• Am Dienstag starten wir von Chagny aus erneut mit unseren Rädern in Richtung Rully. Von Chagny aus sind das nur knapp 5 Kilometer. In Rully werden seit mehr als 4 Jahrhunderten viele große Weine angebaut. Bis heute reiht sich ein Weingut an das nächste. Wir haben neugierig in die Höfe geschaut und fleißiges Klappern hinter meist verschlossenen Türen gehört. Die Güter zeugten, allein von ihren alten Gemäuern her, von langer Tradition und waren liebevoll erhalten und saniert. Es war sehr lohnend anzusehen. Von einem Weinhändler im Ort bekamen wir einen Tipp, welche Domaine offen ist. Leider gibt es in Frankreich keine so ausgeprägte Verkostungskultur wie in deutschen Weingebieten. Degustation wird zwar angeboten, spielt jedoch eine untergeordnete Rolle. Mit unserem schlechten Französisch waren wir nicht in der Lage, uns eine Verkostung zu erbitten, und außerdem hätten wir uns nicht gut gefühlt, da wir per Fahrrad nur 1-2 Erinnerungsflaschen mitnehmen konnten. Ungeachtet dessen haben wir uns für spätere Rückblicke je eine Flasche Roten und Weißen Rully-Wein gegönnt. Wie schon in Condrieu hatten auch die Weine in Rully ihren Preis. Unser Weg führte uns hinauf bis zum Château Rully, welches leider erst Mitte Juli bis September zu besichtigen ist. Auch der große Park war nicht zugänglich. Das Château ist eine mittelalterliche Festung mit Bergfried aus dem 12. Jahrhundert. Von hier oben hatte man einen traumhaften Blick über die Weinfelder. Auch die Kirche Saint-Laurent und das Schloss Saint-Michel waren geschlossen. Das Schloss ist ein Beispiel für die Architektur Napoleons III, in Verbindung mit Stilen Ludwigs XIII., Renaissance und Gotik. Insgesamt hat uns Rully auch von seiner bauhistorischen Substanz sehr gefallen. An einem der vielen Rastmöglichkeiten haben wir unseren mitgebrachten Mittagsimbiss genommen. Es fasziniert uns immer wieder, dass diese Plätze in Ordnung sind und über aufgeräumte Müllentsorgungsmöglichkeiten verfügen. Da lässt man sich gerne nieder. Schon am frühen Nachmittag waren wir zurück in Chagny. Für den Nachmittag war Boot putzen angesagt. Abseits von herumfliegendem Grünzeug und Blütenstaub konnten wir den Dreck des letzten Monats am Außenschiff beseitigen. Abend hatten wir unsere Bootsnachbarn aus Polen zu Gast, die uns in der englischen Sprache einiges voraushatten.  Es wurde ein sehr netter Abend mit viel Seemannsgarn und 2 Flaschen Weißwein.

    Für Mittwoch, den 26. April 2023 hatten wir uns nur eine kurze Strecke vorgenommen. Bis dorthin waren keine Schleusen zu bewältigen. Wir fanden tatsächlich den „Halte Natur“, den Liegeplatz in der Natur, in der Nähe von Santenay, nur 5 km von Chagny entfernt und machten dort fest. Auch hier trifft meine Bemerkung zu den Rastmöglichkeiten von gestern zu. Neben Banktischen gab es hier sogar eine Wasserpumpe, die funktionierte, aus der man durch Drehen einer Kurbel Wasser ziehen konnte. Da nach unserer Ankunft die Sonne schien, haben wir sogar gewagt, in freier Natur unsere Heckdusche zu nutzen. Leider verfügen die Liegestellen in den Kanälen selten über sanitäre Einrichtungen, so dass wir unser Bordequipment voll brauchen. Santenay haben wir wieder mit dem Fahrrad erkundet. Das kleine Winzerdorf liegt nur wenige Kilometer vom Kanal entfernt. Auch hier wachsen sehr gute Weine und viele Domaines präsentierten ihre Weine zum Verkauf. Eine Domaine befindet sich im Château Santenay. Ein tolles Gelände mit gepflegtem Park. Die Dächer der Gebäude sind mit lasierten bunten Dachsteinen gedeckt. Im Ort selbst gibt es 2 Restaurants, die im Michelin-Führer genannt sind. Die Menüpreise lagen zwischen 36,00 und 56,00 Euro. Ein Bistro am Markt betreibt einen Stand, an dem man Wein trinken kann. Viele Radfahrer machten hier Rast. Wir auch. So lässt es sich gut gehen. Zurück an Bord haben wir am Nachmittag mit Blick auf die Weinberge den nächsten Tag geplant. Wir wollen, wenn alles klappt, eine längere Strecke fahren. Zwischendurch wollen wir noch ein Schloss besichtigen, hierfür konnte ich im Voraus Tickets bestellen. Ich musste uns für den Folgetag telefonisch für das Schleusen am Kontrollposten anmelden. Die Dame, die das Telefonat entgegennahm, war etwas unwirsch. Das Gespräch ging auch nur in Französisch und ich bin leider nicht so schnell im Reagieren, wie ich vom anderen Ende zugetextet werde. Wir sind nicht sicher, ob alles klappen wird.

