das ist schon selten. Der Yachtclub liegt direkt vor der Schleuse und ist gut belegt. Wir machen am Außensteg fest. Niemand ist zu sehen oder zu erreichen. Frank gefällt das nicht, unter diesen Umständen mehrere Tage dort alleine zu liegen. Kapitän Frank entscheidet wir fahren weiter. Irgendwo finden wir schon einen Platz. Telefonisch kündigen wir uns 40 km weiter für Donnerstag im Port aux Cerises Dravil an. Wir bekommen einen Platz und dürfen ab 10 Uhr einlaufen. Von dort kommt man mit der Bahn sehr gut zum Flughafen. Für Mittwoch heißt das aber definitiv davor einen Liegeplatz zu finden. Das erweist sich als schwierig. Die Festmachstellen vor den großen Schleusen sind für unsere Bootsgröße nicht gut geeignet. Kleine Liegestellen oder Häfen gibt es unterwegs nicht. So fahren wir immer weiter. Die Schleusen haben auf diesem Stück keine betonierten Wände, sondern dicke horizontale Stahl- oder Holzplanken mit mehr als einem Meter Abstand dazwischen. Man muss aufpassen, dass sich die Fender nicht verklemmen und dass man sich in den Zwischenräumen überhaupt absichern kann. Wir sind schon wenige Kilometer vor unserem Zielhafen für Donnerstag und haben noch immer nichts zum Anlegen gefunden. In unserem Seine-Führer werden zwei Liegestellen in der Natur ausgewiesen – unsere letzte Hoffnung. Ziemlich versteckt vor der Brücke von Ris-Orangis entdeckten wir unter Bäumen einen kleinen Betonsteg. Eine Gruppe Jugendlicher badet dort und feiert. Sollen wir wirklich dort anlegen? Wir machen es. Die jungen Männer nahmen uns die Leinen ab. Sie schienen schon ganz schön was intus zu haben. Aber sie zogen mit ihren Flaschen und sonstigem Zeug ein Stück weg. Es war mittlerweile 19 Uhr und wir hatten 65 km und einige Seine-Schleusen hinter uns. Noch kam das ein oder andere Frachtschiff vorbei und machte ordentlich Welle. Nachdem ein Teil der Jugendlichen gegangen war, machten sich die Anderen ein Feuer, tranken, gestikulierten mal mehr und weniger laut, beachteten uns aber nicht. Noch bevor wir ins Bett gingen nahm einer, der mit dem Motorrad da war, einen Großteil der Flaschen und des Mülls und fuhr ab. Als wir morgens allein am Steg aufwachten, waren wir positiv überrascht. Nichts deutete auf die nächtliche Orgie hin. Alles war aufgeräumt. Wir konnten uns mit dem Frühstück Zeit lassen, da wir erst gegen 10 Uhr im Hafen sein sollten. Die Einfahrt befindet steuerbord und ist durch eine rote und grüne Tonne gekennzeichnet. Gefühlt passten wir dort gerade so hindurch. Außer der Einfahrt ist der Hafen recht großzügig und verfügt über allen Service, den man braucht. Frank ist zufrieden, weitergefahren zu sein. Ich konnte, bevor ich flog, noch eine Dusche nehmen. So kam ich entspannt los. Frank hat mich zum Bahnhof Juvisy gebracht. Wir waren hier in den südlichen Vororten von Paris. Für 4,95 Euro fuhr ich mit der Regionalbahn, bei einmal umsteigen, in ca. einer Stunde bis zum Flughafen CDG. Zurück klappte das leider nicht so gut, da die Linie ab CDG nicht fuhr. Nachdem ich durch das gesamte Terminal 2 dorthin gelangt war, musste ich die ganze Strecke wieder zurück zum Bus. Der Flughafenbus fährt nach einem Zwischenhalt am Terminal 1 durch bis Opéra. Allerdings war die Busgesellschaft auf diesen Ansturm nicht vorbereitet. Ich habe fast 2 Stunden gebraucht, um in den Bus zu steigen. Die Fahrt kostete dann knapp 15 EUR und war weniger entspannt als der Zug.

    Am Montag, den 5. Juni haben wir dann die letzte Etappe nach Paris genommen. Es waren nur noch 22 km und 2 Schleusen. In der letzten Schleuse hatte uns der Schleusenwärter vergessen, nachdem er uns hinabgeschleust hatte. Erst nachdem Frank ihn noch mal angefunkt hatte, öffnete er uns das Tor. Offensichtlich war er mit der Schleusung in der anderen Schleuse beschäftigt und hatte an uns nicht mehr gedacht. Die Einfahrt nach Paris vom Süden ist nicht so spektakulär gewesen. Die Kais sind geprägt durch Baustellen und Baumateriallager. Das Baumaterial wird über die Seine angeliefert. Die Zufahrt zum Port Arsenal erfolgt über eine Schleuse. Man muss sich vorab in der Capitainerie melden. Als wir ankamen, wurden gerade 3 Boote aus dem Hafen geschleust. Dann konnten wir einfahren. Auf Rückfrage erhielten wir den Platz 119 zugewiesen. Als wir dort ankamen, lag vor uns ein schmaler Platz, in den wir unter normalen Umständen nicht eingefahren wären. Hier schon. Zentimeter für Zentimeter hat Frank das Boot vorwärts in die Lücke gesteuert. Wir mussten zu allem Übel auch noch backbord anlegen. Der Fingersteg war kurz, so dass ich gerade so abspringen konnte. Unser Festmachen sicherte uns bei der Enge der Lücke dann auch nur gegen das Vor- oder Rückwärtsverschieben des Bootes. Ansonsten war es perfekt. Der Hafen liegt unmittelbar an der Bastille und eine der Sanitäreinrichtungen nebst Waschmaschine und Trockner direkt uns gegenüber in der Kaimauer. Alles ist ordentlich und sauber.

    Noch am Nachmittag drehen wir unsere erste große Runde durch die Stadt zu Fuß. Wir laufen von Bastille nach Nôtre-Dame, durch das Quartier Latin nach St. Germain des Prés, über die Seine zum Louvre und von dort langsam zurück zum Hafen.

    Für Dienstag haben wir uns Tickets für das Musée d´Orsay besorgt. Leider steigen wir falsch aus der Metropolitan aus und müssen ziemlich weit laufen. Nach einigem Zickzack gelangen wir endlich von der Metropolitan Cité zum Museum. Wir sind schon das erste Mal geschafft. Nach einer halben Stunde anstehen und einer elektronischen „Handgepäck“-Kontrolle sind wir drin. Als erstes besuchen wir die Ausstellung mit Bildern von Manet und Degas, später noch Renoir und dann war es mit unserer Aufnahmefähigkeit auch schon vorbei. Wir haben noch ein wenig die weitläufigen Galerien und Skulpturenreihen durchstreift, den Speisesaal angesehen und dann war es genug. In der Mittagspause treffen wir eine deutsche Kunsthistorikerin, die im Musée d´Orsay arbeitet. Sie bestätigt uns, dass man sich beim Ausstellungsbesuch nur wenig vornehmen sollte, um die Kunstwerke auch aufnehmen zu können und wirken zu lassen. Auf unserem Programm für heute stehen noch der Eiffelturm und ggf. Montmartre. Die Wege wollen wir mit der Metropolitan erledigen. Daraus wird jedoch nichts. Es ist wieder mal Streik in Paris. Die Zugänge zur U-Bahn sind gesperrt und in den Straßen ist starke Polizeipräsenz. Also machen wir den langen Weg zum Eiffelturm zu Fuß. Sogar als Fußgänger werden wir teilweise umgeleitet, so dass wir auch noch Umwege gehen müssen. Einmal queren wir den Demonstrationszug, der friedlich aber laut durch die Straßen zieht. Ein Straßenzug weiter läuft ein Hundertschaft Polizei in voller Montur. Die Pariser, die nicht streiken, nehmen es gelassen. Die Straßen sind leer. Man sieht nur sehr viele Menschen intensiv ihre Handys befragen. Nachdem wir am Eiffelturm waren, beenden wir erschöpft unsere heutige Besichtigungstour. Wir laufen zur Metropolitan Station Iéna und fahren zurück zum Hafen. Zum Glück fährt hier die Bahn, auch wenn sie nicht an allen Stationen hält. Nach diesem anstrengenden Tag tut Frank der Rücken so weh, dass wir das Programm für Mittwoch ändern.

    Eigentlich wollten wir nach Versailles. Das würde aber wiederum einen ganzen Tag Laufen bedeuten. Wir entscheiden uns für einen ruhigen Vormittag an Bord, Erledigung der Einkäufe für die Weiterfahrt und am Nachmittag für Montmartre. Wir fahren mit der U-Bahn bis Abbesses. Von dort laufen wir die Treppen zum Montmartre. Die Atmosphäre rund um den Place du Tertre ist schon toll, wenn auch sehr touristisch. Es werden jede Menge „Kunstwerke“ angeboten und man kann sich vorteilhaft oder als Karikatur zeichnen lassen. Für ein DIN A4 Bild, nach welchem wir gefragt hatten, wollte man 200 EUR haben. Wir trinken ein Gläschen Wein am Platz, gucken Leute und laufen hinunter nach Pigalle, nehmen noch einen Blick auf Moulin Rouge und fahren dann zurück um nach einem Restaurant für unser Abendessen Ausschau zu halten. Wider besseren Wissens landen wir in einer „Touri-Falle“. Kein weiterer Kommentar.

    Für unseren Abreisetag aus Paris haben wir uns noch etwas besonderes aufgehoben. Wir machen mit unserem Boot eine Fahrt durch die Stadt, vorbei an den wesentlichen touristischen Highlights. Nachdem wir uns mit den besonderen Navigationsregeln bekannt gemacht haben, geht es los.  Wir passieren die Ile St.-Louis und die Ile de la Cité mit der Baustelle Notre-Dame, die vielen alten Brücken der Stadt, sehen vom Wasser aus das Musée d´Orsay, den Louvre und zu guter Letzt den Eiffelturm. Die Fahrt ist eine echte Krönung Paris Aufenthaltes. Nach dem Eiffelturm machen wir kehrt und haben alles noch mal aus einer anderen Perspektive. Zum Schluss blicken wir noch mal auf die Einfahrt zu Schleuse zum Hafen Arsenal und dann geht es in Richtung Marne. Wir verlassen Paris.

