• Über Hannover, Fallersleben, Haldensleben, Genthin und zuletzt über den Teltowkanal in die Dahme

    Noch eine knappe Woche und dann sind wir zu Hause. Ab jetzt ist alles „nur“ Rückweg. Dienstag, am 18. Juli fahren wir bis Hannover. Das sind immerhin 82 km in einem Rutsch. Im Hafen Hannover sind wir angemeldet. Es ist das erste Mal, dass wir hier liegen. Der Hafenmeister ist sehr aktiv. Wir sollen uns auf der Höhe VW melden. Am Hafen angekommen, werden wir durch den Hafenmeister gleich auf einen Außenplatz verwiesen. Zunächst sind wir nicht so begeistert, empfinden das jedoch später durchaus als Vorteil. Obwohl die Berufsschifffahrt hier permanent passiert, liegen wir relativ ruhig und können sogar etwas sehen. Im Hafenbecken selbst ist man schon sehr abgeschieden. Wir erfahren, dass es einen Eigentümerwechsel gegeben hat und dass die Gastplätze rar sind, da es mehr Festlieger gibt. Alles ist gut organisiert. Es gibt einen Sanitärcontainer der ordentlich ist und das Gelände ist über Nacht abgeschlossen. Trotz des regen Betriebes auf dem Restaurantschiff ist es ruhig. Um uns zu bewegen, machen wir noch einen Spaziergang. In dieser Gegend ist überwiegend Wohnen angesiedelt. Viele Bauten stammen aus den 50iger bis 60iger Jahren. Beim Bäcker, der eigentlich schon geschlossen war, bekamen wir noch Brötchen. Reine Luft.

    Am Mittwoch geht es von Hannover weiter nach Fallersleben. Der Club hat sich entschieden, keine Reservierungen anzunehmen, da es häufig zu frühzeitigen Reservierungen kam und die Boote dann nicht gekommen sind. Dafür wurden andere einlaufende Boote weggeschickt. Wir haben gut Platz bekommen. Es lagen schon einige Gäste im Hafen und auch nach uns kommende Boote haben noch Platz gefunden. Sogar das kleine Clubrestaurant hatte offen. Die Clubmitglieder wechseln sich in der Betreuung ab. Als wir da waren, konnte man Getränke bekommen. Frank ist mit dem diensthabenden Clubmitglied sehr nett ins Gespräch gekommen. Noch vor drei Jahren hat er mit einem Mitfahrer die Tour Rhein-Main-Donau-Schwarzes Meer-Türkei-Griechenland-Italien-Frankreich, zurück nach Deutschland gemacht. Das wäre auch für uns ein Fahrziel. Auf Grund des Ukrainekrieges aber nun passe´. https://www.ychf.de/

    Donnerstag sind wir bis Haldensleben gefahren. An der Schleuse Sühlfeld haben wir Glück gehabt und nur eine Stunde gewartet, bis wir passieren konnten. Wir hatten schon von Schleusenwartezeiten wegen zu wenig Wasser von bis zu drei Stunden gehört. Frank hat Haldensleben nicht wiedererkannt, obwohl er vor 6 Jahren dort mit seinem Bruder mit unserer Greenline auf dem Überführungsturn vom Main gelegen hat. In Haldensleben hatten wir sehr nette Nachbarn. Sie kamen, wie sich herausstellte, aus Hamburg und hatten viele interessante Geschichten und Erfahrungen über Reviere, Boote und aus ihrem Leben zu erzählen. Wir hatten einen kurzweiligen Abend. Der Skipper versorgte uns am nächsten Morgen noch mit frischen Brötchen. Vielleicht treffen wir die beiden mal in Hamburg. https://www.sportboothafen-haldensleben.de/marina

    Das Wasserstraßenkreuz Magdeburg konnten wir am Freitag ohne Wartezeit passieren. An der Schleuse Hohenwarte mussten wir auch „nur“ eine Stunde warten. Gegen 15:30 waren wir in Genthin. Indem kleinen Sportboothafen war ordentlich was los. Zwar war noch ein Platz frei, aber wir haben uns entschieden, an der Liegestelle vor dem Hafen anzulegen. Wir waren mit Franks Bruder und Frau verabredet, die aus Rathenow kamen. Es war gerade noch genug Zeit zum Einkaufen, bevor sie eintrafen. Da wir am Sonntag in Berlin eintreffen wollten, brauchten wir noch einige Vorräte, damit wir nicht ohne zu Hause ankommen. Es wurde wieder ein schöner Nachmittag. Unsere Gäste haben frisch gebackenen Kuchen mitgebracht und Gurken sowie Bohnen aus dem Garten. Und ein Glas Erdbeermarmelade gab es auch. Wir wurden sehr verwöhnt. Zwischendurch gab es einen heftigen Schauer. Gegen 19:00 Uhr waren wir dann wieder alleine. Wir sind mit den hinter uns liegenden Bootseignern ins Gespräch gekommen. Beide sind passionierte Taucher. Später saßen wir zusammen und haben noch lange Storys und Erfahrungen ausgetauscht.

    Von Genthin ging es am Samstag nach Ketzin. Bis hierhin waren es zwar nur 49 km. Auf der Strecke nach Hause ist Ketzin jedoch gut gelegen, um am nächsten Tag die finale Strecke zu fahren. Ketzin war eine einzige Enttäuschung. Wir waren schon häufiger hier, aber noch nie ist uns so krass aufgefallen, wie unfreundlich und teuer der Hafen ist. Es handelt sich um einen städtischen Anleger. Die Stege sind sehr wohl in Ordnung. Wir wurden nicht etwa von der Hafenmeisterin begrüßt, sondern lediglich darauf hingewiesen, bezahlen zu kommen. Der Preis betrug 23 Euro für unsere Bootsgröße und war bis auf Paris der teuerste Liegeplatz. Dafür gab es keine Leistung, außer dass man anlegen konnte. Strom gab es am Steg, Wasser auch. Es gab jedoch zu wenig Steckplätze so dass wir nicht zum Zuge kamen. Strom war separat an der Abnahmestelle zu bezahlen. Desgleichen musste man für jeden Toilettengang und Duschen sowieso extra bezahlen. Der Gipfel war, dass jemand vom Hafenpersonal zwei Mal zu unserem und anderen Booten kam und irgendetwas aufschrieb, ohne etwas zu sagen. Man wollte kontrollieren, ob schon bezahlt wurde. So etwas hatten wir auf der gesamten Fahrt nicht erlebt. Es gab kein Willkommen, keine touristischen Informationen. Nichts. Man hatte das Gefühl, nicht Willkommen zu sein.