  • Sonntag, den 23.04. sind wir gegen 7 Uhr früh wieder auf der Blue Fantasia. Hinter uns liegen ein paar Tage Berlin mit Wäsche waschen, Rasen mähen, Post erledigen, ein wenig arbeiten und natürlich der Besuch von Mutti in Wismar, der eigentliche Grund unserer Heimfahrt. Von Chalon nach Berlin und zurück sind wir jeweils die Strecke Chalon-Karlsruhe mit dem FlixBus gefahren und die Strecke Karlruhe Berlin mit dem Zug. Wäre der Bus auf dem Rückweg in Karlsruhe nicht um eine Stunde verspätet gewesen, hätte alles super geklappt. Leider waren am Hafen in Chalon bei unserer Ankunft die sanitären Einrichtungen wegen Bauarbeiten gesperrt, auch die Behelfscontainer. Wir haben zunächst mal 3 Stunden geschlafen. Gegen 12 Uhr haben wir uns auf den Weg Richtung Canal du Centre gemacht. Wir erreichten die erste Schleuse (Nr. 34b Crissey) in der Mittagspause. Kurz vor 13 Uhr schleuste mit uns gemeinsam die Peniche „Riccall“ zu Berg. Die Schleuse Crissey hat den größten Hub auf der Strecke mit angegebenen 10,76 m. Alle Schleusen im Kanal mit einem Hub über 5 Meter sind mit Schwimmpollern ausgestattet. Auf unserer Route am Sonntag sind wir von einem Mitarbeiter von VNF von Schleuse zu Schleuse begleitet worden. Wir brauchten die Schleusen nicht selbst bedienen. In unserem Kanalführer ist eine Anlegestelle nach der Eisenbahnbrücke zwischen Chalon und Crissey ausgewiesen. Die wäre für uns an einem Wochentag interessant gewesen. Von hier aus kann man wohl einen Supermarkt erreichen. Unserer Vorräte waren so gut wie aufgebraucht. Bei unserer Vorbeifahrt konnten wir allerdings die Liegestelle nicht entdecken. Einen sehr guten Eindruck machte die Anlegestelle in Fagnes ca. 4,4 km weiter unterhalb der Brücke und Schleuse, von uns aus gesehen am rechten Kanalufer. Von der bisher gefahrenen Strecke kam das für meinen Kapitän Frank nicht in Frage. Er wollte noch ein paar Schleusen weiter. Der Mitarbeiter von VNF bestätigte, dass man unterhalb der Schleuse 31 am PK 13 liegen könne. Es gab in der Tat eine Reihe von Festmachern auf einem frisch bearbeiteten, völlig moddrigen Uferstück und danach versteckt im hohen Gras auf der Uferböschung. Beides wäre ohne abenteuerliche Manöver für uns nicht möglich gewesen. Daher machten wir am Wartesteg vor der Schleuse fest. So ein Wartesteg ist übrigens bei kaum einer Schleuse im Kanal vorhanden. Gegen 15 Uhr machten wir fest. Strom lieferte unser Generator. Wasser gab es nur Regen und Gewitter von oben. Zum Glück schleuste niemand weiter in unsere Richtung. Gegen 17 Uhr kam noch ein Boot zu Tal geschleust. Wir waren so müde, dass wir sehnsüchtig auf das Ende der Schleusenöffnungszeit warteten. 19 Uhr sind wir dann ins Bett und haben den Schlaf der vergangenen Tage nachgeholt.

    Für Montag hatten wir unsere erste Schleusung um 9:30 avisiert. Die Schleuse wurde pünktlich freigeschaltet. Wie am Vortag erwarteten wir jemanden von VNF, der uns schleust. Eine viertel Stunde später kamen dann auch 2 Mitarbeiter. Zu dem Zeitpunkt hatten wir mit Hilfe unseres Kanalführers bereits festgestellt, dass wir die Schleusung selbst in Gang setzen sollten/könnten. Die nächsten Schleusen an diesem Tag haben wir das auch so gemacht. Insgesamt waren es 8 Schleusen bis zu unserem nächsten Ziel. Bei den Schleusen über 5 Meter musste ich über eine Leiter die Schleusenwand erklimmen, oben die Leinen über den Poller legen, und dann die Schleuse auslösen über ein Seil in einer entsprechenden Vorrichtung. Alles hat gut geklappt. Aufgrund des Drucks des einströmenden Wassers haben wir nicht nur mit der Mittelklampe geschleust, sondern auch noch eine 2. Leine vom Heck gelegt. Entsprechend lautet auch die Empfehlung im Kanalführer. Die Strecke ist sehr idyllisch. Man kann auf Grund der flachen Ufer weit ins Land schauen. Jetzt im Frühjahr sticht insbesondere der Kontrast zwischen saftigem Grün und gelben Rapsfeldern ins Auge. Leider schaffte es die Sonne nicht durch die Wolken. Aber es regnet auch nicht. Gegen 12 Uhr haben wir Chagny erreicht. Der Kanalführer ließ vermuten, dass die Liegestelle mit Strom und Wasser hinter der Brücke käme. Dort lagen vorwiegend Peniches und andere ortsansässige Boote und der einzige freie Platz war reserviert. So sind wir umgekehrt und zu den offensichtlich städtischen Liegeplätzen in dem kleinen Becken unterhalb der Brücke gefahren. Dort gibt es sowohl Liegeplätze mit Strom und Wasser an der Uferbefestigung als auch Fingerstege. Wir haben zu einem Fingersteg manövriert und sauber angelegt. 2 Damen von der Stadt in Uniform waren gerade dabei, die Gastlieger zu erfassen. Man bekommt hier eine Rechnung nach Hause geschickt-ein Novum. Als wir ankamen, lag am Nachbarsteg noch ein Segler aus Bremen. Er ist allein unterwegs zu seinem Jahresliegeplatz nach Sête. Später kam noch ein polnischer Segler mit einem Pärchen. Sie wollen auch noch einen zweiten Tag, wie wir, bleiben. Nach unserer Ankunft haben wir zügig die Räder fertiggemacht und sind in die Stadt. Dort haben wir sehr lecker in einem Bistro gegessen. Chagny ist die Grenze zwischen der Côte de Beaune im Norden und der Côte Challonaise, die sich nach Süden erstreckt. Außer für seine guten Weine ist dieses Städtchen sehr bekannt für seine guten Restaurants. Das berühmte “Lameloise“ soll eines der besten Sternerestaurants in ganz Frankreich sein. Bei einem Menüpreis von 250 Euro aufwärts, der Wein beginnt bei 85 Euro, allerdings nicht ganz unsere Preisklasse. Wir haben im hiesigen Supermarkt unsere Vorräte aufgefüllt. Jetzt sind wir wieder für eine Weile unabhängig.