  • Am Donnerstag, den 25.05. kommt der Monteur, um die Motordurchsicht zu machen. Die Hafenmeisterin hat zugestimmt, dass er mit dem Auto bis zum Boot kommen darf, um sein Material auszuladen. Am Vormittag konnte ich Frank überzeugen, sich um sein Fahrrad zu kümmern, die Lenksäule wackelte. Direkt am Kanal hatten wir eine Werkstatt ausgemacht, die das Problem gelöst hat. Eine Schraube war locker, dafür musste alles auseinandergebaut werden. Am Ende war Frank zufrieden. Der Monteur kam am Nachmittag. Er hat echt geschuftet, den Keilriemen gewechselt, Öl getauscht, die Filter gewechselt usw. Frank hat Werkzeug zugereicht und abgenommen.  Einige Teile waren schwer zu lösen. Als der Monteur den Dieselfilter wechseln will, bricht der Dieselgeber ab. Uns war klar, was das bedeutet. Wir werden über Pfingsten in Moret sein. Das Boot kann überhaupt nicht bewegt werden. Zum Glück haben wir so einen idyllischen Liegeplatz. Freitagvormittag entern wir den Supermarkt, um die Vorräte aufzufüllen. Und wir waschen. Am Intermarché-Supermarkt gibt es 2 öffentliche Waschmaschinen (8 und 20 kg) und einen Trockner mit einer riesigen Trommel. Auf den Trockner haben wir verzichtet. Unser Boot sah aus, als hätten wir über die Toppen geflaggt. Aber die Wäsche ist bei dem schönen Wetter schnell getrocknet. Frank hat auch einen Versuch gestartet, mit dem Kanister Benzin zu holen. Er hat die 23 Liter mit dem Fahrrad zum Boot geschoben. Mit der Handpumpe sind wir aber nicht so richtig klargekommen, so dass wir überall Diesel verteilt hatten. Einen zweiten Versuch haben wir nicht unternommen. Am Freitagabend waren wir dann noch im Zuckermuseum. Dabei handelt es sich um Gerstenzucker. Der „Moret Sucre d ´orge“ wurde 1638 von den Nonnen des Klosters Moret-sur-Loing erfunden. Unter Napoleon III. wurde Gerstenzucker zu einer Spezialität der französischen Kurorte. Das Markenzeichen des „Moret Sucre d´orge“ ist seine bernsteinerne Farbe. Die Bonbons haben Herzform und sind mit einem Kreuz markiert.  Sie wurden als Heilmittel für Atemwegserkrankungen und für eine gesunde Stimme sowie gegen die Reisekrankheit verwendet. Noch heute werden sie althergebracht in Handarbeit produziert. Die Ausstellung befand sich einem Gebäude direkt auf dem Loing. Von hier hatten wir noch mal einen tollen Ausblick auf die Stadt und den Fluss.

    Die Hafenmeisterin hatte uns informiert, dass am Wochenende in Moret ein Naturfestival und ein Fahrradfestival stattfinden. Am Samstagnachmittag haben wir uns dorthin begeben. Gesehen haben wir einiges von dem Engagement der Vereine und Bürger für eine gesunde Natur. Es wurden aber auch Pflanzen verkauft. Für die Kinder gab es Allpacka- und Esel-Führen.

    Am Sonntag sind wir noch mal nach Saint Mammès gefahren. Es war Markt. Dieses Mal fühlten wir uns nicht so angesprochen und sind ohne Einkäufe zurück.

    Montag haben wir dann unsere Besichtigung von Nemours nachgeholt. Wir sind die ca. 20 km nach Nemours am Kanal entlang mit dem Fahrrad gefahren. Zunächst haben wir uns noch mal von den Anlegemöglichkeiten überzeugt. In der Stadt sind sie nicht mehr benutzt und etwas verfallen. Strom und Wasseranschlüsse sind nicht mehr da. Das Highlight des Ortes ist das Schloss und ein Museum mit archäologischen Funden. Beides war geschlossen. Völlig verstaubt mit weißem Sand kamen wir wieder in Moret an. Dienstag passierte erst mal nichts. Aber am späten Nachmittag kam endlich der Monteur mit dem Ersatzteil für den Dieselgeber. Nach den ruhigen Tagen zuvor war der Steg mittlerweile voll belegt. Als sich abends noch ein 15 Meterboot ankündigt, ziehen wir noch etwas weiter in die Steg-Ecke. Das Boot kommt erst am Mittwochmorgen und rammt uns beim Wenden aus dem Schlaf. Mit seinen 15 Metern Länge ragt es deutlich über den Steg hinaus. Die Crew reist am Ende doch wieder ab, genau in dem Moment, als die Hafenmeisterin kommt. Wir reisen auch ab, nachdem wir uns für die schöne Zeit in Moret bedankt haben. Jetzt geht es auf die Seine Richtung Paris.

  • Am Dienstag tut sich hinsichtlich unserer Motordurchsicht nichts.  Wir beschäftigen uns an Bord und versuchen weiterhin den Termin zu fixieren. Zweimal hatten wir Kontakt mit dem Service, der hat jedoch Schwierigkeiten, uns kurzfristig einzutakten. Nachdem wir am Mittwoch, den 24. Mai noch mal mit der Belgischen Serviceleitstelle von Volvo-Penta gesprochen haben, schnappen wir uns die Räder und fahren nach Fontainebleau. Die 10 km lange Strecke wollen wir natürlich nicht über die Schnellstraße fahren. Somit suchen wir den Weg über kleinere Straßen. Als erstes landen wir am Bahnhof von Moret-Loing. Der Bahnhofaufseher empfiehlt uns mit dem Zug nach Fontainebleau Forêt zu fahren und von dort aus mit dem Rad weiter. Das wollen wir aber nicht. Wir unterqueren den Bahnhof und fahren auf der westlichen Bahnhofseite weiter. Nach etwas Hin und Her wären wir beinahe auf der Schnellstraße gelandet. Dann haben wir endlich die richtige Straße gefunden. Über Avon sind wir dann nach Fontainebleau gelangt. Schon bei der Einfahrt in den Ort überwältigen einen die Dimensionen des Anwesens. Rechts neben uns liegt ein langer künstlicher See und links erstreckt sich die Schlossanlage mit Parks und Gärten. Fontainebleau, UNESCO-Weltkulturerbe, ist das einzige französische Schloss, welches vom 12. bis 19. Jahrhundert von allen gekrönten Häuptern Frankreichs bewohnt wurde. Es gilt als erstes Renaissancegebäude auf französischem Staatsgebiet. Über die Jahrhunderte hinweg haben viele italienische Architekten und Handwerker sowohl an der Fassade als auch im Inneren des Schlosses Umbauarbeiten vollzogen. Es ist ein geschichtsträchtiger Ort, an dem Napoleon 1814 abdankte, bevor er nach Elba ging (Vertrag nach der Schlacht von Waterloo). Von August 1953 bis April 1967 befand sich hier das NATO-Hauptquartier. Für 16 Euro pro Person können wir die renovierten Räume von Napoleon, zentrale Säle und den Garten besichtigen. Höhepunkte der Räumlichkeiten waren die Galerie von Franz I., der Ballsaal, das Schlafzimmer der Königinnen, der Thronsaal von Napoleon I., das Schlafzimmer des Kaisers und die Dreieinigkeitskapelle. Das Bett der Königin Marie Antoinette ist heute noch zu sehen und wurde eigens für sie angefertigt. Allerdings konnte sie nie darin schlafen, da sie vorher im Zuge der französischen Revolution geköpft wurde. Napoleon selbst unterzeichnete übrigens seine Abdankung in seinem Schlafzimmer. Selbst das Bett, welches eigens für ihn angefertigt wurde, ist mit goldenen Adlern verziert, dem Zeichen für Napoleon. Die Gärten, an einem weiteren künstlichen See beim Schloss gelegen, haben moderne Künstler inspiriert. Sie haben ihre Objekte an verschiedenen Stellen des parkähnlichen Gartens aufgestellt.

    Nach der Schlossbesichtigung schauen wir uns noch die gemütliche Stadt Fontainebleau an. Nach der Mittagspause im Restaurant machen wir uns auf den Rückweg. Dieses Mal fahren wir über Thomery und über queren dort die Seine nach Champagne-sur-Seine. Von dort sind es nur wenige Kilometer nach Saint Mammès. Saint Mammès ist die zweitgrößte Schifferstadt im Großraum Paris und befindet sich direkt nach der Einmündung des Loing. Auch wenn schon viele der ausgemusterten Freycinet-Kähne weggeschafft worden sind, liegen noch eine ganze Reihe Kähne im Loing. Hier befindet sich auch eine Werfet. An der Seine ist ein Sportboothafen entstanden, der auf uns einen guten Eindruck machte. Gegenüber von Saint Mammès an der Seine gibt es eine BP-Tankstelle. Nach Information unseres zeitweiligen Liegeplatznachbarn kostet der Diesel dort derzeit 2,20 EUR. Wenn es irgendwie geht werden wir dort nicht tanken. Nach weitern 1,5 km sind wir wieder in Moret-sur-Loing. Ein toller Ausflug. Zwischenzeitlich erhalten wir die Information, dass wir den Motorservice entweder am Donnerstagnachmittag, jedoch spätestens Freitagvormittag bekommen werden.

  • Freitag den 19.05. verlassen wir Châtillon-sur-Loire. Nach wenigen Kilometern überqueren wir die Loire auf einer wunderschönen Kanalbrücke Richtung Briare. Die Stadt ist Namensgeberin für den Kanal, auf dem wir unsere Route fortsetzen. Der Kanal ist geprägt durch ein ausgeklügeltes System der Wasserhaltung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte die Erweiterung der Schleusen auf Freycinet-Maße dazu, dass wesentlich mehr Wasser für den Kanal benötigt wurde. Bei Dürre reichten die künstlichen Seen nicht aus, um die für die Schifffahrt benötigte Wassertiefe zu gewährleisten. Heute führen vier 400-CV.Elektropumpen das Wasser direkt zur Scheitelstrecke, und zwar zunächst über ein Rohr mit 90 cm Durchmesser und anschließend über einen offenen Zuflusskanal. Wir fahren zunächst 8 Schleusen zu Berg, davon erst 3, dann 5 Schleusen in einer sogenannten Schleusenklette. Wenn man eine Schleuse verlässt, wird die nächste Schleuse bereits vorbereitet. Für größere Kähne können Hubbrücken geöffnet werden. Die Schleusenketten werden von einem für die jeweilige Kette zuständigen Schleusenwärter betreut. Dar Abstand zwischen den Schleusen betrug bei der 2. Schleusenkette weniger als 1 km.  Nach der 2. Schleuse mussten wir fast 2 Stunden Pause machen. Die Schleuse Ousouer war gesperrt, warum auch immer. Der Schleusenwärter hatte uns gesagt, wir könnten erst 13:30 Uhr weiterfahren. Zum Glück konnten wir in Ousouer gut liegen. Wir haben ein frisches Baguett geholt und einen Mittagsimbiss genommen. Die Schleuse schaltete pünktlich 13:30 Uhr auf Grün. Für die Scheitelstrecke, die auf Höhe der Wasserscheide zwischen Seine und Loire liegt, werden weitere Wasserreserven aus den zahlreichen kleinen Seen in der Region von La Puisye entnommen, die auf Höhe der Rondeau-Brücke in über 50 km lange Zulaufkanäle in den Canal de Briare geführt werden. Hier überschreiten wir den Scheitel und steigen über eine 6-stufige Schleusentreppe wieder hinab. Hier ist auch unser nächster Halt. Der Ort heißt Rogny-les-Sept-Écluses. Nach 14 Schleusen hatten wir auch genug. Entlang des Kanals gibt es einen schönen Kai zum Anlegen, der jedoch für unser Boot etwas zu Hoch ist. Hier liegen überwiegend Kähne. In einem kleinen Stichkanal liegt der Port des Lancières. Hier lagen, wie so oft, ausschließlich Boote, die lange nicht bewegt wurden und vor sich hingammelten. Alle waren mit dem Heck am Kai festgemacht und lagen am Bug lose. Notgedrungen taten wir dem gleich und haben uns steuerbord an einem Stahlboot festgemacht. Nebenan lag ein Zeltplatz. In Rogny konnte man die Schleusentreppe am alten Kanal ansehen. Ein spektakulärer Anblick.