    Wir verließen Ketzin Sonntag früh gegen 8:35. Nach relativ kurzer Zeit waren wir bereits im Raum Potsdam. Dort wurde der Bootsverkehr dichter. Bis zur Schleuse Kleinmachnow im Teltowkanal fuhren wir dennoch weitestgehend allein. Vor der Schleuse hatten sich schon eine Menge Boote versammelt. Bei der Schleuseneinfahrt musste die Schleusenwärterin die Bootsführer ermahnen, in der Kammer vorzufahren, damit alle Boote hineinpassten. Wir liefen zum Glück am Ende ein und wurden von keinem behindert. Nach der Schleusung dauerte es etwas, bis die Boote sich entzerrt hatten. Gegen 14:35 hatten wir den Bootssteg zu Hause erreicht. Der Wind machte das ungewohnte Anlegemanöver an den Dalben etwas unbequem, aber dann lagen wir fest. Es gab den letzten „Anleger“ dieser Tour und das letzte Stück Kuchen von der Verwandtschaft. Und dann ging es ans Ausräumen.

    Am Nachmittag kam dann immer mehr Wind auf. Ein großes Hausboot wurde gegen die Dalben und Boote der Steganlage gedrückt. Einer von zwei Motoren war nicht in Betrieb. Als sie den zweiten Motor endlich in Gang hatten, wollten sie weiter. Frank riet, sich festzumachen und abzuwarten, bis der Wind abflaut. Aber die zwei Herren wollten unbedingt weiter. Frank konnte sie noch wegdrücken, bevor sie unser Boot seitlich rammten. Aber nachdem sie mit Vollgas anstelle geradeaus zu fahren, um wegzukommen, nach backbord einlenkten, erwischte das Hausboot mit der ganzen Wucht unsere Reling. Die Reling verbog sich massiv und auch das GFK am Reling-Einlass ist aufgeplatzt. Ein riesiger Schaden. Und das nach insgesamt 5.500 km ohne Unfall. Es war sehr frustrierend. Der Hausbootführer war zwar kooperativ, aber was nützt das. Wir haben jetzt die Rennerei. Zunächst war die Wasserschutzpolizei da. Schadensnummer und Versicherungsunternehmen haben wir mittlerweile. Und hoffentlich auch bald wieder ein Boot, welches in Ordnung ist.

    Trotz dieses unschönen Abschlusses, wollen wir uns diese Reise nicht vermiesen lassen. Es war ein großartiges Erlebnis mit unzähligen Eindrücken und Erlebnissen. Wenn alles gesackt ist, werden wir noch mal Bilanz ziehen.

    Wir haben uns einen Traum verwirklicht und werden es wieder tun.

    Weiter zügig nach Hause
  • Am Donnerstag, den 13. Juli tanken wir zunächst im Duisburger Yachthafen. Ein paar Kilometer noch, dann können wir den Rhein Richtung Schleuse Meiderich verlassen. Auch heute früh herrscht reger Berufsschifffahrtverkehr. An einer Brücke wird gebaut. Wir werden vom Wasserstraßenschifffahrtsamt angefunkt und auf die Baustelle hingewiesen mit der Bitte, normal backbord-backbord zu passieren. Gleichzeitig fährt die Wasserschutzpolizei an uns vorbei und wendet. Frank hatte kaum ausgesprochen, dass wir wohl jetzt kontrolliert werden, da kam auch schon der Funkspruch. Im Hafenkanal, der auch zur Schleuse Meiderich führt, sollten wir einfahren und am Polizeiboot, welches am Kai festmachte, anlegen. Zunächst wurden wir um unsere Papiere gebeten. Alles war i.O. Dann fragte uns der Beamte, ob wir an der Aktion „Aufgeklart“ teilnehmen würden. Bei dieser Aktion ging es um sicherheitsrelevante Ausrüstung an Bord, über die man aufgekla(ä)rt wurde und gleichzeitig wurde überprüft, ob alles an Bord war. Wir waren bestens ausgestattet und haben somit eine Plakette vom von der Wasserschutzpolizei Duisburg für 2023 bekommen. Im Nachgang erfuhren wir, dass zwei Hospitanten an Bord waren, die auf dem Weg zu einer höheren Beamtenlaufbahn sind. Es gab noch einen kurzen Austausch über das Revier und dann konnten wir weiter. An der Schleuse Meiderich sah es erst nach langer Wartezeit aus. Einen kompletten Schleusengang mussten wir auch abwarten. Inzwischen waren wir drei wartende Sportboote. So viel Platz war an dem Sportbootsteg gar nicht. Ein Boot lag dann schon im Päckchen. Bei der zweiten Schleusung konnten wir dann alle nach einem Frachter einfahren. Insofern betrug die Wartezeit nur knapp eine Stunde. Bis zu unserem Ziel, dem Wassersportverein Herne 1920 e.V. hatten wir an den Schleusen, die ca. alle fünf Kilometer kamen, weniger Wartezeit. Einige Kilometer vor Herne ging ein Boot von den drei Sportbooten in einen Hafen. Das andere Boot fuhr mit uns zum WSV Herne ein. https://wsv-herne.de. Bei 5 Motorstunden haben wir dorthin insgesamt 8 Stunden gebraucht. Wir sind 9 Uhr abgefahren und waren 17:15 Uhr im Hafen. Der Hafenmeister wies uns und dem anderen Boot den Kopfsteg zu. Strom und Wasser sowie Sanitäranlagen waren vorhanden. Bereits unterwegs waren wir ins Gespräch mit den anderen Bootseignern gekommen. Sie wollten auch nach Berlin, besser gesagt nach Senzig. Sie überführten ihr neues Boot von Winningen/Mosel nach Senzig. Kurzentschlossen beschlossen wir gemeinsam etwas gegen den Hunger zu unternehmen, der mittlerweile erheblich war. Der Hafenmeister hatte uns ein Restaurant empfohlen, welches auch nicht weit entfernt sein sollte. Das erste Restaurant, welches wir fanden, war geschlossen. Ein Busfahrer wies uns dann den Weg zu einem anderen Restaurant, welches zum Yachtclub AMC Castrop-Rauxel e.V. gehört. Aber dann fing es heftig an zu regnen und wir mussten uns unterstellen. Als der Regen etwas abflaute, konnten wir dann weitermarschieren. Der Weg war nicht gerade kurz, hat sich aber gelohnt. Die Wirtin räumte unseren Schreck, nachdem sie uns darauf hinwies, dass nur mit Bargeld zu bezahlen wäre, sofort aus. Wir konnten auf Rechnung tafeln und später überweisen. Im Endeffekt habe ich noch im Restaurant per Banking die Rechnung beglichen. Das Essen war super und mit unseren Tisch- und Bootspartnern hatten wir einen sehr abwechslungsreichen, interessanten Abend. Nach einem gemeinsamen Fläschchen Wein an Bord fielen wir müde ins Bett.  