  • Am Freitag, den 14. April machen wir uns nach einem gemütlichen Frühstück wieder auf den Weg. Unser Ziel Mâcon ist nur 32 Flusskilometer entfernt. Gegen 13 Uhr legen wir in Mâcon an. Der Hafen liegt oberhalb der Stadt und ist gut gepflegt. Durchreisende, wie uns, können wir im Hafen gar nicht ausmachen. Uns gegenüber liegt ein schwedischer Segler mit einem Crewmitglied aus Deutschland. Der junge Mann braucht Meilen für seinen Segelschein und natürlich Erfahrungen. Man will nach Mallorca segeln und der Eigner später weiter nach den Philippinen. Auf Mallorca wollen die beiden jobben, bevor es weitergeht. Aktuell reparieren sie an einem Getriebeschaden. Noch während wir da sind, können sie das Projekt erfolgreich abschließen. Wir igeln uns an Bord ein, denn es ist kalt, nass und windig. Kein Wetter, um die Räder rauszuholen und noch mal einen zweiten Blick auf Mâcon zu nehmen. Während eines halbwegs trockenen Abschnittes gehen wir zu dem 15 Minuten entfernten Supermarkt „Auchan“, um uns bis zu unserer Abreise nach Deutschland zu bevorraten. Das Angebot ist ausgezeichnet und wir sind froh, bereits vorab verabredet zu haben, nicht in einen Kaufrausch zu verfallen. Ansonsten verbringen wir die Zeit mit Kartenspielen, Lesen und Netflix. Es wird von Tag zu Tag kälter.

    Wir starten Sonntag früh unsere Weiterfahrt nach Chalon noch bei etwas Sonnenschein, doch das ist bald vorbei. Bei 6-7 Grad Außentemperatur schafft unsere Motorheizung gerade mal 16-17 Grad Innentemperatur zu erzeugen. Da wird die Kniedecke obligatorisch. Landschaftlich finden wir die Saône deutlich reizvoller als die Strecke auf der Rhône bis Port St. Louis. Der Raps blüht herrlich und saftige Wiesen und Bäume säumen die Ufer. Es gibt eine Reihe von Anlegestellen mit Restaurants, die offenbar geöffnet sind. Noch ist hier kaum etwas los. Wir begegnen einem Hotelschiff und zwei Sportbooten. Ansonsten begleitet uns eine lange Strecke eine Kolonie Kormorane auf dem Weg in den Norden. Sie sammeln sich zum Fischen auf dem Wasser und fliegen auf, wenn wir heran sind. Mancher muss noch schnell den letzten Fisch mitnehmen, bevor wir gefährlich nahekommen. Überwiegend am linken Flussufer machen wir gezimmerte Beobachtungshütten nahe am Ufer aus, die etwas getarnt sind. Wir wissen, dass viele Angler an der Saône sind. Wozu allerdings diese Behausungen dienen, erschließt sich uns nicht. Zum Wasser hin gibt es nur einen Sichtschlitz.

    An Tournous fahren wir vorbei. Hier liegt man am Ponton am rechten Flussufer.  Einige Freizeitboote haben festgemacht.