    Für Samstag hatten wir uns offengelassen, wie weit wir fahren. Unterwegs schienen uns die Anlegemöglichkeiten wenig attraktiv, so dass wir über 14 Schleusen bis nach Montargis gefahren sind. Dort wird derzeit mit viel Aufwand ein neuer Hafen gebaut mit der Folge, dass die Liegemöglichkeiten an der bisherigen Liegestelle am Kai vor der Schleuse eingeschränkt waren. Wie immer, lagen hier einige nie bewegte Boote an den Stellen, wo Strom- und Wasseranschluss gegeben waren. Wir konnten nur dahinter unter Einsatz unserer sämtlichen Erd- und Felsenanker im neu angelegten Rasen festmachen. Einem nach uns kommenden Britischen Boot haben wir unsere Festmacher mit zur Verfügung gestellt. Montargis wird auch als das „kleine Venedig des Gâtinais“ bezeichnet. Zwei Flüsschen fließen in Montargis zusammen und münden gemeinsam in den Loing. Jahrhundertelang wurde ihr Wasser umgeleitet, um Schutzgräben für die Stadt zu schaffen und den Mühlen Wasser zuzuführen. Über diese kleineren und größeren Kanäle führen Brücken, die zum Renommee dieser hübschen Stadt beitragen. Wir machen abends einen Stadtbummel und sind überrascht. Es gibt viele verkehrsberuhigte Gassen mit schönen Geschäften und Restaurants und im Fischerviertel haben sich viele Menschen in den Restaurants für einen geselligen Abend zusammengefunden. Die Brücken und Kanäle geben der Stadt ein eigenes Flair.

    Sonntag früh kaufen wir noch kurz ein wenig im teuren Spar-Markt und beim türkischen Obst- und Gemüsehändler ein und melden uns dann bei der Schleuse zur Weiterfahrt. Wir bekommen eine Fernbedienung. Auf dem Canal-du-Loing, den wir nun weiterfahren, werden wir die Schleusen alleine rufen und bedienen. Pausenzeiten sind nicht mehr einzuhalten. Der Canal-du-Loing scheint uns breiter zu sein als der Canal-de-Briare. Nach der Schleuse Cepoy, der 4. Schleuse am heutigen Tag, gibt es einen Warnton – Abgastemperatur zu hoch. Da wir nicht noch einmal unseren „Muffler“ durch zu heißes Abgas in Gefahr bringen wollen, legen wir hinter der Schleuse an einer halbwegs passablen Stelle unter Einsatz der Erdanker an. Viel können wir nicht machen. Eine Wasserquelle mit druckvoller Leitung steht uns nicht zur Verfügung, so dass wir etwaige Verstopfungen der Zuleitung für das Kühlwasser des Motors nicht freipusten können. Nach einer dreiviertel Stunde fahren wir weiter in verkrautetem Wasser mit viel Blütendreck und sonstigem undefinierbarem Zeug. Zum Glück ohne, dass das Problem erneut auftritt. Nach insgesamt 12 Schleusen erreichen wir unseren Liegeplatz für heute – Souppes-sur-Loing. Der Liegeplatz hatte schon mal bessere Zeiten. Früher konnten hier offensichtlich auch Wohnmobile stehen. Der Platz ist abgesperrt. Dafür gibt es eine Edelstahlsäule für den Kauf von Strom und Wasser, was auch wieder super per Kreditkarte funktioniert und nur 6 Euro für 24 Stunden kostet. Leider reicht der Wasserdruck auch hier nicht aus, um den Ansaugpfropfen für das Kühlwasser zu lösen. Dennoch hatten wir zufälligen Erfolg, indem wir kurz den Motor bei offenem Filter angelassen haben und gleich wieder ausgemacht haben. Durch den offenen Kreislauf konnte wahrscheinlich Luft unser Problem  lösen. Am Abend, als es schon dunkel war, nahmen wir eine Außendusche. Keiner der uns sehen konnte, das Vergnügen war auf unserer Seite.

    Am Montag wollten wir eigentlich nur bis Nemours fahren und uns die Stadt ansehen. Der Liegeplatz am Kai vor der Stadt war wieder mal mit vielen unbewegten Booten blockiert. Wir sind kurz in den Stadt-Arm hineingefahren, jedoch schienen uns die Bedingungen dort nicht sicher (Tiefe) um anzulegen. Also sind wir weitergefahren. Man fährt ab hier teilweise direkt auf dem Loing und teilweise auf dem Kanal. Streckenweise ist das Wasser sehr sauber. Wir wollen gar nicht so gern sehen, was da unter uns ist. Die Uferränder gehen nicht etwa gerade an den Spundwänden hinunter, sondern laufen schräg hinab und sind mit Steinen befestigt.  Der ein oder andere Brocken liegt auch schon mal daneben. Es gibt wieder viel Kraut, in dem unsere Schraube rührt, teilweise über 2 Meter lang, mal breitblättrig, mal schmalfaserig. Dazwischen können wir allerdings auch große Fische erkennen. Bis zu einem Meter lang und auf der Lauer nach kleineren Fischen. Um 15:30 machten wir am Montag, den 22.05. nach 10 Schleusen in Moret-sur-Loing fest. An der letzten Schleuse haben wir die Schleusenfernbedienung wieder abgegeben, denn als nächstes geht es auf die Seine. In Moret-sur-Loing machen wir kurz nach der Schleuse auf dem Loing fest. Es liegt noch ein deutsches Boot aus Wuppertal hier. Mit den Eignern kommen wir abends ins Gespräch. Der Steg an dem wir liegen ist gut in Schuss und verfügt über Strom und Wasser. Für 11 Euro sind wir dabei. Wir hoffen hier die Information zu bekommen, wann und wo wir die Motordurchsicht haben werden. Die Werkstatt liegt ca. 20 km von hier an der Seine zu Berg. Am Nachmittag schauen wir uns das nette Städtchen an. Es ist die erste kurze Besichtigung aber wir entdecken das Haus, in dem der Impressionist Sissley gelebt hat, schauen uns die Stadttore und die Grand Rue an. Wir entscheiden uns, abends mal wieder lecker essen zu gehen und finden ein gutes Traditionsrestaurant, das La Pelette. Zum Glück sind wir nicht die ersten Gäste, als wir schlag 19:00 Uhr das Restaurant zur Öffnungszeit betreten. Jedenfalls war es ein schöner Abend. Später schnacken wir noch mit dem Wuppertaler über deren Kanal- und Frankreicherfahrungen und nehmen Tipps für unsere Rückfahrt, gute Häfen und die nächsten Tankmöglichkeiten auf. Am Dienstag schauen wir wie es weitergeht. Noch gibt es keine Informationen zur Motordurchsicht.

  • Am Montag, den 15. Mai wollen wir mal eine längere Strecke fahren. Uns lockt ein Liegeplatz unterhalb von Sancerre, dem Ort, der nach dem gleichnamigen Wein aus diesem Gebiet benannt ist. Auf der 47 km langen Strecke fahren wir das erste Stück gemeinsam mit einem Schweizer Boot. Wir hatten uns bereits in Decize getroffen, kurz bevor wir abreisten. Das an diesem Tag zu befahrende Kanalstück war extrem verkrautet. Bevor wir die beiden Schleusen in Marseilles-lès-Aubigny erreichten mussten wir uns an einem im Päckchen liegenden Peniche-Paar vorbeiquetschen. Das geht eigentlich im Kanal gar nicht. In Marseille lagen diverse ziemlich rostige Kähne, denn hier gab es einen Reparaturservice. Das Hafen sei seit Jahren eher ein Schrottplatz, erfahren wir von den Schweizern, die seit vielen Jahren mit ihrem Boot in Frankreich unterwegs sind. Gemeinsam machen wir während der Schleusenmittagspause Rast in Beffes. Hier befindet sich ein gut ausgestatteter Liegeplatz, leider direkt an der Hauptstraße, die permanent von Zement-LKW´s frequentiert wird. Die Schweizer haben auf Grund des Krautes bereits Probleme mit ihrer Welle, bzw. dem Propeller. Sie bleiben, wir fahren weiter. Bald darauf befindet sich beidseitig der Fahrrinne im Kanal Geäst, dem wir glauben zu entkommen, indem wir uns sauber in der Mitte hindurchschlängeln. Dort liegt jedoch eine undefinierbare Masse Kraut oder Gras. Nachdem wir dort hindurch sind, haben wir im Boot Vibrationen bei höheren Drehzahlen. Auch der alte Trick, kurz rückwärts zu fahren, schafft keine Abhilfe. Etwas angeschlagen haben wir keine andere Wahl, als weiter zu tuckern. Als unser Ziel in Sicht ist halten wir Ausschau nach den ausgewiesenen Liegeplätzen. Lt. Kanalführer erwartet uns ein schöner Platz in Ménétréol-sous-Sancerre mit Strom und Wasser. Aber das war einmal. Man kann dort noch liegen an einer schrägen Uferbefestigung, alles andere gibt es nicht mehr. Die Liegestellen in St. Statur, 2 km weiter werden auch im Kanalführer als unattraktiv bezeichnet. Als wir dort eintreffen, sind sie gar nicht mehr auszumachen, vor einem großen Silo. Also fahren wir ab zur stillgelegten Loire-Schleuse nach St.-Thibault. Wir sehen viele rostige und stillgelegte Kähne, finden aber doch eine Stelle für uns zum Festmachen. Allerdingt sind die Festmacher so rar gesät, dass wir uns nur vorne gemeinsam mit einem anderen Boot festmachen können. Für die Mittelklampe und die Heckleine müssen wieder unsere Erdanker herhalten, aber das funktioniert gut. Strom und Wasser gibt es gratis. So nutzen wir unser warmes Wasser, um abends an Bord in unserem Mini-Bad zu duschen. Das tut gut. Dienstag ist es ganz schön frisch und windig. Bei nur 13 Grad strampeln wir mit unseren Fahrrädern hinauf nach Sancerre. Elektroantrieb sei Dank, schaffen wir den steilen Anstieg gut. Um 11 Uhr macht das Städtchen noch einen verschlafenen Eindruck. An jeder Ecke gibt es Weinhandlungen für den berühmten Sancerre-Wein. In den engen Gassen haben Künstler ihr Quartier bezogen. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick auf das Loire-Tal. Als wir gegen Mittag ein paar Kleinigkeiten in einer Fleischerei einkaufen, werden unsere Räder vom Wind umgestoßen. Mich hat es das Display von meinem Fahrradcomputer gekostet. Sehr ärgerlich. Dauernd ist etwas mit meinem Rad. Vielleicht eine Montagsproduktion. Bevor wir uns wieder auf den Weg machen, kaufen wir noch 2 Flaschen Wein aus dem Anbaugebiet Sancerre, eine Flasche Weißwein und einen Pinot Noir. Dieses Mal haben wir vorher auch verkostet. Da die Plätze in dem Restaurant, welches wir uns zum Mittag ausgesucht haben, alle belegt sind, fahren wir nach Ménétréol. Die Straße hinab führt uns wunderschön durch die Weinfelder des Schlosses Sancerre, von dem wir Wein gekauft haben. In Ménétréol ist nichts los. Das einzige offene Restaurant scheint das gegenüber der vorher beschriebenen Liegestelle zu sein. Wir entschließen uns hier zu essen, denn es ist voll – ein gutes Zeichen. Das Essen in dieser einfachen Kneipe war ein Erlebnis. Es gab keine Wahl – Menü des Tages – essen oder nicht essen. Der Herr des Hauses war offensichtlich der Koch, der in einem kleinen abgetrennten Abschnitt des Restaurants sein Handwerk ausübte. Die Wirtin sah aus, als wäre sie den 50-iger Jahren entsprungen. Sie hatte ein buntes, knielanges Kleid mit ausgestelltem Faltenrock und knallengem Oberteil an. Die Brille war ebenfalls im Stil dieser Zeit. Sie hatte den Laden im Griff. Alles in dem Restaurant war eng und einfach, aber urig. Es gab eine Vorspeise vom Buffet, Hähnchenkeule mit grünen Bohnen und Dessert nach Wahl. Am Buffet konnte man wählen aus diversen Kartoffelsalaten mit und ohne Fisch, Wurstscheiben, Gefüllten Eiern, Mozzarella und anderen Salaten. Dazu haben wir ½ Liter Sancerre Rosé getrunken. Das Ganze hat uns ohne Trinkgeld 42 Euro gekostet. Das war es mehr als wert. In St.-Statur konnten wir gut einkaufen. Am späten Nachmittag sind wir mit den Rädern noch an die Loire gefahren. Das kleine Städtchen St. Statur hat uns auf dem Weg dorthin noch mit einem Golfplatz und einem stillgelegten Schwimmbad überrascht.