    Am Freitag sind wir nahezu gleichzeitig mit den Augustusburgern/Sachsen , die ihr Boot in Senzig liegen haben, aufgebrochen. Wir hatten uns einen Hafen bei Senden ausgesucht, sie wollten bis Münster. Bereits gegen 13:00 Uhr liefen wir in den Hafen des Yachtclub Tomberge e.V. bei Senden ein. (https://yachtclub-tomberge.de ). Eine Dame vom Club half uns beim Festmachen. Wir waren nicht auf Dalben gefasst und hatten erst kurz vorm Anlegen die Leinen präpariert. Ansonsten war der Club, trotz des bevorstehenden Wochenendes, menschenleer. Der Hafen machte nicht den Eindruck, dass er noch viel genutzt wird. Am Nachmittag sind wir mit dem Rad nach Senden gefahren. Die kleine nordrheinwestfälische Stadt war so, wie ich mir eine Kleinstadt in NRW vorstellen würde, aufgeräumt und alles da, was man braucht. Vom Yachtclub ist Senden gut zu erreichen. Man braucht nur über eine Brücke und kann dann bis Senden einen Radweg am Kanal nehmen. Mit unserem Wochenendeinkauf waren wir relativ schnell wieder an Bord. Jetzt war gar keiner mehr im Hafen. Erst am Abend war noch ein weiteres Boot belegt. Die vorbeifahrenden Frachter haben für ordentlich Bewegung im Hafen gesorgt.

    Am nächsten Morgen haben wir sehr darauf geachtet, dass wir keinen unmittelbaren Verkehr auf dem Kanal haben. Dafür hatten wir aber gleich eine Angelsehne im Propeller. Der Angler hat uns mit Sicherheit kommen sehen, machte aber keine Anstalten, die Angel einzuziehen. Wir konnten ihn nicht sehen, da er sich zwischen Bäumen zurückgezogen hatte. Die Angel ging mehrere Meter vom Ufer entfernt in der Hafenausfahrt in den Kanal. Eine Pose war nicht zu sehen. Wenn es irgendwie geht, versuchen wir den Anglern auszuweichen und wenn das nicht geht, sie zu warnen. Häufig machen sich die Angler über den vorbeifahrenden Schiffsverkehr keine Gedanken. Dieses Mal kostete es den Angler den Köder und die Sehne und uns wieder mal eine teilweise Blockade des Propellers. Angelsehne kann zu schweren Schäden an der Welle führen. Nach so vielen Kilometern war das sehr ärgerlich.

    Unser nächster Halt war die Marina Recke (https://marina-recke.com), nach 71 Kilometern. Hier hatten wir uns auf der Hinreise mit Bekannten Skippern aus Osnabrück getroffen. Jetzt im Sommer sah alles noch viel freundlicher aus, als im Frühjahr. Der Hafen war gut besetzt und mit uns kamen noch weitere Gastlieger an. Der Hafenmeister dirigierte alle ruhig und gelassen an ihre Plätze. Uns halfen Eigner des Bootes am Nachbarsteg, mit denen wir sofort ins Gespräch kamen. Sie waren auch gerade angekommen und hatten, ebenso wie wir, mit dem doch sehr starken Wind und der Strömung auf Grund der vorbeifahrenden Frachter kämpfen müssen. Der Hafen war zum Kai hin sehr flach, so dass es gut war, dass wir uns nach kurzem Fehlanlauf für Vorwärtseinparken entschieden hatten. Das Restaurant an der Marina ist nicht nur bei Skippern und Campern bekannt. Als wir ankamen brummte gerade der Kaffeebetrieb. Die Torten sollen sensationell sein. Für abends war Barbecue angesagt. Donnerstag bis Sonntag findet jeweils um 18 Uhr dieses Event statt. Es gibt hausgemachte Salate und Gegrilltes zu moderaten Preisen. Alles professionell vorbereitet, so dass die vielen Gäste zum Zuge kommen können. Auch wir hatten richtig Lust darauf und gingen gemeinsam mit unseren Bootsnachbarn. Es wurde ein sehr schöner Abend. Unsere Bootsnachbarn sind auch sehr erfahrene Eigner, die schon viele schöne Touren gemacht haben. Wir konnten einiges zum Fahren in Holland und auch zum Fahren bei Tiden erfahren. So entstehen die ersten Gedanken im Kopf für unsere nächsten Abenteuer. Bevor wir am Sonntag abgefahren sind, haben wir noch Blogadresse und You Tube-Kanal ausgetauscht. Ich hoffe, wir sehen uns mal wieder.