    Wir fahren durch bis Chalon. Wir müssen hier 1 Woche bleiben, da wir kurz nach Hause und zu Mutti ins Heim wollen. In Chalon liegt man hinter der Île St.-Laurent. Für Durchreisender ist der Außensteg reserviert. Es herrscht starke Strömung gegen den Steg. Frank ist mit unserem ersten Liegeplatz nicht zufrieden. Hier trifft die Strömung besonders auf und es ist die engste Stelle zwischen Steg und Insel. Boote die schlecht manövrieren, könnten an unser Boot gedrückt werden. Am Sonntagabend ist die Capitainerie nicht besetzt. Wir sprechen am Montag mit dem Hafenmeister, der uns empfiehlt, weiter Richtung Steg-Ende zu fahren und uns hinter ein dort liegendes größeres Boot zu legen. So machen wir es. Montag am späten Vormittag fahren wir mit unseren Rädern in die Stadt. Zunächst wollen wir uns ansehen, wo der Flixbus Dienstagnacht hält, mit dem wir nach Karlsruhe fahren werden, um dort in den Zug nach Berlin zu steigen. Den Busbahnhof finden wir auf Anhieb. Leider gibt es keine Stelle, wo der Flixbushalt gekennzeichnet ist. Wir fragen Busfahrer, Taxifahrer und die Auskunft im Bahnhof und erhalten unterschiedliche Auskünfte. So bleibt uns nur zu hoffen, dass der mitgelieferte Screenshot bei den Tickets tatsächlich dem Halt entspricht. Von dort aus fahren wir Richtung Altstadt. Wir merken, dass wir auf Grund der Hitze bei der Hinreise, viele schöne Teile der Stadt noch nicht gesehen haben. Das holen wir jetzt nach. Zum Déjà-vue kommt es, als wir uns entschließen gegenüber dem Rathaus einen Mittagsimbiss zu nehmen. Hier waren wir letztes Jahr im Sommer auch und haben uns ein Bier, bzw. Perrier mit Waldmeistersirup gegönnt. Heute isst Frank „plat du jour“, das ist heute Fisch und Quinoa-Salat und ich „Andouillette“. Dazu gibt es ein Gläschen Rosé. Andouillette war meine erste Erfahrung mit der französischen Küche vor mehr als 20 Jahren. Es ist eine Innereien-Wurst für Wagemutige. Ich probiere gerne unbekannte Speisen. Diese fand ich mit der entsprechenden Sauce interessant. Nach dem Essen sind wir noch zur Schleuse am Canal Central gefahren. Dorthin werden wir in einer Woche Chalon verlassen. Ab dann beginnt ein uns unbekannter Abschnitt unserer Rückreise.

  • Nach der Wiederöffnung der Schleuse Vaugris nach dem Streik, herrscht auf der Rhône reger Schiffsverkehr. Immerhin mussten Frachter wie Passagierschiffe 4 Wochen warten, bis sie wieder passieren konnten. Die ganze Nacht hindurch fahren die großen Pötte mit auf die Fluten der Rhône gerichteten Strahlern. Der Hafen von Les Roches-de-Condrieu ist entsprechend unruhig. Dennoch hätten wir es uns schlimmer vorgestellt. Wir stehen am Dienstag zeitiger als sonst auf und frühstücken bereits um 8:30 Uhr mit unseren Freunden. Karin hat sogar schon Croissons besorgt. Um 10:00 Uhr legen wir ab. Der Fracht- und Passagierverkehr hat sich schon beruhigt. An der Schleuse Vaugris müssen wir festmachen, wir dürfen nicht mit dem vor uns fahrenden Frachter einfahren. Später schleusen wir dafür alleine.

    Auf der Rhône kommen uns nach und nach 3 Frachter mit Holzschnitzeln entgegen, die ich liebevoll „Schnitzel-Yacht“ taufe. Gegen 14:35 Uhr erreichen wir die Schleuse Pierre Bénite. Die letzte Schleuse auf der Rhône vor Lyon. Die Passage am Zusammenfluss von Rhône und Saône ist von Süden kommend fast noch imposanter als vom Norden her. In voller Größe türmt sich der futuristische Bau des Musée Confluences an der Spitze der Halbinsel Presq´île auf. Wenig später passieren wir den Port de plaisance Confluences. Leider öffnet der Hafen erst am 01. Mai. Im Quartier Confluences haben dicht an dicht Hausboote auf der Saône ihren Platz. Auf der Durchfahrt durch Lyon sehen wir hier und da einen erlaubten Parkplatz für Boote an den Kais. Festmacher sind kaum zu erkennen, und wenn, dann sind es Ringe in großen Abständen. Uns lädt es nicht ein, an solch einem Platz zu liegen. Man ist allein und ungeschützt. Zu solchem Abenteuer haben wir in der Großstadt kein Vertrauen. Ansonsten ist die Fahrt durch Lyon wieder atemberaubend. Zum Glück ist kaum Verkehr, so dass wir viel schauen können.