    Ein wenig gespannt auf die Vibration unseres Bootes, sind wir am Mittwoch weitergefahren. Ich hatte mehrfach versucht die kommende Schleuse in Bannay zu erreichen. Leider konnte ich nur den Anrufbeantworter besprechen. Als wir auf die Schleuse zusteuerten, war diese bereits geöffnet und ein Leihboot steuerte sehr gewagt in Querlage in die Schleuse. Auf dem Boot waren zwei ältere Herren, wahrscheinlich beide jenseits der 80. Was sie mit den Schleusenleinen zu tun hatten, war ihnen offensichtlich nicht klar. Wir blieben weit hinten in der Schleuse und die Schleusenwärterin mühte sich redlich, die Herrn beim sichern der Leinen zu unterstützen. Aber die hatten ihren eigenen „Starr“-sinn. Irgendwann konnten wir endlich schleusen, aber danach begann das Drama erst. Das Boot lag wieder quer in der Schleuse und der Bootsführer fuhr nicht los, sondern bewegte sich nach Steuerbord um das Boot zu verlassen. Sein Mitfahrer wusste offenbar gar nicht, was zu tun war. Der über 80-jährige Bootsführer kletterte die Leiter hoch, ging handwerfend, schlurfend über die Brücke und ließ sich nach einigem Hin und Her steuerbord eine Leine geben. Was dann geschah war unfassbar. Er versuchte das Boot aus der Schleuse zu ziehen. Dazu kletterte er auf das Brückengeländer. Wir dachten, jeden Moment er fällt ins Wasser. Die Schleusenwärterin telefonierte verzweifelt mit ihrem Kollegen, da den beiden Alten mit Hinweisen nicht beizukommen war. Wir hatten auch versucht zu helfen, wurden jedoch von der Schleusenwärterin zurückgehalten, die offenbar mit dieser Situation völlig überfordert war. Sie schmiss uns zu allem Übel unsere Heckleine runter, die uns mit gegen dieses Chaos sicherte. Eine Gruppe Radfahrer, die das verzweifelte Tun sahen, versuchte dem älteren Herrn zu helfen. Das konnte jedoch natürlich nicht funktionieren, denn die Leine war schließlich nicht unter der Schleusenbrücke hindurchzuführen. Nach einigen gefahrvollen Situationen kam endlich der Kollege von VNF. Er hat sich irgendwie an Bord des Leihbootes gehangelt, bekam es gestartet uns ist mit brutalem Anecken an den Schleusenwände und dem Tor aus der Schleuse herausgefahren. Nach einigem Hin und Her war es ihm gelungen, das Boot an die Seite vor der Schleuse zu bringen und den Bootsführer wieder an Bord zu beordern. Es war eine Stunde vergangen, als wir endlich unbeschadet aus der Schleuse ausfahren konnten. Die nächste Schleuse wurde von dem VNF-Mann, der diese Situation gerettet hatte, betreut. Er machte uns deutlich, dass wir noch auf ein Boot warten müssen. Und tatsächlich, die alten Herren kamen angetuckert. Der Schleusenwärter blieb auf Backbord und gab mir Zeichen ich möge helfen. Das war eigentlich selbstverständlich. Aber dann trieb er mich auch noch an, das Schleusentor schnell zu schließen, das heißt, die Steuerbordseite am Schleusentor zu drehen. Habe ich natürlich gemacht – hätte man mich aber auch nicht so ruppig zu auffordern müssen. Aus den Wortfetzen, die ich auffangen konnte wurde klar, dass er den beiden Alten unmissverständlich klar machte, dass sie nach der nächsten Schleuse nicht weiterfahren dürften. Er kontaktierte den Vermieter. Uns so war es dann auch. Der Bootsführer deutete mir mit abgesenktem Daumen und einem bedauernden Achselzucken die Situation. Irgendwie taten mir die Beiden auch leid. Sie hatten sich dieses kleine Abenteuer gönnen wollen und waren damit völlig überfordert. Unser nächstes Abenteuer wartete unweit km 185 in Form eines Baumes quer über den Kanal. Wir konnten backbord gerade so passieren. Das war genug Abenteuer für heute. Das Boot lief weiterhin nicht rund. Allerdings bei Tiefen ab 1,70m ging es besser. Gegen 15:30 Uhr machten wir in Châtillon-sur-Loire fest. Wir fanden Platz ein einem Steg mit dem Bug zum Ufer. Wir gingen am Nachmittag noch in den Ort, da wir erkunden wollten, wo der Markt stattfinden könnte. Châtillon war eine Bastion des Protestantismus, die ständig von den Katholiken belagert wurde. In den verwinkelten Häuserzeilen waren einige Häuser von ehemaligen Kaufleuten in gutem Zustand. Viele kleine, schmale Häuser waren unbewohnt, einige wieder hergerichtet. Die meisten Läden waren zu oder verlassen. Dennoch war der Ort nicht unsympathisch. Es gab schöne Ecken und weniger schöne. Wo der Markt stattfinden würde, haben wir nicht entdeckt. So haben wir uns am Donnerstag, Herrentag und Christi Himmelfahrt, wieder in die Stadt begeben und den Markt tatsächlich gefunden. Diesen Ortsteil hatten wir uns gestern auch tatsächlich nicht angesehen. Er lag nahe den Schulen und nördlich der Grande Rue. Markt ist immer toll und man muss aufpassen, nicht in Kaufrausch zu verfallen. Und natürlich haben wir wieder etwas gekauft. Es war wie immer ein Erlebnis. Nach einem Mittagsimbiss sind wir mit den Fahrrädern los, Richtung Loire. Der Zweigkanal der auf die Loire führte, ist nach Inbetriebnahme der Kanalbrücke stillgelegt worden. Wir sind zum Bassin des Mantelots und zur alten Schleuse gefahren. Viele Ausflügler waren hier an den Ufern des Bassins aber auch an der Loire unterwegs. Man hat geangelt, gepicknickt und ist mit mehreren Familien mit dem Rad unterwegs gewesen. Alles ohne die in Deutschland üblichen Bierorgien, die diesem Tag nicht gerecht werden. Später haben wir an Bord gechillt und geplant, ab wann wir an der Servicestelle für unseren Motor sein wollen. Das Wetter war die ganze Zeit freundlich, aber frisch.

  • Am Samstag den 13.05. verlassen wir Fleury-sur-Loire. Wir sind unentschlossen, ob wir in den Hafen von Nevers einfahren sollen oder am Kanal bleiben. Die Entscheidung wird uns abgenommen. Die erste Liegestelle nach Nevers ist der Port Plagny. Von hier sind es ca. 10 km bis zum Rennstall Ligier. Die Steganlage gehört wieder mal der Leihbootfirma und ist geschlossen und die Uferverhältnisse hinsichtlich Tiefen und Festmachen nicht sicher, so dass wir umkehren. Man erreicht den Hafen von Nevers über zwei automatische Schleusen, die man selbst auslöst. Dummerweise kommen wir exakt zur Mittagszeit an. Wir berichteten schon, Mittag ist heilig. Auch Automatikschleusen werden dann von 12:00-13:00 Uhr für eine Stunde abgeschaltet. Wir warteten also ca. eine dreiviertel Stunde. Im Hafen war gut Platz zu bekommen. Wir konnten auch Strom ziehen. Die Hafenmeisterei jedoch war geschlossen und auch am Nachmittag nicht geöffnet. So lagen wir umsonst, allerdings ohne Wasser und die Möglichkeit, die sanitären Anlagen zu benutzen. Für Samstag war ab 16 Uhr Gewitterregen angesagt, so dass wir uns beeilt haben, in die Stadt zu kommen. Der Weg zur Stadt führt über eine Brücke über die Loire. Die Loire ist hier nicht schiffbar, aber dennoch breit und von Sandbänken durchzogen. In Nevers fand gerade eine Radrennveranstaltung statt, so dass wir uns über Hindernisse den Weg ins Zentrum bahnen mussten. Die Besichtigung hat sich gelohnt. Das Wetter hat sich bis in die späten Abendstunden gehalten.

    Unser Ziel am Sonntag war zunächst ein Zwischenstopp nach der Schleuse Guétin. Wir erreichten diese Doppeschleuse über eine Kanalbrücke über den Fluss Allier. Allein diese Querung war schon spektakulär. Wir hatten ein freies Signal zur Überfahrt und standen dann vor verschlossener Schleuse. Der Schleusenwärter war nicht da. Irgendwann kam er dann und alles lief reibungslos. Das abwärtsschleusen ist noch nicht so spektakulär. Mit beiden Schleusen sind insgesamt 9,20 Meter Höhenunterschied zu überwinden. Die erste Schleuse haben wir normal mit zwei Leinen schleusen können. Die folgende Schleuse ist schräg gebaut. Wir kamen nach der ersten Schleusung so an, dass ich wieder die Schleusenwand hinaufklettern musste, um die Leinen über den Poller zu legen. Wir sind zum Glück noch weiter zu Tal innerhalb der Schleuse vorgerückt und haben, wie immer, mit zwei Leinen geschleust. Ich musste oben bleiben und Frank ist mit dem Boot weiter abwärts geschleust. Unsere Mittelklampen-Leine war dann nicht mehr lang genug. Ich hatte die Heckleine gehalten und hätte auch noch die andere Leine nehmen können. Das hat Frank aber nicht verstanden/gehört. Aber wir waren auch schon fast unten. Ich konnte das Boot mit der Heckleine halten und Frank mit Bug- und Heckstrahlruder das Boot austarieren. Als wir unten waren, musste ich eine lange Strecke die Schleusenleiter wieder runter. Wir haben am Nachmittag das Bergmanöver beobachtet. Da reicht der Schleusenwärter eine Leine mit Haken an, um die Schleusenleine der Boote entgegenzunehmen. Die sind hoffentlich lang genug. Es gibt nämlich in der Schleusenwand keine Poller zum Umsetzen. Eine Art Peniche musste die Schleusenleinen verlängern, da sie am oberen Ende der Schräge festmachen mussten.