    Sonntag sind wir bis Lübbecke gefahren. Auch dieser Hafen (https://myc-luebbecke.de) ist unter anderem bekannt für das ausgezeichnete Hafenrestaurant. Ohne Schleusen haben wir 6 Stunden bis dorthin gebraucht. Es waren 76 km. Der Gast-Steg vorm Restaurant war belegt, so dass wir am Kopfsteg neben der Durchfahrt zu den hinteren Plätzen festgemacht haben. Es war sehr starker Wind. Damit wir die einfahrenden Schiffe nicht behindern, haben wir per Hand das Boot noch etwas zurückgezogen. Wir mussten die Leinen fließend lösen, da der Wind so stark angriff. Dann lagen wir fest. Die Steganlage war sehr gepflegt. Alles war in Ordnung. Es gab einen sehr sauberen Sanitärcontainer. Der Clubchef war bemüht, jedem Gastlieger einen Platz zuzuweisen. Im Restaurant herrschte Hochbetrieb. Wir nahmen zur Kaffeezeit eine Hauptmahlzeit. Da wir kein Bargeld mehr hatten, hat die Wirtin erst einmal ausgeholfen. Das Essen war ausgezeichnet und trotz des Hochbetriebes lief alles ruhig und professionell ab. Hut ab. Kurzfristig entschieden wir, noch einen Tag zu bleiben und am Montag eine Radtour zu machen. Sie führte uns in das Hochmoor, welches wieder gewässert wird. Als man Torf im Trocknen stechen wollte, hat man das Moor entwässert und damit das Biotop beschädigt. Jetzt werden alle Anstrengungen zur Renaturierung unternommen. Wir waren noch nie im Moor und lesen neugierig die Beschilderungen. An einer Stelle wurde eine Moor-Tret-Strecke eingerichtet. Ähnlich wie beim Wassertreten watet man auf eigene Gefahr am umlaufenden Geländer durch Moor. Je nasser der Boden wird, desto tiefer sackt man ein. Wenn man stehen bleibt, merkt man richtig, wie man weiter sinkt. Unheimlich. Für danach stand eine Handpumpe zur Verfügung, um den Moorschlamm wieder von den Füßen zu bekommen. Dieses Erlebnis wird uns lange in Erinnerung bleiben. Auf dem Weg in die Stadt Lübbecke sind wir an einer der vielen Mühlen der Gegend vorbeigekommen, an der Königsmühle von Eilhausen. Hier in der Gegend lohnt es sich, die Gegend mit dem Rad zu erkunden. Neben Mühlen gibt es Touren zu Herrenhäusern und Parks, durch Auenland, wiesen und Moor, entlang der Weser und des Wiehengebirges, zu idyllischen Dörfern sowie Kunst und Kultur. Wieder haben wir die Bekanntschaft mit einem schönen Teil Deutschlands gemacht.

    Von Duisburg durch die Kanäle gen Osten
  • Später als geplant machen wir uns am Montag, den 10.07. auf den Weg von Winningen zum Rhein. Die letzte Moselschleuse Koblenz liegt bei km 2. Wir schleusen mit einem Frachtschiff und hören den Funkgesprächen der Schiffer zu. Es geht darum, wieviel Ladung man aufnehmen könne. Wir können das noch nicht ganz zuordnen. In Koblenz noch ein Blick auf das Deutsche Eck und die Festung Ehrenbreitstein und dann verlangt der Rhein unsere volle Aufmerksamkeit.

    Es herrscht reger Fracht- und Hotelschiffverkehr. Wir folgen den Anweisungen der blauen Tafeln, die die Frachter und Hotelschiffe setzen, wenn sie steuerbord-steuerbord mit uns passieren möchten. Trotz der hohen Fließgeschwindigkeit nehmen die Schiffe häufig die äußerste Außenkurve zu Berg. Offensichtlich, weil sie hier die größte Tiefe haben. Kaum ein Frachter läuft unter voller Ladung. Der Hafenmeister in unserem eigentlichen Zielhafen Oberwinter gibt Aufklärung. Der Rhein hat zu geringen Wasserstand. „Kannste vergessen“ sagt er und meint, dass die Hafenzufahrt nicht mehr ausreichend Wasserstand zur Einfahrt hat. Wir müssen umdisponieren. So landen wir, wie schon auf der Hinfahrt in Brohl. Alles ist unverändert zu vor einem Jahr. Der Hafen ist gleichzeitig Stützpunkt des WSA. Es gibt einen älteren Herrn, der auch schon damals auf seinem Boot war, weil er offensichtlich dort lebt. Er meinte, sich an uns zu erinnern. Er ist sozusagen das wache Auge des Hafens. Ansonsten ist alles einfach und ordentlich. Wir verabreden uns mit Franks Neffen und seiner Partnerin, die knapp 30 km entfernt wohnen. Es wird ein schöner Abend. Unser Nachbarboot ist auch eine Nimbus, allerdings eine Nimbus 405. Wir dachten, das Boot sei neu, so toll war es gepflegt. Schnell kommen wir ins Gespräch über Boote, Reiserouten und die Firma Polch. Es entsteht gleich ein Draht zueinander und wir geben noch im Stehen unsere Blogadresse weiter.  Vielleicht machen sie es mal wahr, nach Berlin zu kommen. Sie waren schon mal bis zum Mittellandkanal, als ihnen jemand gesagt hat, nach Berlin wäre schwierig, man müsse Tiden beachten. Da sind sie umgekehrt. Inzwischen wussten sie Bescheid, aber es hatte sich nicht noch mal ergeben.