     Nach der Passage von Lyon könnten wir uns vorstellen, an einem schönen Anleger zu übernachten. Als erstes finden wir die Liegestelle am rechten Ufer oberhalb der Brücke von Collonges, von der aus man zum Restaurant des berühmten Küchenchefs Paul Bocuse kommt. Da dieser ohne Service ist, und eigentlich auch für den Restaurantbesuch gedacht ist, fahren wir weiter. Den Anleger am linken Ufer unterhalb der Schleuse von Couzon haben wir leider zu spät für voll genommen. Er liegt noch unterhalb der Pont de Couzon und dient auch als Wartestelle für die Schleuse, was wir nicht realisiert haben. Hier hätte man liegen können und einen Ausflug zum Schloss von Rochetaillée machen können. Ausgerechnet die Schleuse Couzon war rot und musste noch für uns vorbereitet werden. Da wir an der Wartestelle vorbei waren, sind wir vor der Schleuse herumgeeiert. Zurück wollten wir auch nicht, da wir die Schleuse schon angefunkt hatten und die Schleusenwärterin bestätigt hatte, dass sie die Schleuse für uns vorbereitet. Also ging es weiter. Als nächste Möglichkeit zum Anlegen war die Werft in Albigny ausgewiesen. Hier soll es 5 Plätze für Durchreisende geben. Wir konnten nichts entdecken. Einige Plätze waren belegt, andere durch eine Leine abgeriegelt. In Neuville-sur-Saône haben wir schon im vergangenen Jahr gelegen und die unangenehme Erfahrung mit dem Liegen an einer festen Kaimauer gemacht. Dann kommt der Hafen von Genay, der von der Firma Nautic Auto verwaltet wird. Außer viel Rost waren auch hier weder Beschilderungen für Durchreisende noch freie Plätze zu erkennen. Damit war klar, wir müssen bis Trevoux. Der Steg vor dem Zeltplatz von Trevoux ist gut anzufahren. Auch hier haben wir schon gelegen. Unser Eindruck von Trevoux auf der Hintour war nicht so besonders. Am Mittwoch haben wir uns einen zweiten Blick gegönnt und unser Bild etwas korrigiert. Die kleine Stadt verfügt über viele Künstler-Ateliers von Keramik bis Malerei, eine Reihe von individuellen Cafés und Restaurants und natürlich seine historischen Gebäude, die wir schon auf der Herfahrt beschrieben haben. Gern hätten wir uns das Parlament angesehen. Leider hatte ich das Angebot für eine Führung mit meinem schlechten Französisch falsch interpretiert. Führungen gibt es nur am Sonntag. Die Dame in der Tourist-Information meinte, dass sie auch für Reisegruppen Schwierigkeiten hätte, Termine zu finden, da dieses Gebäude von der öffentlichen Verwaltung genutzt wird. Dafür holen wir uns in einer kleinen Konditorei leckere Törtchen zum Kaffee. Abgesehen von der Handwerkskunst, die super leckere Teilchen hervorgebracht hat, werden diese Törtchen liebevoll in eine bunte schützende Schachtel verpackt. Das ist auch Lebensqualität, die wir gern genießen. Am Abend legt am Steg noch eine Peniche aus der Schweiz an.

    Nach diesem Tag Pause in Trevoux geht es am Donnerstag weiter. Als wir früh aufstehen erwarten uns 3 Grad Außentemperatur und eine warme Dusche auf dem Zeltplatz. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Wir wollen nicht so lange fahren. Das heutige Ziel ist Jassans-Riottier und Montmerle-sur-Saône. Beide Plätze kennen wir schon vor der Herreise. In Jassans-Riottier haben wir uns im vergangenen Jahr mit unseren französischen Freunden getroffen und in Montmerle gemeinsam mit Ihnen traumhaft gegessen. Von Jassans-Riottier aus wollen wir nach Villefranche-sur-Saône unsere erste Tour mit unseren neuen Fahrrädern machen. Das Wetter soll sich bis 14 Uhr halten und so machen wir uns auf den Weg. Am Start gibt es mehrere Stopps, da doch nicht alle Teile an den Fahrrädern so sitzen, wie sie sollen. Insbesondere der Verschluss an der zentralen Faltstelle ist sehr fragil. Keine gute Lösung. An meinem Fahrrad sichern wir die Stelle mit einem Festmachgummi. Wir finden gleich den Weg in die Altstadt. Villefranche-sur-Saône ist die Hauptstadt des Beaujolais. In der zentralen Straße, der Rue Nationale sehen wir diverse Häuser aus dem 17. Und 18. Jahrhundert. Wir besichtigen auch einen Innenhof und Treppenhäuser im Stil der Häuser von Lyon. Auf dem Rückweg nehmen wir die nördliche Brücke über die Saône. Vorher kaufen wir noch Hydrauliköl für die Lenkung. Seit Mittwoch fährt sich die Lenkung merkwürdig. Ein Telefonat mit unserem Monteur des Vertrauens bestätigt unsere Vermutung, hier muss Öl nachgefüllt werden. Gleichzeitig lassen wir kurz unsere Gangschaltung an den Fahrrädern nachstellen. Die Schaltungen rutschten. Mit Blick auf das Wetter trauen wir uns, noch zum Schloss Fléchères weiterzufahren. Zwischendurch erwischt uns ein Schauer. Leider ist das Schloss geschlossen. Uns entgeht das größte Schloss in der Umgebung von Lyon mit einem 40 Hektar großen Park. In den Innenräumen wären Monumentalkamine und italienische Fresken zu bewundern gewesen. Zurück fahren wir auf dem Uferweg an der Saône. Bei unserer Ankunft am Boot nach insgesamt 21 km ist das Wetter so herrlich, dass wir uns auf die Holzliege packen und kurz chillen. Dann geht es weiter die kurze Strecke nach Montmerle-sur-Saône. Um 15 Uhr legen wir an dem städtischen Steg an. Ein Motorboot aus Séte ist bereits da. Der Campingplatz, dessen Chef den Steg betreut, ist noch geschlossen. Damit liegen wir kostenlos am städtischen Steg, Strom gibt es gratis. Wenige Meter vom Steg entfernt gibt es einen Spar-Supermarkt. Wir haben uns wieder mit Getränken bevorratet und konnten auch unsere leere Gasflasche tauschen. Am Abend finalisieren wir unseren Plan, über Berlin nach Wismar zu Mutti ins Heim zu fahren. Die Tickets sind gebucht. Wir werden ab Chalon reisen. Morgen geht es weiter nach Macon. Das Wetter soll leider nicht so toll sein. Besseres Wetter gibt es erst ab nächster Woche.