    Nach der Schleuse war eine lange Kaimauer zum Festmachen. Hier haben wir angelegt, auch wenn die Festmacher für unsere Bootsgröße etwas weit auseinander waren. Mit dem Rad sind wir dann die knapp 5 km in eines der schönsten Dörfer Frankreichs gefahren – nach Apremont-sur-Allier. Nach ca. 2 km erreichten wir die L´écluse ronde de Lorrains. Der Abzweig des Lorrains ist nicht mehr schiffbar. Früher sind über die Rundschleuse die Schiffe von der Allier in den Kanal gelangt. Heute dient die Schleuse der Wasserregulierung. Dann erreichen wir Apremont-sur-Lorrains. Seit Beginn der Geschichte des Dorfes war der Abbau der reichhaltigen Steinbrüche ein wichtiger Bestandteil. Die Bausteine, die auf der Allier verschifft wurden, sind unter anderem zum Bau des Domes von Orléans verwendet worden. Das mittelalterliche Schloss von Apremont hat sein Gesicht seit dem späten Mittelalter bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts stets verändert. Es gab mehrfache Zerstörungen. Heute prangt es, gebaut aus hellem Sandstein, über dem Dorf. Seit fast 3 Jahrhunderten ist das Schloss in Familienbesitz und wurde jeweils über die Töchter vererbt. 1894 heiratete der dritte Nachkomme des Großindustriellen Schneider in die Familie ein.  Damals gehörte Eugène Schneider das Hüttenwerk Creusot. Sein Enkel, Gilles de Brissac sah sein Lebenswerk darin, aus den Grünanlagen eines der schönsten Gärten Frankreichs zu machen. Seit den 30iger Jahren des 20. Jahrhunderts bemühte sich Eugène Schneider mit Hilfe des Architekten Antoine Galéa, dem Dorf seinen ursprünglichen mittelalterlichen Charakter unter Verwendung des regionalen Baustils wieder zu verleihen. Dass all das gelungen ist, davon konnten wir uns überzeugen. Alle Häuser des Dorfes sind bewohnt oder werden öffentlich genutzt. Am Beeindruckendsten fanden wir die Gartenanlage mit dem Blumenpark. Für 10 Euro pro Person war ein riesiges Gelände frei zugänglich. Außer ein paar Wegen, lief man über wohl gepflegten rasen. Die Blumenrabatten, Sträucher und verspielten Lusthäuser im Park waren eine Augenweide. Das Dorf hat viele Besucher angezogen und dennoch lief alles gemütlich ab. Im Ort war Parken untersagt. Auch wir haben an der Allier bei einem Crêpe und einem Glas Rosé die Frühlingsluft genossen. Es war einfach schön. Unser Ausflug hatte länger gedauert, als wir dachten. Daher sind wir am Sonntag nicht mehr weitergefahren.

  • Am Samstag, den 6. Mai bestellen wir schon mal den „Muffler“ bei der Firma Vetus, einem niederländischen Unternehmen. Wir wollen das defekte Teil selbst ausbauen. Das Wetter ist hierfür allerdings absolut ungeeignet, denn es regnet den ganzen Tag. Auch am Sonntag. So vertreiben wir uns die Zeit mit Lesen, Karten spielen, und Ähnlichem. Am Montag passt das Wetter dann. Zunächst müssen wir ausräumen, um an den Muffler heranzukommen. Günther hat uns eine Plane geliehen, unter welcher wir alles auf dem Steg verstauen, falls es doch noch wieder regnet. Frank macht alles in Ruhe und kann den „Muffler“ ohne Schaden an den Befestigungsteilen ausbauen. Ein erster Erfolg. Das Teil sieht wirklich nicht gut aus. Man sieht, wie die Hitze der Auspuffgase dem Material zugesetzt hat. Ausgerechnet heute kommen Bootseigner vom hinteren Ende des Steges. Unsere Sachen auf dem Steg liegen im Weg. Meine Entschuldigung hilft da nicht. Nach dem Ausbau haben wir dann alles, bis auf unsere Fahrräder, wieder weggeräumt. Hier käme man gut herum, aber nun werden wir von der Frau des Eigners vollgemeckert, die mit ihrem Stock auf meinem Fahrrad herumklopft und ordentlich schimpft. Wir schieben es auf den 8. Mai, Tag der Befreiung Europas vom Hitlerfaschismus, dass es für uns Deutsche keine Nachsicht gibt. Wir räumen die Fahrräder auch weg. Am nächsten Morgen sind die älteren Herrschaften abgereist.  Montag kommt auch die Bestätigung für unsere Bestellung. Einen Expressversand bekommen wir nicht mehr hin, aber dennoch können wir mit dem Erhalt am Mittwoch rechnen. Wir verbringen ein paar nette Stunden mit unseren Bootsnachbarn Günther und Fabrice mit Geschichten aus alten Zeiten und einigem Seemannsgarn. Nebenher versuchen wir Günther, der immerhin 76 Jahre alt ist, mit seiner mobilen Technik zu helfen, allerdings mit wenig Erfolg.

    Pünktlich Mittwochvormittag trifft der „Muffler“ ein. Frank kommt freudestrahlend mit dem Paket von der Capitainerie. Wieder muss alles ausgeräumt werden. Um keinen Ärger zu bekommen und bei Misserfolg unserer Aktion weitere Schritte einleiten zu können, verstauen wir das Meiste irgendwie an Bord. Vor dem Einbau des „Mufflers“ hatten wir echt Respekt. Wir haben einige Tipps bekommen, wie wir die Abgasrohre wieder auf die Anschlussstutzen geschoben bekommen. Wir haben also Rohr und Stutzen mit Wasser und Spülmittel behandelt. Mit Drücken, Schieben und Quetschen mit Hilfe eines Löffels haben wir es geschafft. Dabei ist nicht zu verachten, wie eng es in den entsprechenden Räumen ist. Da muss man schon entscheiden, welches Knie man herunternimmt und wie herum man sich in den Spalt quetscht. Am Ende war es jedoch noch schwieriger und fummeliger, die Schellen wieder zu befestigen. Hier hat sich auch Günther noch beteiligt und ist in den engen Raum gekrochen. Mit vereinten Ideen und Kräften hatten wir alles nach ca. 2,5 Stunden repariert. Dann kam der spannende Moment. So ganz konnten wir nicht sicher sein, ob wir mit der Spülung des Ansaugrohres und dem Austausch des „Mufflers“ unser Problem geklärt hatten. Aber Ende gut- Alles gut. Günther fand zwar immer noch, dass aus dem Auspuff zu viel Luft und zu wenig Wasser käme. Nach unserer Kenntnis der Blue Fantasia war der Ausstoß jedoch genau so, wie wir es erwarteten. Grund genug für ein paar Erfolgsbiere. Fabrice kam auch noch hinzu. Ein schöner Ausklang.

    An eine Weiterfahrt am Donnerstag war jedoch nicht zu denken. Es regnete den ganzen Tag wie aus Eimern. Da muss man nicht unterwegs sein. Ich nutzte die Zeit und noch mal Wäsche zu waschen. Leider lieferte der Trockner wieder keine schrankfertige Trockenheit, so dass wir alles in abenteuerlicher Weise unter unserer Persenning nachtrocknen mussten. Am Abend schafften wir es in einem trockenen Moment unseren Wochenendeinkauf zu machen.

    Für Freitag, den 12. Mai hatten wir uns nur eine kurze Strecke vorgenommen. Noch vertrauen wir nicht voll darauf, dass wir problemlos fahren können. Aber alles geht gut. Wir fahren nach Fleury-sur-Loire, von Decize 12 km weiter westlich auf dem Canal latéral à la Loire. Es ist schön, wieder unterwegs zu sein. Wir fahren durch eine satt grüne Landschaft, die ausschließlich von Landwirtschaft geprägt ist. Das Getreide steht in vollem Saft und an ein Mohnblumenfeld zieht an uns vorüber.  Wir haben nur zwei Schleusen zu bewältigen, die auch sehr idyllisch über das Flüsschen l´Acolin und die Rigole de l´Abron führen. Schon 11:30 Uhr erreichen wir Fleury-sur-Loire. Ein schöner Liegeplatz im Grünen mit einer Art Campingkneipe und Strom und Wassersäulen. Offensichtlich sind diese Säulen nicht in Betrieb, denn das Bezahlen am Automaten gelingt weder uns, noch der später eintreffenden dänischen Crew eines Leihbootes. Für uns grundsätzlich kein Problem, denn wir hatten Wasser in Decize getankt und können Strom über den Generator machen. Trotz des wechselhaften Wetters machen wir einen kleinen Radausflug zum Château de Rozemont, Nähe Luthenay-Uxeloup. Die Burg war im Mittelalter eine der mächtigsten in der Region. Die Ruine ist heute in Privatbesitz. Gegenüber werden wir von einer Herde Charolais-Rinder „angemuht“ und haben einen traumhaften Blick über saftige Wiesen nach Luthenay-Uxeloup. Wir schaffen es gerade so vor dem Regen zurück zum Boot. Im Restaurant war heute die ganze Mannschaft der Capitainerie von Decize. Sie waren gekommen, als wir unsere Radtour starteten und noch da, als wir zurückkamen. Die Mittagspause ist den Franzosen heilig. Später schauen wir dem Regen vom Boot aus zu. Morgen wollen wir weiter. Das Wetter bleibt auch in der nächsten Woche durchwachsen.

  • Nach dem Feiertag ist unser Ziel Digoin. Bis hierhin sind es nur 12 km. Wir wollen immer noch Charolais-Rind essen und hoffen auf ein nettes Restaurant in Digoin, so, wie der Kanalführer es verspricht. Vor Digoin passieren steuerbords die Hebebrücke zum ehemaligen Speisekanal „Rigole de l´Arroux“. Auf diesem kleinen Kanal wurde früher Eisenerz transportiert. Anders als im Kanalführer beschrieben, fanden wir die Hebebrücke eher unspektakulär. In Digoin werden zwei Liegestellen ausgewiesen. Man aber nur am südlichen Kanalufer festmachen, denn am nördlichen Kanalufer sind ausschließlich Liegeplätze eines Bootsverleihs. Leider wird das im Kanalführer nie angegeben. Die Stadt hat drei Highlights, ein Keramik-Museum, die Kanalbrücke über die Loire und das Loire-Observatorium. Beide Museen hatten zu. Langsam nervt uns das. Es sind immer andere Gründe, warum die Museen, die wir besichtigen wollen, geschlossen sind. Die Kanalbrücke, über die wir später fahren werden, ist sehr imposant. Sie ist 243 m lang und wurde von einem jungen Ingenieur aus Nevers konstruiert. Die Brücke wurde 1838 nach 2jähriger Bauzeit, allerdings mehrjähriger Planungszeit, fertiggestellt. Die Planungszeit resultierte aus der Herausforderung, dass man die Loire am Kanalende weiterhin mit Hilfe eines Schleppers überqueren konnte. Da die Loire hier 6oom breit war, hätten enge Bögen einer Steinbrücke bei Hochwasser wie ein Staudamm gewirkt. So wurde zum ersten Mal in Frankreich kohlenstoffarmer Stahl verwendet. Gern spricht man Eiffel die Konstruktion zu, der war jedoch lediglich für das Mauerwerk verantwortlich. Ansonsten haben wir in Digoin keines der angeblich hervorragenden Restaurants gefunden. Ein geschlossenes Keramikgeschäft haben wir gesehen. Insgesamt wirkte Digoin auf uns verlassen und wenig einladend.