    Für Dienstag haben wir uns im Yachtclub Leverkusen-Hitdorf angemeldet. Die 88 km fahren wir in 5 Stunden. Der Hafen liegt in einem geschützten Seitenarm des Rheins. Mehrere Clubs haben hier ihren Standort. Wir müssen bis zum Ende des Seitenarms und können an einem Außensteg anlegen. Nur einmal können wir den Geruch der umliegenden Chemiefabriken riechen. Ansonsten ist es hier sehr idyllisch. Die Clubmitglieder gehen hier vom Schiff aus Baden. Eine Nutria dreht auch ihre Runden. Mit dem Fahrrad könnte man zu einem Badesee fahren. Ansonsten ist Hitdorf eine Wohnstadt. Auf diesem Rhein-Stück gibt es kaum Brücken, dafür immer wieder Autofähren, so auch hier in Hitdorf. Da wir an die Stromsäule mit unserm Kabel nicht heranreichen, schmeißen wir abends den Generator und die Klimaanlage an. Der Tag war wieder affenheiß.  Plötzlich klopft es an unserem Boot. Wir haben jemanden gestört und müssen alles ausmachen. http://www.yclh.de/

    Am Mittwoch geht es dann weiter nach Duisburg. Auch in diesem Hafen waren wir schon zweimal. Von Hitdorf bis Duisburg sind es 75 km. Der Frachtverkehr nimmt stark zu. Der Hafenmeister in Duisburg weist uns einen Platz zu. Auf Grund von Wind und einem riesigen Katamaran mit metallenen Vorbauten muss Frank sehr aufpassen, dass wir nicht anecken. Aber alles klappt gut. Es liegen deutlich mehr Boote im Hafen als bei unserer Hinfahrt. Dennoch sind kaum Leute auf den Booten. Es ist also wieder sehr ruhig. Wir können uns vom Rhein ausruhen, bevor es Morgen in die Kanäle geht. https://marina-duisburg.com/

  • Es ist schon wieder Freitag, den 07.07.23. Von Bernkastel-Kues bis Traben-Trarbach sind es nur 28 Flusskilometer. 12:30 Uhr sind wir bereits da. Der Hafen liegt ein ganzes Stück außerhalb und gehört der Firma Boote Polch. Hafenmeisterin ist die Tante des aktuellen Firmenchefs. Wir machen an einem der uns benannten Stege fest. Die Fingerstege sind aus Metall. Die sanitären Einrichtungen sind einfach, aber ordentlich. Sowohl für Männlein als auch für Weiblein gibt es je 1 WC und eine Dusche. Es stehen Fahrräder zur kostenfreien Nutzung bereit. Wir sind überrascht, kaum Zeichen des Bootshandels und der Werkstatt von Boote Polch im Hafen zu sehen. Die Werkstatt liegt nicht am Hafen, sondern weitern Richtung Traben-Trarbach. Wenn Boote zur Reparatur aus dem Wasser müssen, werden sie offensichtlich mit einem Slipwagen herausgeholt. Wir hatten erwogen, unsere Opferanoden erneuern zu lassen. Alleine das „Kranen“ hätte uns mehrere Hundert Euro gekostet. Unser Monteur und andere Leute mit Erfahrung haben uns bestärkt, die Anoden erst nach der Saison zu wechseln, da wir ein GFK-Boot haben und das Boot im Süßwasser überwintert hat. Am späten Nachmittag fahren wir mit den Rädern nach Traben-Trarbach. Am anderen Ufer ist ein Jahrmarkt aufgebaut. Es findet das Moselwein-Festival statt. Dort zieht es uns nicht hin. Wir trinken am Moselufer ein Gläschen Wein auf der schattigen Terrasse des Aacher Hofes. Die Wirtin erklärt uns, dass es in vielen Restaurants Mangels Personal nur noch kleine Snacks gibt, so auch dort. Der Wein hat uns geschmeckt. Wir erfahren, dass er von einem neuen Winzer in Traben-Trarbach stammt. Wir suchen das Weingut auf und finden ein modernes großes Gelände mit Gastzimmern, Weinverkostung und Weinverkauf. Wir kosten noch ein Schlückchen Wein und nehmen 2 Flaschen und die Preisliste mit. Wenn wir wieder zu Hause sind, können wir uns vorstellen, hier Wein zu bestellen. Auf dem Rückweg haben wir noch ein paar Kleinigkeiten bei EDEKA gekauft. Dabei mussten wir feststellen, dass in Deutschland schlecht schmeckendes Wasser extrem teuer ist, im Vergleich zu Frankreich. In Frankreich haben wir das einfachste Mineralwasser-still- gekauft und für sechs 1,5-Liter-Flaschen unter 1,65 EURO bezahlt. Auf dem Weg zurück zum Boot machen wir an einem Restaurant mit Österreichischer Küche halt. Die Kellnerin muss erst die Küche fragen, ob wir auch ohne Bestellung bleiben können. Wir haben Glück und bekommen Platz. Es sind längst nicht alle Plätze besetzt gewesen, aber auch hier war offensichtlich zu wenig Kapazität in der Küche, um mehr Gäste zu versorgen. Wir haben jedenfalls gut gegessen und sind zufrieden wieder in unserem kleinen Zuhause angekommen. Abends war auch Frau Polch da. Es gab einen kleinen Ausschank, an dem man auch Moselwein kaufen konnte. Frank hat ein Gläschen getrunken. Als Erinnerungsstück hat er ein Weinglas behalten dürfen.