  • Die streikbedingte Schließung der Schleuse Vaugris nutzen wir als Chance, um einige Arbeiten am Boot auszuführen und uns in der Umgebung umzuschauen. Unser erster Ausflug führt uns am Mittwoch, den 5. April von les Roches-de-Condrieu über eine alte Hängebrücke ans andere Flussufer nach Condrieu. Die Stadt hat eine lange Schifffahrtstradition. Aus unserer Flusskarte erfahren wir, dass man hier die Schiffer rekrutierte, denn es heißt, „wer in Condrieu navigieren kann, kann überall auf der Rhône navigieren und kennt alle Tücken des Flusses“. Darüber hinaus ist Condrieu bekannt für seinen Weißwein. Dieser wird aus der Rebsorte Viognier gelkeltert. Wir wollen in jedem Fall von diesem Wein kosten, setzen uns allerdings bei den Preisen auf den Hosenboden. Der gut sortierte Weinladen in Condrieu bietet Weine aus allen französischen Weinregionen an. Der Preis für eine Flasche Condrieu beginnt bei über 30 Euro. Der Ort hat insbesondere in Ufernähe und in der Nähe der beginnenden Weinhänge einige hübsche Facetten, die an die einstige Blüte erinnern. In einer ehemaligen Kirche finden wir eine Ausstellung nebst Künstler. Die Bilder gefallen uns und passen in das Ambiente der Ausstellungsräume. Zwischendurch versuchen wir für Ostersonntag abends einen Tisch im Restaurant zu reservieren. Wir erwarten unsere Freunde Karin und Gerard, die unsere Fahrräder und Lattenroste für unsere Liegen vorbeibringen und etwas Zeit mit uns verbringen wollen. Ich finde einige tolle Restaurants in oder hinter den Weinbergen, die entweder ausgebucht oder Sonntagabend geschlossen sind. Als wir schon aufgeben wollen, finde ich noch ein Restaurant in Saint Pierre de Boeuf. Frank ist skeptisch wegen der Karte. Auf unserem Rückweg holen wir noch Baguette von der Bäckerei direkt an der Brücke.

    Unser Plan für die nächsten Tage ist, mit dem Zug einen Tag nach Lyon zu fahren. Wir stimmen uns mit unserem französischen „Gastkind“ Victor ab, der in Lyon wohnt und uns gerne mit seiner Frau auf dem Boot besuchen möchte. Wir verbringen am Donnerstag einen netten gemeinsamen Abend bei uns an Bord und stellen u.a. fest, dass Victor vor nunmehr bereits 18 Jahren bei uns in Berlin das Abitur am französischen Gymnasium gemeistert hat. Nach Lyon fahren wir am Freitag mit dem Zug von St.-Clair les Roches, 540 Meter vom Hafen zu Fuß entfernt. Die Züge fahren fast jede Stunde und halten vor Lyon nur noch in Vienne. Man fährt nicht länger als knapp über 30 Minuten. In Frankreich ist der Karfreitag kein Feiertag. Wir bummeln heute vom Place Bellecour aus, wo sich die Tourismusinformation befindet, durch die Straßen und Gassen zwischen Rhône und Saône. Auf der Rhône sehen wir die wartenden Flusskreuzfahrschiffe in Zweierreihen. In den Nebenstraßen entdecken wir viele Gourmetrestaurants. Unser Mittagessen nehmen an einem sonnigen Plätzchen vor einem Bistro am Place Antoine Vallon. Für unglaubliche 13 Euro gibt es hier eine echt tolle „plat du jour“, lecker Tranchen Schweinefilet mit Kartoffelmus, Champignons und Sauce. Die Sonne ist gratis und das Lebensgefühl auch. Nachdem wir noch mal kurz am Justizpalast vorbei durch die Straßen des Alten Lyon gezogen sind, wechseln wir wieder über die Saône, Richtung Rhône. Eher zufällig entdecken wir den Komplex des Grand Hôtel-Dieu. Er entstand im 17. Jahrhundert nach den Plänen des Architekten Jacques-Germain Soufflot. Im August 1914 wurde es durch die französische Armee als Hospital genutzt. Im 2. Weltkrieg wurde die Kuppel zerstört. 2007 bis 2010 beherbergte es moderne medizinische Leistungen. Im November 2011 wurde das Grand Hôtel-Dieu als Baudenkmal klassifiziert. Seit 2015 wurde der Komplex Schritt für Schritt revitalisiert. Heute befinden sich dort das Hotel Intercontinental Lyon – Hotel Dieu, Pop-Up-Stores, kleine Spezialitätenläden, internationale Gastronomie, Fashion-Stores und Museen, unter anderem das Museum der Illusionen. Lyon ist eine wirklich sehenswerte Stadt.

    Samstag werkeln wir am Boot. Frank rückt mit Elsterglanz der Badeleiter und der Reling zu Leibe und ich putze Fenster. Vormittags machen wir noch einen Marsch zum Einkaufen. Da wir keine Flaschen tragen müssen und es nicht so warm ist, erscheinen die je 20 Minuten Hin- und Rückweg gar nicht so anstrengend.