    All das veranlasste uns, trotz Strom und Wasseranschluss nach der Mittagspause weiterzufahren bis Coulanges.  In dem Dorf soll es einige Geschäfte, ein Restaurant und eine Tankstelle geben. Wir lagen sehr idyllisch alleine am Kanalufer und konnten, vom Boot aus, die Kirchturmuhr sehen. Als wir gegen 14:30 Uhr nach wenigen Schritten den offensichtlich einzigen Laden mit regionalen Produkten entdeckten, war dieser bereits geschlossen und öffnete erst wieder am Donnerstag. Die Eigentümerin hatte uns beobachtet und öffnete noch mal für uns. Sie war ohne Schuhe, offenbar auf dem Weg sich auszuruhen. Ihren Partner kommandierte sie freundlich, uns abzukassieren. Im Gespräch ergab sich, dass wir vergeblich nach einem Restaurant gesucht hatten, welches Charolais-Rind anbot. Da meinte sie, dass sie heute genau dieses Gericht gekocht hatte. In dem kleinen Ladengeschäft gab es auch einen langen Gästetisch für ca. 12 Personen. So kann es gehen. Die nächste Überraschung bot uns dieses wirklich kleine Dorf mit dem Liegeplatzservice. An der Strom- und Wassersäule konnte man Strom gegen Entgelt ziehen. Für 2 Euro hatte man 4 Stunden Strom. Das war aber noch nicht der Clou, sondern dass man mit Karte und Apple-Pay ganz einfach bezahlen konnte. Als geprägte E-Autofahrer mit den Erfahrungen des Stromsäulendebakels in Deutschland war das ein echtes „Aha, geht doch“ Erlebnis. Wir haben die herrliche Ruhe dieses schönen kleinen Liegeplatzes in schöner Umgebung genossen.

    Am Mittwoch, den 3. Mai fahren wir weiter. Seit Digoin sind wir auf dem Canal latéral à la Loire. Die Loire wird ab Digoin sehr breit und ist hinsichtlich der Wasserstände ab hier unberechenbar. Versandung Hochwasser und andere Umstände führten letztendlich dazu, den Beförderungs- und Chartergesellschaften eine stabile Strecke zur Verfügung zu stellen. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts, als das französische Wasserstraßennetzt auf Freycinet-Maße umgestellt wurde, verlor die Loire ihren Platz im Binnenschiffahrtsnetz. Der Canal latéral à la Loire hielt die Ost-West Verbindung aufrecht. Die Schleusen im Kanal werden weitestgehend vom Schleusenpersonal bedient, sind also keine Automatikschleusen. Eine neue Erfahrung für uns. Da ich in Besancon auch schon mal eine Schleuse selbst kurbeln musste, konnte ich die Abläufe gut erinnern. Nach 25 km erreichten wir Garnat-sur-Engièvre. Auch hier gab es wieder einen prima kommunalen Liegeplatz. Allerdings ohne Strom und Wasser. Wir machten mit dem Bug zum westlichen Ufer an einem Ponton fest. Sein zwei Tagen hatten wir etwas Öl in der Bilge. Es war nur so viel, dass wir es mit einem Lappen aufsaugen konnten. Dennoch beschäftigte uns das. So ganz genau konnten wir die Herkunft nicht lokalisieren. Es deutete aber gen Turbo. Wir telefonierten mit der Volvo-Service-Zentrale in Belgien. Der dortige Mitarbeiter hatte uns im vergangenen Jahr bereits für Avignon eine Motordurchsicht organisiert. Er meinte, dass er auch kein Experte sei, aber er könne sich vorstellen, dass durch unsere sehr langsame Kanalfahrt aus dem Turbo Öl drücken könnte. In der Tat sind wir sehr langsam gefahren. Teilweise wurde uns ein Wasserstand unter 1 Meter angezeigt. Manchmal zeigten uns die Fahrgeräusche an, dass wir den Untergrund leicht berührten. Frank war also auf der Hut, langsam in Kanalmitte zu fahren. Garnat-sur-Engièvre waren wir angefahren, weil man von hier einen Ausflug in den Kurort Bourbon-Lancy machen konnte. Am Nachmittag haben wir zunächst das Dorf erkundet. Wir mussten dringend Wasser haben und auch ansonsten unsere Vorräte aufbessern. Das Dorf war sehr hübsch, aber bis zum Dorfausgang konnten wir keinerlei Einkaufsmöglichkeiten entdecken. Als wir schon aufgeben wollten, sah ich gegenüber einer Tankstelle ein Supermarktschild. Der Proximarkt war ein echter Gewinn. Hier gab es von Lebensmitteln über Baumarktartikeln – wohlorganisiert – alles. Wir hauten uns die Taschen voll. Das Beste war, dass wir Steaks vom Charolais-Rind bekamen. Die landeten gleich am Abend in der Pfanne. Uns sie hielten, was sie versprechen. Am Donnerstag fahren wir dann die 10 km in den Kurort Bourbon-Lancy. Leider müssen wir alles eine recht befahrene Landstraße fahren. Nach unserer Ankunft kehren wir kurz in der Tourismusinformation ein, die unmittelbar am mittelalterlichen Stadtkern liegt. Wir schieben die Räder durch die Altstadt. Später machen wir Halt an einem Fahrradstützpunkt. Hier bastelt ein ehemaliger Rennfahrer mit zwei Mitarbeitern an Rennrädern. Darüber hinaus arbeiten sie alte Fahrräder auf und verkaufen diese zu Schnäppchenpreisen. Wir nutzen die Gelegenheit, und lassen unsere Schaltungen nochmals einstellen. Für diesen kompetenten Service, will der Chef kein Entgelt, so dass wir nur die Kaffeekasse füllen. Durch einen Park fahren wir zum Thermalviertel. Die mondänen Hotels und Anlagen sind in die Jahre gekommen, ähnlich wie in traditionellen Kurorten in Deutschland. Wir können aber vollen Betrieb erkennen. Es ist Mittagszeit und wir folgen dem Rat einer Vorbeigehenden, unser Mittagessen in einem kleinen Restaurant gegenüber dem Kurhaus zu nehmen. Das war eine gute Idee. Bei schönstem Sonnenschein bekommt Frank ein leckeres Tagesgericht mit Dessert, Hühnchen und Eis und ich esse Froschschenkel in Petersilien-Knoblauchbutter satt. Dazu nehme ich einen Rosé, so lässt es sich leben. Auf der Rücktour müssen wir uns beeilen, denn wir sind zu 15 Uhr zum Schleusen verabredet. Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich mehr strampeln muss, als Frank. Er fährt ganz relaxed und ich strample hinterher. Offensichtlich habe ich noch immer nicht die optimale Übersetzung gefunden. Mein Akku ist auch viel schneller leer als Franks. Wir werden das beobachten.

    Wieder an Bord, geht es auch gleich los. Wir sind noch in unserem Ablegemanöver vertieft, da rauscht aus der Kurve ein Mietboot heran. Da wir bislang kaum Schiffsverkehr hatten, haben wir den Kanal gar nicht so aufmerksam beobachtet. Nach einem Schlenker geht es dann ab Richtung Schleuse. Wir fahren nur 12 km und legen wieder an einem kommunalen Anleger in les Vanneaux bei Gannay-sur-Loire an. Der Platz ist auch wieder gut gepflegt. Es gibt Strom und Wasser umsonst und dieses Mal sogar ein WC und eine Dusche. Einfach aber ok. Später legt noch eine Peniche an. Es sind Niederländer, die ein Haus in der Nähe haben und ihre Autos auch noch nachholen. Zu ersten Mal erfahren wir, dass so eine Peniche ausfahrbare Stützen zur Verankerung im Boden haben kann. Die 12 km sind wir zügiger als sonst gefahren. Die These von Volvo scheint sich zu bestätigen, wir haben kein weiteres Öl in der Bilge.

    Am Freitag fahren wir weiter nach Decize. Hier wollen wir uns entscheiden, ob wir über den Canal du Nivernais und die Yonne oder den Canal latéral à la Loire weiter Richtung Paris fahren. Während der Fahrt haben wir immer wieder Probleme mit der Abgas- und Motortemperatur. Wir fahren offensichtlich durch viel Algenkraut. Der Motor dreht nicht optimal.  Wir machen auf dem Kanal den Motor aus. Die Motortemperatur kühlt relativ schnell von 95-90 Grad auf normale 85 Grad ab. Durch kurzes Rückwärtsfahren versuchen wir uns vom Kraut an der Welle zu befreien. So wird die Fahrt etwas mühselig. Um in den Hafen zu kommen, muss man durch eine Schleuse. Man muss intuitiv erkennen, dass man diese Schleuse selbst über ein Seil am rechten Ufer auslösen muss. Das klappt. Wir schleusen gern steuerbords, weil die „Blue Fantasia“ asymmetrisch ist. Das heißt, dass die linke Gangway nur fußbreit ist. Um die Schleusung in Gang zu setzen, muss man backbord auslösen. Wir entscheiden uns, zunächst backbord die Schleuse auszulösen und dann nach steuerbord zu „rudern“ um die Schleusenleinen anzubringen. Dummerweise sind unsere Fender backbord zu hoch angebracht. Auf die Schnelle können wir ein leichtes touchieren der Schleusenwand nicht ganz vermeiden. Das Manöver war sicherlich nicht ganz korrekt, hat uns aber das Schleusen an sich erleichtert.  Der Hafen ist großzügig und gut ausgestattet. Nach der Anmeldung prüfen wir wieder unseren Frischwasserfilter für die Motorkühlung. Es hat sich kaum Dreck bzw. Pflanzenteile verfangen. Uns fällt jedoch auf, dass das Wasser nach Öffnen des Filters deutlich langsamer als sonst abfließt. Offensichtlich sitzt etwas vor der Zuleitung. Nach einem Telefonat mit unserem Bootsmonteur und Studium der Leitungswege des Kühlwassers kommt uns Philipp zu Hilfe, ein Bootsmonteur, technischer Mitarbeiter der Capitainerie. Er prüft mit uns den Impeller, der sich aber als o.k. erweist. Dann kommen wir gemeinsam zu dem Schluss, den Zugangsweg des Wassers durch Wasserdruck frei zu pusten. Philipp steckt den Wasserschlauch relativ weit in das Ansaugrohr. Das scheint funktioniert zu haben. Beruhigt machen wir mit dem Fahrrad einen Ausflug in die Stadt, die auf einer Loire-Insel liegt und auf kurzem Weg über eine nahe gelegene Brücke zu erreichen ist. Decize ist eine kleine nette Stadt, die belebt ist. Wir entern die örtliche Fleischerei und einen kleinen Casinomarkt sowie eine Bäckerei, um uns für das lange Wochenende zu wappnen.