    Am Samstag wollten wir von Traben-Trarbach aus nach Cochem fahren. Wir hatten den Hafen angerufen und die Auskunft bekommen, wir könnten kommen, alles kein Problem. Bis Cochem waren es mehr als 50 km. Als wir dort eintrafen, gab es kein Hinweis darauf, wir man in den kleinen Hafen einlaufen sollte. Die Einfahrt befand sich unmittelbar oberhalb einer Brücke. Bereits beim Vorbeifahren konnte man erahnen, dass hier kaum Platz sein kann. Und so war es dann auch. Wir fuhren langsam gegen den Strom in den schmalen Hafen ein. Wenden wäre nicht möglich gewesen. Alle dort liegenden Bootseigner straften uns mit Nichtbeachtung. Von der Einfahrt her war nicht zu erkennen, ob ein Platz frei ist. Ich erkannte das am Eingang liegende Boot als das der Niederländer, mit denen wir in Metz gelegen hatten. Ich musste den Eigner massiv ansprechen, damit er uns beachtete. Ohne den Hintern zu erheben meinte er, es könnte evtl. noch ein Platz frei sein, aber er weiß es nicht. Für uns bedeutete das, weiter in den Hafenkanal hineinzufahren, um uns selbst zu überzeugen. Natürlich war kein Platz. Am Beckenende war eine Slip-Rampe. Es gab keine Kennzeichnung, wo man welche Tiefe hatte. Also haben wir uns rückwärts wieder aus der Gasse gehangelt, mit der Brücke im Rücken und dem Moselverkehr auf dem Strom. Super. Dieser Hafen ist nicht zu empfehlen. Ein Blick auf die Karte ließ uns zum Hafen Treis-Karden weiterfahren. Hier versprach die große Hafenanlage, dass wir einen Gastliegeplatz finden würden. Als wir dort ankamen, hatten wir 6 Stunden Fahrt und 63 km hinter uns. Unsere Anrufversuche, um einen Platz zu sichern, waren ins Leere gegangen. Niemand ist ans Telefon gegangen. Im Hafen war nicht erkennbar, wo Gastliegeplätze waren. Die Eigner, die auf ihren Booten waren, ignorierten uns bzw. beäugten uns skeptisch, wie wir in ihren Hafen fahren und konnten auf Nachfrage auch keine Auskunft zu Ga stplätzen geben. Als wir an einem scheinbar freien Platz festmachen, stürmt ein aufgeregter älterer Herr mit wilder Gestikulation auf uns zu und schreit uns an, dass wir dort nicht liegen könnten. Wir fragten nach einer Alternative und erhalten die Rückfrage, ob wir reserviert hätten. Ha-ha. Dann tobte er los, eine Lösung zu finden. Frank ist in die Hafenmeisterei hinterher gegangen. Der ältere Herr hat sich dann echt bemüht einen Platz für uns zu finden. Wir kamen an den Kopfsteg, eng an eng mit einem anderen Boot, deren Eigner wir mit unserem Anlegemanöver beim Chillen störten. Der Platz war wegen eben dieser Bootsnachbarn ein Glückstreffer. Sie waren sehr entspannt und gaben uns gleich noch Tipps zum Einkaufen und auch Restaurants. Frank konnte nach wie vor schlecht laufen. Das Fußgelenk war immer noch geschwollen und schmerzte. Dennoch sind wir zu Fuß zum nahegelegenen EDEKA, um Getränke zu holen. Bei über 30 Grad täglich geht eine ganze Menge Wasser weg. Auf den Hinweis unserer Nachbarn hin haben wir uns gegen das Hafenrestaurant entschieden und waren sehr gut in der Stadt essen. Der Weg dorthin war o.k. Als wir das Lokal verlassen wollen, sitzen dort unsere Nachbarn bei einem Gläschen Wein. Nach einem kurzen Plausch im Stehen haben wir einen gemeinsamen Tisch und einen sehr netten Abend. Es gibt so viel Interessantes zu erzählen, dass wir den Abend noch bis 0:30 Uhr bei uns an Bord ausklingen lassen. Toll, was man für Menschen auf so einer Reise trifft.

    Den Liegeplatz für unser nächstes Ziel konnten wir reservieren. In Winningen, 12 km vor Koblenz wollen wir uns mit unseren Bekannten treffen, mit denen wir vor vielen Jahren auf den Seychellen waren. Unterwegs spielte sich auf der Mosel das übliche Wochenendspektakel ab. Das Tempo der Boote wurde von den Wochenendausflüglern weidlich ausgereizt, ohne Rücksicht auf Verluste. Die Wellen kamen von allen Seiten, man wurde links und rechts geschnitten und Paddler aller Art kamen schwer ins Schlingern. In Winningen war der Hafen gut organisiert. Bald kamen auch unsere Bekannten. In der Gutsschänke Schaf waren wir gemeinsam Essen und haben später noch einen Absacker an Bord genommen. Entgegen vorangegangenen Vorhersagen, kam ein Gewitter über uns und brachte später etwas Abkühlung. Bereits am frühen Abend war der Hafen wie ausgestorben. Alle Wochenendbootfahrer waren weg. Es war fast unheimlich. Nachdem Jutta uns Hans-Peter sich wieder auf den Weg gemacht haben, machen wir noch ein Spielchen und haben eine ruhige Nacht.

  • Am Dienstag, den 04. Juli fahren wir weiter. Unser nächstes Ziel ist Neumagen-Dhron. Unterwegs erreichen wir die Hafenmeisterin und können uns einen Platz in der Marina Mittelmosel sichern. Bis dorthin sind es 47 km und zwei Schleusen stromabwärts. An der einen Schleuse können wir den Schleusenwärter überzeugen, uns mit der Großschleuse zu schleusen. An der zweiten Schleuse klappt das nicht. Wir haben das Gefühl, es ist der Schleusenwärter, bei dem Frank mehr oder weniger die Schleusung in der Großschleuse erzwungen hat. Wir werden an die Bootsschleuse verwiesen – warum – Vorschrift! Vor uns warten schon Niederländer, welche wir in Metz kennengelernt haben. Beide Boote passen nicht in die nur 18m lange Schleuse. Wir warten letztendlich geschlagene 2 Stunden, um einfahren zu können. Es ist sehr eng. Wir haben die Fender noch mal etwas umgehängt. Wir sind auf beiden Seiten des Bootes fast an der Schleusenwand. Es geht, verlangt aber hohe Konzentration. Über Funk bekommen wir mit, dass mehrere andere Freizeitboote mit der Großschleuse geschleust werden. Vielleicht waren die ja deutlich breiter als wir. Ein anderes Boot zu Berg musste auch in die Bootsschleuse und sollte alle Fender abmachen. Zum Glück waren Start- und Endposition beim Schleusen so, dass die Scheuerkante nicht über die Schleusenwand hinausragte.  Auch wenn die Landschaft durch die wir fuhren, wunderschön war, war Frank kaum zu besänftigen. Überall, wohin das Auge schaut, sind Weinberge zu sehen. Auch die Fotos können die Ausstrahlung des Moseltals kaum einfangen.