    Am Ostersonntag kommen am späten Vormittag unsere Freunde aus Chambery mit dem Wohnmobil. Im Hafen sind inzwischen viele Gäste angekommen. Manche machen eine Spritztour auf die Rhône. Wir zelebrieren den Ostersonntag mit einem Brunch überwiegend mit Spezialitäten die Karin und Gerard mitgebracht haben. Unter anderem gibt es ganz viel frischen Ziegenkäse, selbstgemachte „pâté“, kalte Hähnchenteile vom Biohähnchen und wie immer Baguette. Wir bekommen von Karin selbstbemalte Ostereier und revanchieren uns mit Schokoosterhasen. Es gibt viel zu erzählen. Nachmittags nehmen wir dann unsere Fahrräder entgegen und machen eine Probefahrt. Wir sind zufrieden und auch Karin und Gerard bestätigen, dass die Räder sich gut fahren. Auch die Lattenroste werden zusammengebaut und eingelegt. Abends geht’s dann zu unserer Restaurantreservierung. Nach 20 Minuten Fahrt sind wir in St.-Pierre- de Boeuf angekommen. Der Ort liegt Wunderschön abseits vom Schiffsverkehr, der hier neben der Rhône über eine kanalisierte Strecke verläuft. Wir sehen spezielle Kajaks, deren Funktion wir uns nicht erklären können. Die Ile du Hasard ist über einen schmalen Zugang zu erreichen und parkähnlich gestaltet. Unser Restaurant „Du Port“, liegt direkt am Ufer. Wir werden sehr herzlich empfangen. Das Ambiente ist ein wenig maritim und einfach. Von unserem Menü sind wir total begeistert. In so ungezwungener Atmosphäre so lecker speisen zu können, hat uns den Ostersonntag toll ausklingen lassen.

    Am Ostermontag ist auch in Frankreich Feiertag. Wir frühstücken mit Karin und Gerard gemütlich.  Später fahren gemeinsam mit dem Zug in nur 7 Minuten nach Vienne. Für unsere Gruppenkarte (4 Personen, alles Senioren) werden gerade mal 8 Euro inklusive Gebühren von meinem Buchungsanbieter, Trainline, aufgerufen. Die Stadt Vienne entstand bereits in der Hochantike. Hiervon zeugen diverse Baudenkmale. Der imposante Tempel des Augustus und der Livia stammt aus dem 1. Jahrhundert v. Christi. Der Tempel des Forums ist Symbol der Anerkennung der kaiserlichen Macht. Nur die Priester hatten Zugang zum Tempel, die Bevölkerung verfolgte die Feier vom Pflaster des Forums aus. Zusammen mit dem „Maison Carrée“ in Nîmes ist er der einzige noch erhaltene Tempel in Frankreich.  Das römische Theater aus dem 1. Jahrhundert ist eines der größten Theater aus der Zeit, in der Gallien von den Römern besetzt war.  Es liegt am Fuße des Mont Pipet, dessen Gipfel einst als Esplanade und als heiliger Ort diente. Das Theater bot rund 11.000 Zuschauern Platz. Seit 1981 findet in der ersten Julihälfte auf dem Gelände des römischen Theaters eines der bekanntesten Jazzfestivals mit ca. 100.000 Fans statt. Aus dem 12. Und 16. Jahrhundert stammt die Kathedrale Saint-Maurice. Die Westfassade dieser Kirche im Flamboyant-Stil verfügt über drei behauene Pforten, die die biblische Geschichte darstellen. Im Innenraum beeindrucken das dreiteilige Kirchenschiff, die romanischen Kapitelle und die Teppicharbeiten auf Flandern, die rund um den Chor aufgehängt wurden und die das Leben und das Martyrium des heiligen Mauritius schildern.

    Nach Besichtigung dieser historischen Stätten schlendern wir noch kurz über die Rhône nach St. Colombe und später in Vienne über einen Festplatz mit Fahrgeschäften und Kraftautomaten, an denen sich die jungen Burschen abarbeiten. Als wir wieder am Hafen sind, begegnen wir dem Hafenmeister, der uns eröffnet, dass die Schleuse Vaugris wieder geöffnet ist. Wir werden also morgen die Rhône weiter aufwärts in Richtung Lyon fahren. Ab Lyon geht es dann weiter stromaufwärts auf der Saône.

  • Freitag, der 31. März ist ein wunderschöner Tag. Es ist noch warm und die Sonne scheint, so dass wir die Blue Fantasia vom Winterdreck befreien können. Nach unserem Tagwerk ist das Boot startklar. Noch ein wenig Öl hier und da und es kann losgehen.