    Am Samstag starten wir ausgeruht Richtung Schleuse zurück zum Canal latéral à la Loire. Ich löse die Schleuse wieder an einer Leine aus und will mir anschließend meine Schleusenhandschuhe holen. Als ich die „Kammer des „Schreckens“, unsere Schlupfkabine mit allem was wir woanders nicht unterbringen können, öffne, schlägt mir Qualm entgegen. Ich schlage Alarm und wir fahren umgehend zurück zum Steg. Wir lüften und schauen was los ist. Der Eigner eines benachbarten Bootes, Franzose, kommt zur Hilfe. Als wir den backbordseitigen Raum unter der Plicht freigeräumt haben erkennen wir, dass Wasser aus dem Muffler (Behälter zum Auffangen des Kühlwasser- und Abgasgemisches) dringt. Es war also Abgas, was entwichen ist. Beim näheren Hinsehen erkennen wir, dass der Muffler direkt hinter der Schlauchklemme wie explodiert ist, sicherlich ein Prozess, der seit längerem abgelaufen ist.

    Wir sind schockiert und wissen: das dauert länger in Ordnung zu bringen. Der Franzose erklärt uns, dass später sein deutscher Freund kommt, der könne auch noch mal schauen und wir können uns besser verständigen. In der Zwischenzeit entschließen wir uns, den Muffler schon mal zu bestellen. Zum Glück war die Identifizierung des Typs einfach und der Produzent/Händler schnell zu finden. Egal, wer uns den Schaden repariert, wir sind überzeugt, dass derjenige den Muffler nicht vorrätig haben wird. Wir rechnen mit der Lieferung zwischen dem 9. und 11. Mai. Bis dahin will Frank den Muffler schon mal selbst ausbauen, um ggf. zu erkennen, ob weitere Teile, z.B. Schellen erforderlich sind. Im Nachbarort gibt es eine Werft. Hier werden wir wohl am Dienstag mal vorbeifahren.

    Nachmittags kommt Günter, der Freund des Franzosen. Beide haben mit ihren Booten bislang im Hafen von Nivers gelegen und sind für die Saison hierher umgezogen. Der Franzose hat früher viele Jahre Holzarbeiten auf der Belem gemacht. Wenn wir das richtig verstanden haben, ist er Experte in künstlerischer Holzbearbeitung und Restauration.  Günter, ein Deutscher, der in Luxemburg lebt, hatte früher ein Restaurant mit mehr als 100 Plätzen und hat selbst gekocht. Jetzt ist er seit Jahren mit seinem Boot in Frankreich unterwegs. Er ist sehr hilfsbereit und erfahren, nimmt aber den Schaden als gut reparabel und eigenständig lösbar hin. Er wird gerne mit anpacken. Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Hoffentlich können wir danach unser Boot beruhigt wieder dem Kanalwasser anvertrauen.

  • Wir verlassen unseren Liegeplatz in Santenay heute bereits um 8:30 Uhr. Unser Boot soll uns heute etwas weiterbringen, als in den vergangenen Tagen. Dabei hängt die machbare Strecke stark von der Anzahl der zu bewältigenden Schleusen ab. Nach 4 Schleusen machen wir Halt in St. Léger-sur-Dheune. Hier gibt es einen richtigen Hafen mit Fingerstegen, an denen allerdings ausschließlich Leihboote von „Locaboat“ liegen. Die Capitainerie wird auch vom Verleiher betrieben. Einige Plätze sind frei, wir sind jedoch nicht sicher, ob wir dort liegen können. Daher wenden wir und legen uns an eine relativ flache und schräge Kaimauer oberhalb des Hafens. Mit unseren Fahrrädern machen wir uns auf den Weg nach Couches zum Schloss. Bis dorthin sind es ca. 8 Km. Bereits nach wenigen Kilometern spüre ich, dass mit meinem rechten Fahrradpedal etwas nicht stimmt. Kaum festgestellt, löst sich dieses. Ich bin entsetzt und froh, dass nichts passiert ist. Als wir uns ansehen, was passiert ist, müssen wir feststellen, dass das Gewinde beschädigt ist. Offensichtlich haben wir bei der Erstmontage die Pedale nicht sachgerecht montiert. Unser Miniwerkzeug von „Tern“ muss ran. Frank schafft es, das Pedal wieder provisorisch zu befestigen. Nach wenigen Metern löst es sich jedoch wieder. Beim zweiten Mal bekommt er es gut fest und wir gelangen tatsächlich, mit aller Vorsicht, zum Schloss. Leider gibt es hier keinen Audioguide auf Deutsch, so dass wir uns mit einem Gerät begnügen und ab und zu in die englische Version hineinhören. Die Gesamtanlage ist sehr schön, einige Räumlichkeiten im Turm, der Kerker, die Kapelle und der Garten sind zu besichtigen. Hier gibt es auch ein Hotel und ein Restaurant, welches auch geöffnet war. Nach unserer Rückkehr zum Boot holen wir uns eine tolle Pizza, die wir zu zweit kaum schaffen können. Dann sind wir fit für die Weiterfahrt. Oben am Schloss haben wir noch Weinfelder gesehen. Nun wechselt die Landschaft. Es wird flacher. Nach 11 weitern Schleusen machen wir gegen 16 Uhr in St. Julian-sur-Dheune fest. Insgesamt sind wir dann an diesem Tag 20 km gefahren. Das Schleusen war ziemlich anstrengend. Da wir zu Berg schleusen, muss ich jeweils wieder die Schleusenwand an der Leiter hinauf. Man könnte die Schleuse zwar auch von unten auslösen, aber die Auslöser sind entweder Steuerbord oder in unmittelbarer Nähe der oberen Schleusenwand. Dort ist der Schwall zu stark, wenn Wasser in die Schleuse schießt. Daher machen wir uns möglichst hinten fest. Meist muss Frank uns etwas zurücklassen, damit ich die Leiter an der unteren Schleusenwand nehmen kann. Wenn ich nach dem Schleusenvorgang die Leinen wieder geordnet habe, kommt die nächste Schleuse. Das sorgt für ordentlich Anstrengung und in der Nacht für guten Schlaf. Dier Liegeplatz verfügt über Strom und Wasser. Eine Peniche mit  Schweizer Eignern liegt bereits dort. Mit dem Paar sind wir am folgenden Morgen ins Gespräch gekommen. Beide genießen den Ruhestand und haben ihr Zuhause auf das Boot verlegt. Nach einem Jahr soll Bilanz gezogen werden. Es wäre sicherlich interessant geworden, noch ein Stück gemeinsam zu reisen. Später kommt ein Norwegischen Segelboot hinzu, mit einer sehr abenteuerlichen Crew. Sie wollten weiter nach Süden. Zumindest der Eigner, ein Ende Fünfziger, der vor unseren Augen an die Seite pinkelte. Offenbar war das Boot sehr dürftig ausgestattet. Eine mitreisende Frau im Kleid und Strickjacke, wollte so gar nicht zu diesem Boot passen. Sie erklärte uns, ihr fehle eine Dusche. In dem Ort gab es weder Einkaufsmöglichkeiten noch Restaurants. Ansonsten war der Platz gepflegt. Es gab sogar ein öffentliches WC an der Seite. Nach unserer Ankunft werden wir von einer Mitarbeiterin von VNF gefragt, wann wir morgen weiterreisen wollen. So brauchen wir zum Glück nicht anrufen und um Bereitstellung der Schleuse bitten.

    Am Freitag wollen wir für das lange Wochenende und den ersten Mai einkaufen. Daher fahren wir nur 7 km und 8 Schleusen weiter nach Montchanin. Hier gibt es einen Liegeplatz ohne Service von VNF, direkt an deren Standort. Wir liegen wunderbar unter blühenden Bäumen und fußläufig zum Supermarkt. Auf dem Weg zum Supermarkt macht mein Pedal schon wieder schlapp. In Montchanin gibt es keine Fahrradwerkstatt. Frank schafft es nochmal die Pedale fest zu machen. Vorher kann er die Gewinde mit einer Drahtbürste etwas sauber machen. Dadurch lassen die Pedale sich nun fest anziehen. Wir hoffen, dass es jetzt hält. Bei Montchanin befindet sich der Kanalscheitel. Das heißt, dass wir ab hier zu Tal schleusen. Hier in Montchanin wurden seit 1858 noch bis 1967 in einer großen Burgunder Ziegelbrennerei die berühmten rautenförmigen, für das Burgund typischen Ziegel hergestellt. An Dächern und Fassaden der Häuser der Stadt sollen noch Ziegelelemente als Dekoration von der industriellen Vergangenheit des Ortes zeugen. Wegen der Probleme mit meinem Rad haben wir uns hierhin nicht noch mal auf den Weg gemacht.

    Am Samstag machen wir wieder eine lange Tour. Nach 9 Schleusen erreichen wir Montceau-les-Mines. Hier haben wir einen Mittagshalt geplant. Es gibt einen richtigen Hafen mit allem was dazugehört. Entlang der Straße am Kai findet heute ein Markt statt. Als wir kommen, gegen 12 Uhr, beginnen die Stände schon zu schließen. Aber wir können noch alle Köstlichkeiten bestaunen und erliegen ein wenig dem Kaufrausch. Vom Metzger kaufen wir 2 Kaninchenkeulen und eine große Scheibe Kochschinken und beim Obst und Gemüsehändler Spargel und eine Mango. Der Ort selbst kann seine „schwarze“ Vergangenheit nicht ganz verhehlen.  Montceau-les-Mines ist eine ehemalige Bergwerkstadt. Sie hat sich im 19. Jahrhundert entwickelt, als die Kohle in enormen Mengen aus dem Blanzy-Flöz gefördert wurde. In dem heutigen Freizeithafen wurde Kohle umgeschlagen. In Blanzy, wenige km entfernt, gibt es Museum zur Kohleförderung. In Montceau-les-Mines gibt es eine ordentliche Fußgängerzone parallel zur Uferstraße und am zentralen Platz chillen um die Mittagszeit die Leute beim Mittagessen in den diversen Restaurants. Unser Mittagessen nehmen wir vor der Weiterfahrt an Bord. Es gibt Pastete und Salat. Bei der Ausfahrt aus Montceau müssen wir 3 Brücken passieren, eine Klappbrücke, eine Wippbrücke und eine Hubbrücke. Die erste Brücke löst man über eine Stange aus, die über dem Kanal hängt. Die anderen beiden Brücken bedient ein Brückenwärter.