    Gegen 15 Uhr sind wir dann auf unserem Liegeplatz in Neumagen-Dhron fest. Die Hafenmeisterei öffnet wieder um 16 Uhr. Unmittelbar am Hafen gibt es ein schönes Restaurant. Wir haben ziemlichen Hunger und gehen gleich essen. Frank versucht am Nachmittag noch mal ein paar Schritte mit in den Ort zu gehen, aber das klappt nicht. Der Fuß schmerzt zu sehr. Ich durchstreife alleine den ältesten Weinort Deutschlands, deren Winzer schon den Römern Pacht zahlen mussten. Auf Tafeln ist die jetzige Bebauung, animiert mit Bauwerken des damaligen römischen Kastells, abgebildet. Man kann sich alles gut vorstellen. Einige Straußenwirtschaften sind geöffnet. Ich konnte mich noch an ein Detail dieses Ortes erinnern. Vor ca. 28 Jahren haben wir mit unseren Kindern eine Radtour an der Mosel von Trier nach Koblenz gemacht. Wir hatten alle unser Gepäck dabei und übernachteten fast ausschließlich in Jugendherbergen. Diese waren immer oberhalb der Ortschaften am Berg. Ich erinnere mich, dass wir durch diesen Ort wahrscheinlich nur durchgefahren sind. Aber am Weinschiff, einem weltweit bekannten Grabmal eines römischen Weinhändlers von 220 v.Chr.  haben wir ein Foto gemacht. Inzwischen wurde das Weinschiff aus Holz nachgebaut und ist für einen Ausflug auf der Mosel buchbar.

    Am Mittwoch entscheiden wir, im Hafen zu bleiben. Ein kräftiger Wind mit sturmartigen Böen ist aufgezogen. Nur wenige bewegen ihre Boote. Der Eigner eines Stahlbootes berichtet uns später, dass er wegen des Windes in der Schleuse quergestanden hat. Da ist man im Hafen besser aufgehoben. Ich nutze die Zeit, um Wäsche zu waschen. Für 8,50 EUR kann ich 2 Maschinen waschen und auch trocknen. Das ist günstiger als in Frankreich. Dafür kostete Duschen 2 EUR für 5 Minuten. Am Nachmittag fahren wir ein Stück mit dem Rad. Damit kommt Frank gut klar. Der Weg führt uns mitten durch die Weinberge bis nach Piesport. Man kann sich gar nicht satt sehen. In einer Straußenwirtschaft nehmen wir ein Glas Wein vom Winzer, bevor wir uns auf den Rückweg machen.

    Am Donnerstag ist wieder ruhiges Wetter, mit angenehmen Temperaturen, knapp über 20 Grad. Wir haben nur eine Schleuse, die wir in der Großschleuse nehmen können. Schon gegen Mittag sind wir im Hafen von Bernkastel-Kues. Der Hafen dient auch als Nothafen. Nachmittags machen wir die Fahrräder fertig und fahren in den Ort. Der Hafen liegt auf der Seite des Ortsteils Kues. Am rechten Flussufer liegt der Ortsteil Bernkastel. Bernkastel hat viele restaurierte Häuser aus dem Mittelalter. Der Marktplatz mit dem Brunnen ist eine Augenweide. Auch an diesen Brunnen konnte ich mich erinnern. Zu Hause werde ich mir die alten Bilder noch mal anschauen. Überall kann man Kaffee und Wein trinken und es sich im Restaurant gut gehen lassen. Vieles ist auf die Touristen abgestellt, die in großer Zahl die Stadt erobert haben. Um einen Wein zu trinken, wollten wir aus dem Trubel raus. Aber in Kues sind wir auch nicht zum Zuge gekommen, so dass wir unseren Wein an Bord genommen haben. Morgen geht es weiter nach Traben- Trarbach.

  • Wir hatten einen superschönen Ausklang in Metz. Am späten Nachmittag ging der von Bord – zu – Bord – Schwatz mit unseren Bootsnachbarn aus dem Rheingau über, in ein nettes Gespräch bei ihnen auf der NC 11. Wie häufig bei solchen Gelegenheiten, gibt es viel Erfahrungen auszutauschen über Boote, Wasserwege bis hin zu Persönlichem. Es passte einfach. Witzigerweise hatten wir Clubmitglieder von Ihnen auf unserer Tour in 2022 in Valence getroffen. Die Welt ist ein Dorf. Nach ein-, zwei Gläschen Wein sind wir kurzerhand gemeinsam Essen gewesen. Das blieb für Frank nicht ohne Folgen, dazu später mehr. Der Abend war sehr entspannt und interessant. Schön, dass wir uns so gut auf unsere nächsten Etappen einstimmen konnten.

    In der Nacht bekommt Frank heftige Schmerzen im Fuß. Der Fuß ist heiß und geschwollen, insbesondere unter dem Knöchel. Das Auftreten ist eine Qual. Zunächst muss eine Schmerztablette her.