    Allerdings ist in den kommenden Tagen Regen und zunehmender Wind aus Nord angesagt. Kein Fahrwetter. Wir nehmen uns vor, am Dienstag abzureisen, wenn der Höhepunkt des Mistral abgewettert ist. Am Montag und in der Nacht zum Dienstag pfeift der Wind in Böen bis 65 km/h, aber alle Leinen sind gut verzurrt. Und es ist kalt geworden. Dienstag früh am 04. April diskutieren wir hin und her ob wir abreisen. Der Nordwind bleibt uns erhalten, allerdings deutlich schwächer und die Kälte wird bis nach Ostern anhalten. Also los gehts. Wir starten gegen 9:15 Uhr mit einem sauberen Ablegemanöver. Die Eberspächter Heizung bringt den Innenraum auf 18 Grad und später die Sonne bis 22 Grad. Wir sind alleine auf der Rhône. Frank funkt die erste Schleuse kurz hinter Valence an. Wir werden durchgewunken. Die Schleuse ist für uns allein bereit. Schon auf unserer Hintour haben wir uns einige kleine Anlegestellen gemerkt, welche wir uns nun näher anschauen wollen. Eine Anlegemöglichkeit wäre der kleine Hafen von Tournon-sur-Rhône. Hier gibt es wenig Plätze für Boote über 8 Meter. Der Tiefgang ist auch nur im Einfahrtsbereich ausreichend. Insgesamt eine unbequeme Zufahrt, auf die wir, auch vor dem Hintergrund der bisher zurückgelegten Kilometer, verzichten. Über die Hängebrücke habe ich schon auf der Hinfahrt berichtet. Interessant ist auch der gegenüber am linken Rhôneufer liegende Ort, Tain l´Hermitage. Hier soll es einige gute Restaurants geben und man kann die „Cité du Chocolat“ besichtigen. Unsere Aufmerksamkeit gilt jetzt aber „La table du Roi“, ein Felsen der in der Mitte der Rhône seine Spitze sehen lässt. Einer Legende nach, soll König Ludwig IX. als er im Jahre 1248 zum siebten Kreuzzug aufbrach, um Palästina vom ägyptischen Sultan zu befreien, die Rhône in Richtung Aigues-Mortes hinuntergefahren sein. Da er Hunger bekam, beschloss er, an einem Felsen zu halten, der flach wie ein Tisch war und unterhalb der Hänge von l´Hermitage lag. Er wollte weder am linken noch am rechten Ufer anlegen, um keine Spannungen hervorzurufen. Wir passieren die Stelle und halten uns von den Felsen, die unter Wasser am linken Ufer sind, fern. Auch die Schleuse von Gervans passieren wir ohne Wartezeit. Nach der Brücke von Saint-Vallier, am linken Ufer, befindet sich ein Anleger für maximal 2 Boote an einem Zeltplatz. Heute liegt dort kein Boot. Es sieht alles gut zugänglich aus und auch die Nähe zum Zeltplatz von la Ronceraie, der den Steg bewirtschaftet, ist von Vorteil, da man die sanitären Anlagen mitbenutzen kann. Da wir von Süden kommen, fallen uns heute die Weinhänge entlang der Rhône besonders auf. Die Lagen sind steil und felsig und scheinbar sehr trocken. Nach der Brücke von Andance liegt auf der linken Uferseite in Andancette ein weiterer schöner Liegeplatz, der für ein Boot unserer Größe geeignet ist. Auch dieser Platz sieht einladend aus. Es gibt sogar Wasser. Heute fahren wir dennoch weiter. In einer wärmeren Saison hätten wir uns sicherlich entschieden, an einem der Stege anzulegen. Heute entscheiden wir uns für einen Hafen. Der liegt weitere 30 km Rhône aufwärts. Wir sind schon ziemlich lange unterwegs durch unsere gemütliche Fahrweise mit 5-6 Knoten über Grund. Die Rhône hat teilweise eine Fließgeschwindigkeit ca. 6 Knoten. Jetzt ist es 15 Uhr. Gegen 16 Uhr erreichen wir die Schleuse Sablons, in die wir auch sofort einfahren können. Gegen 18 Uhr machen wir endlich im Hafen von les Roches-de-Condrieu fest. Wir werden natürlich beim Anlegemanöver kritisch beäugt. Der Peniche-Besitzer stellt sich am nächsten Tag als sehr hilfsbereiter und netter HNO Arzt aus Toulon heraus, der mit über 70 Jahren noch in der Lehre tätig ist und gelegentlich Vorlesungen hält. Ein Hafenverantwortlicher ist auch gleich zur Stelle. Der Platz an dem wir festgemacht haben, ist normalerweise durch ein anderes Boot belegt, welches zur Zeit jedoch an Land gekrant liegt. Philippe, so heißt der ältere Herr, der uns in Empfang nimmt, erklärt, es sei kein Problem, wenn wir 2 Nächte hier liegen und wir mögen uns auf ihn berufen. In der Nacht und am Morgen ist es bitterkalt. Unser Innen-Thermometer zeigt 6 Grad, draußen sind es noch 3 Grad weniger. Und das ist nicht die einzige Überraschung. Nach einer herrlich warmen Dusche und einem gemütlichen Frühstück gehen wir uns in der Capitainerie anmelden. Der Hafenmeister fragt uns, woher wir denn kämen, denn weiter in Richtung Norden ginge es nicht. Die Schleuse Vaugris, ca. 6 km weiter nördlich, wird schon seit 14 Tagen bestreikt. 2 Lastkähne liegen so lange schon fest. Wann der Streik beendet wird, ist ungewiss. Freitag erhält der Hafenmeister neue Informationen von VNF. Für uns heißt das, wir richten uns darauf ein, über Ostern in les Roches-de-Condrieu zu bleiben. Ausgerechnet hier ist es sehr weit zum Einkaufen. 20 Minuten Fußmarsch bis zum Supermarkt ist grundsätzlich kein Problem, aber zurück mit vollen Taschen schon. Zunächst müssen wir unser Boot an einen anderen Steg umsetzen, damit wir längere Zeit liegen können. Die nächsten Tage haben wir also genügend Zeit, uns Condrieu am rechten Flussufer anzuschauen und es uns gemütlich zu machen.