    Nach 7 weiteren Schleusen, also insgesamt 15 Schleusen und 30 km erreichen wir Génelard, unsere Zielstation, gegen 16:45. Wir haben diesen Platz gewählt, weil es hier ein Museum und Aufklärungszentrum über die Demarkationslinie, der Grenze zwischen dem im zweiten Weltkrieg von den Deutschen besetzten Teil und dem vom Vichy-Regime regierten Teil des Landes, gibt. Génelard liegt an dieser ehemaligen Linie. Leider hatte das Museum, anders als wir es im Netz gelesen hatten, nicht geöffnet. Dafür hat uns der Ort inspiriert, uns mit der Geschichte der Demarkationslinie zu beschäftigen. In Génelard lebte auch der bedeutende Burgunder Maler Jean Laronze (1852-1937). Er wurde in Génelard geboren und hat später an dem Collège Royal de Mâcon studiert. 1870 war er 5 Jahre bei der Armee, welche er als Leutnant verließ. Nachdem er 2 Jahre im väterlichen Unternehmen im Kanaltransport gearbeitet hatte, heiratete er eine begüterte Frau und begann seine Laufbahn als Fabrikmanager. Er selbst fühlte sich mehr als Künstler, denn als Manager. Das Geld seiner Frau ermöglichte ihm ein Kunststudium an der „académie Emile Dardoise “ und weitere Kunstakademien, unter anderem in Paris. Seine Bilder wurden mehr geschätzt als die von Jean Matisse. Von Laronze stammen beispielsweise die Werke „Le Calme“, „La Soleine“, „Pêcheur Charolais“ usw., Themen aus seiner Heimat, dem Burgund. Diese und andere Informationen stammen von einer Tafel am Geburtshaus des Künstlers direkt am Kanal, oberhalb der Schleuse. Dort sollen auch einige Bilder ausgestellt sein. Auch hier war eine Besichtigung leider nicht möglich. In Gènelard gab es an beiden Ufern des Kanals Liegemöglichkeiten. Wir haben uns gleich im Becken in Fahrtrichtung rechts festgemacht. Allerdings gab es hier nur einen Poller. Nun kamen zum ersten Mal „meine“ Erdanker zum Einsatz, die ich letztes Jahr in Vorbereitung unserer Reise unter leichtem Protest von Frank für unser Equipment verteidigt habe. Ansonsten gab es wieder Wasser und Strom gratis und für die Liegestelle wurde auch kein Entgelt von der Stadt genommen. Wir haben schön ruhig gelegen und konnten unser Abendessen draußen an einem überdachten Banktisch in der untergehenden Sonne nehmen. Ein schöner Tag war es.

    Am Sonntag halten wir nach nur einer Schleuse in Palinges an einem „Halt im Grünen“. Hier gibt es auch Strom und Wasser, Strom mit Normalsteckdose. Beides wird aber erst ab 1. Mai in Betrieb sein.  Die erste Schleuse haben wir gemeinsam mit einem Mietboot genommen. Mit dem Mitarbeiter von VNF haben wir verabredet, 13:30 weiterzufahren. Unser Ziel bei diesem Halt war das Schloss Digoine. Es liegt 2 Schleusen weiter, ca. 5 km, Nahe der Schleuse 19, an welcher wir später, anders als im Kanalführer angegeben, keine Liegemöglichkeit gefunden hätten. Zum Schloss führt vom Kanal eine lange Allee hinauf, die mit einem mondänen Tor versperrt war. Parallel gibt es eine Straße, die zum Parkplatz für Besucher führt. Wir hatten uns auf die Besichtigung gefreut, denn der Kanalführer preist an, dass man gerne vom Eigentümer geführt wird. Man soll das kleine „italienische“ Theater, das Cicéri, welches der Chefdekorateur der Pariser Oper prächtig dekoriert hat, ansehen. Jaques Offenbach hat hier „den Triumphwalzer des Schlosses von Digoine“ komponiert. Darüber hinaus soll man die Räume des Erdgeschosses usw. sehen. Wie so oft, gab es auch hier keinen Eintritt. Das Schloss war ab 14-18 Uhr geöffnet. Schade, aber wir wollten später weiter, da der erste Mai, Feiertag, vor uns lag und wir einen Liegeplatz mit Service für den Feiertag wollten. So konnten wir nur von außen die schlichte und schöne Schlossfassade im klassizistischen Stil sehen und den Park erahnen. Alles andere auch der Garten entzog sich unserer Blicke. Also radelten wir zurück. Für den Rückweg wählten wir den „Schleusenweg“ vorbei an den hier typischen, durch Hecken eingezäunten Weiden, der Charolais-Rinder. Bereits seit geraumer Zeit erstrecken sich neben dem Kanal großzügige Weideflächen mit Rinderherden der Charolais-Rinder. Hierbei handelt es sich um eine französische Rinderrasse, die insbesondere zur Fleischproduktion und Kreuzung mit anderen Rassen eingesetzt wird. Ihren Namen haben sie von der Umgebung durch die wir gerade fahren, dem Charolais. Das Fleisch dieser weißen Rinder soll einen unverwechselbaren aromatischen Geschmack haben und von hellroter Farbe sein.  Das Fleisch weist eine besondere Fleischfestigkeit auf und soll ausgesprochen viel Geschmack und Finesse haben. Das werden wir unbedingt noch kosten. Als wir zurück nach Palinges kommen, findet hier vor dem Ehrenmal eine Gedenkfeier für die Deportierten des 2. Weltkrieges statt. Diese Feiern finden überall in Frankreich am letzten Sonntag im April statt. Ein Spielmannszug intoniert die „Marseillaise“ und tritt nach dem Gedenken unter Musikbegleitung den Marsch zur Bibliothek an, wo der Bürgermeister offensichtlich zu einem Beisammensein geladen hat. Wenige Veteranen und jüngere Leute begleiten diesen Zug, Der Bürgermeister hat einen Kranz niedergelegt. Wir sagen keinen Mucks.

    Nach unserem Ausflug kontrollieren wir die Bilgen und stellen fest, dass unter dem Motor Öl angesammelt ist. Nicht viel, sondern so, dass wir es gleich herauswischen konnten. Das werden wir im Auge behalten.

    Wie verabredet finden wir uns an der nächsten Schleuse ein. Nur diese ist rot und für uns nicht vorbereitet. Nach einer ¾ Stunde entschließe ich mich, bei VNF anzurufen. Bis dahin sind wir vor der Schleuse gedümpelt und haben uns dann provisorisch mit einem Erdanker festgemacht. Nach dem Anruf kommt ein Schiff zu Berg, dann können wir weiterfahren. Vor der letzten Schleuse, unmittelbar vor unserem geplanten Liegeplatz fahren wir ca. 5 km bei sehr niedrigem Wasser. Die Anzeige zeigt teilweise nur 90 cm, deutlich zu knapp für unseren Tiefgang von 110 cm. Ab und zu gibt es auch einen kleinen Rumpler, aber wir schlagen uns gut durch bis zur Schleuse. Die ist wieder nicht vorbereitet. Diesmal rufe ich schneller bei VNF an. Die Schleuse wird nun für uns vorbereitet. Auch hier hatten wir uns kurz mit einem Erdanker am Ufer festgemacht. 300 m nach der Schleuse befindet sich der Liegeplatz von Paray-le Monial an dem wir gegen 17 Uhr, nach insgesamt 7 Schleusen festmachen. Zeitnah erscheint ein Mitarbeiter von VNF und fragt uns, wann wir nach dem Feiertag weiterreisen wollen. Das ist toll, da muss ich nicht anrufen. Der Liegeplatz ist auch mit Strom und Wasser ausgestattet und unterhalb der Uferpromenade gibt es sanitäre Anlagen, die nach Franks Aussagen nicht einladend waren. Aus dem Aushang entnehmen wir, dass die Stadt hier ein Entgelt kassieren möchte. Das ist echt o.k., aber es kommt keiner. Nach dem Abendbrot planen wir den morgigen Tag und freuen uns auf diese Fahrpause.

    Am Morgen des 1. Mai ist alles noch sehr ruhig. Wir werden mit Sonne geweckt und gönnen uns, für unsere Verhältnisse, ein spätes Frühstück. Da es nachmittags regnen soll machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg in die Stadt, diesmal zu Fuß. Die Stadt ist ein touristischer Anziehungspunkt, aber noch mehr ein Pilgerort auf Grund seiner Bedeutung für das Christentum. Ein kleines Heftchen, herausgegeben von der Pfarrgemeinde, den religiösen Gemeinschaften, den Fremdenführern und dem Verkehrsamt beschreibt die Vorzüge des Ortes so: „Alles drängt dazu, hier anzuhalten; denn die Zeit scheint stillzustehen bei einem Spaziergang am Ufer der Bourbince oder vor der unverwechselbaren Shioulette der romanischen Basilika mit ihren Skulpturen. Fernab von den immer unmenschlicher werdenden Ballungszentren entdeckt man hier die Harmonie von Schönheit, Kunst und Glauben. Wir konnten uns hier vor allem die Stätten des christlichen Glaubens anschauen. Die Museen waren natürlich am Feiertag geschlossen. Das Museum „Hiéron“ stellt z.B eine Sammlung von Gemälden und Kunstwerken mit Bezug zur Eucharistie aus und beherbergt das berühmte „Tympanon von Anzy“, ein Meisterwerk der romanisch-burgundischen Bildhauerkunst. Bei unserem Stadtspaziergang passieren wir zuerst das Rathaus. Es war früher das Haus eines reichen Tuchhändlers und hat eine besonders schöne Fassade im Stil der italienischen Renaissance mit einer für Burgund typischen Biederkeit. Unser weiterer Spaziergang führt uns vorbei n diversen Klostereinrichtungen und Stätten für die Pilger. Eine Gruppe von Pilgern ist gerade auf dem Weg zu einem Gottesdienst in einem Dominikanerkloster. Wir erhaschen einen Blick in das ansonsten verschlossene Refugium. Hauptziel der Pilger ist die Kapelle „de la Visitation“, wo die junge Nonne Marguerite Alacoque im 17. Jahrhundert eine Erscheinung des Herzen Jesu hatte. Wir besichtigen den Ort, auch die Capelle „La Colombière“. Hier werden die Gebeine des Paters La Colimbière aufbewahrt, Beichtvater und Seelsorger von Marguerite-Marie. Er wurde 1992 durch Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen. Das bedeutendste Bauwerk von Paray-le-Monial ist die ehemalige Klosterkirche der Benediktiner. Die Basilika ist Zeugnis von der Architektur Clunys aus dem XI. und XII. Jahrhundert. Bisher haben wir in Frankreich wenig praktizierende Christen erlebt. Hier in Paray-le Monial ist das völlig anders. Man hat das Gefühl, dass sich hier alles um den Glauben dreht. Wallfahrtsstätten, Bildungsstätten, Kirchen und Klöster zeugen davon.

    Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg zurück zum Boot. Bei unserem Rundgang sind uns viele Menschen mit kleinen Maiglöckchen-Sträußen begegnet. Mit Hilfe von Google lernen wir die Bedeutung kennen. Sie werden in Frankreich als porte-bonheur, Glücksbringer, einem geliebten Menschen geschenkt. Ich bekomme von Frank für 2! Euro so ein Sträußchen. Mir gefällt diese Geste. Als wir nachmittags unser Boot sauber machen, ich drinnen und Frank draußen, kommt Frank mit zwei Spaziergängerinnen ins Gespräch. Als sie auf ihrem Rückweg wieder bei uns vorbeikommen, bekommt er so ein Sträußchen. Interessant.

    Am Nachmittag wechseln Sonne und Regen, also gut Zeit diesen doch etwas länger gewordenen Beitrag zu verfassen. Wir haben viel erlebt und freuen uns auf das, was vor uns liegt.