    Nach einer unruhigen Nacht starten wir gegen 9 Uhr am Freitag Richtung Luxemburg. Zum Teil können wir parallel zur Hauptschleuse die Bootsschleuse nehmen, auch diese sind in Luxemburg für unser Boot breit genug. Wir entscheiden uns, die 62 km bis Schwebsingen durchzufahren. Am Samstag soll es nämlich regnen. Dann wären wir schon im Hafen. In Schwebsingen wollen wir tanken. Die Hafentankstelle hat nur an drei Tagen in der Woche geöffnet, am Samstag von 9:00 Uhr bis 14:00 Uhr. Die Grenze zwischen Luxemburg und Deutschland verläuft im Fluss. Wir sehen in Ufernähe viele Campingplätze. Die Orte auf der luxemburgischen Seite sehen sehr gepflegt aus. Wir sehen die ersten Weinhänge. Auch diese sind sehr gepflegt. Als wir in den Hafen von Schwebsingen einfahren wollen, werden wir vom Hafenmeister ermahnt, uns erst anzumelden, und nicht einfach einzufahren. Dennoch weist er uns gleich einen Platz zu, nachdem er uns gefragt hat, ob wir gut fahren können. Wir liegen am ersten Steg Richtung Hafenmeisterei. Das ist auch gut so, denn Frank kann kaum laufen. Nach dem Bezahlen kann er nicht mehr vom Boot. Die Schmerztabletten bringen kaum Linderung. Am Samstag regnet es tatsächlich fast den ganzen Tag. Wir fahren vormittags zum Tanken aus unserer Box, da der Hafenmeister uns Bescheid gegeben hatte, dass wir nach einer vor uns tankenden Linsen, bunkern kommen könnten. Als wir das machen, sehen wir die Crew der Linsen mit Wasser hantieren. Es hatte den Anschein, sie würden eben noch ihr Boot säubern – an der Tankstelle. Auch ein anderes Boot wartete. Später erfuhren wir, dass mit dem Hafenmeister abgesprochen war, dass die Linsen, die nicht im Hafen lag, noch Wasser tanken könne. Was wir gesehen haben war also Wasser ablaufen lassen, damit das in den Leitungen stehende Wasser abläuft. Der Tankpreis war sensationell. 1 Liter Diesel kostete 1,42 EUR. Während wir im Hafen lagen, kam immer ein Hund auf dem Steg zu uns ans Boot und schaute. Am nächsten Tag erklärte uns sein Herrchen, dass an diesem Platz vorher Hundebesitzer mit ihren Tieren gelegen haben. Daher der sehnsuchtsvolle Blick in unser Boot. Die Marina war ebenfalls sehr ordentlich. Es gab sehr großzügige und saubere Sanitäranlagen. Am Hafen befanden sich zwei Restaurants, die gut besucht waren. Ein Novum für uns war ein Baguette-Automat. Für 1,10 EUR spuckte der ein frisches Baguette aus.  Das konnte man sogar essen.

    Als am Abend der Regen aufgehört hatte, bekam die Blue Fantasia noch den Putzlappen zu spüren.

    Am Sonntag ging es dann weiter. Die nächsten Bootsschleusen hatten nur eine Breite von 3,20 m. Der Schleusenwart Stadtbredimus wollte uns in diese Schleuse schicken. Frank hat sich geweigert, da unsere Bootsbreite 3,10 m ist. Dafür durften wir dann gut eine Stunde an der großen Schleuse warten. Zum Glück kam ein breiteres Sportboot. Mit dem konnten wir dann gemeinsam schleusen. Bei der nächsten Schleuse konnten wir gleich mit dem anderen Sportboot in die große Schleuse.

    Im Hafen Konz hatten wir uns angemeldet. Das hat super geklappt. Gegen 14:45 waren wir da. Da Frank sich gar nicht mehr fortbewegen konnte, hat uns der Bootsführer, der mit uns in den Schleusen war, beim Festmachen geholfen. Die Hafenmeisterin Anka kam am späten Nachmittag. Ab 18 Uhr konnte man auf der Clubterrasse etwas zu essen bekommen. Wir haben einen Besenstil zum Stock umgewandelt, damit Frank den Weg dorthin schaffen konnte. Der Fuß sah immer bedrohlicher aus und schmerzte immer stärker. Auftreten war nicht mehr möglich. So haben wir entschieden, nach dem Essen zum Notarzt zu fahren. Anka hat uns mit ihrem Mercedesbus nach Trier gefahren. Sie ist absolut großzügig und selbstlos. Für sie gehörte diese Unterstützung zum Job. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie die Clubkneipe, sorgt sie für die Gastlieger, kümmert sich um die Ordnung im Hafen und um die sanitären Anlagen. Es ist selten, dass jemand so aufopferungsvoll seinen Job macht. Die Clubmitglieder und Gäste danken es.  

    Der Arztbesuch fand bei einem Bereitschaftsarzt statt, der ohne Umschweife einen Gichtanfall feststellte. Für die Rückfahrt nahmen wir ein Taxi, welches uns auch gleich noch zur Bereitschaftsapotheke gefahren hat. Der Taxifahrer hat uns die Welt erklärt. Auch wenn der Fuß immer noch sehr geschmerzt hat, waren wir doch beruhigt, dass nichts anderes dahintersteckt. Am Montag, den 3. Juli sind wir in Konz geblieben um den Fuß zu schonen. Ich war mit dem Rad in der Stadt und habe bei Kaufland eingekauft. Konz liegt an der Mündung der Saar in die Mosel. Die Umgebung ist sehr reizvoll, die Stadt selbst hat nur wenig Highlights. Abends haben wir noch ein wenig an der Clubtheke geschwatzt. Danke an Anka und Ralf.

  • Dienstag, den 27.06.2023 starten wir von Toul Richtung Mosel. Als wir den Hafen Toul verlassen müssen wir feststellen, dass die erste Schleuse außer Betrieb ist. Juhu. Wir machen am Rand fest und ich rufe VNF Toul an. Der Mitarbeiter will wir gerade eine neue Nummer geben, da kommt eine VNF-Mitarbeiterin mit Händen in den Hosentaschen angeschlendert und schaut zu uns herüber. Warum stehen wir hier wohl? Nach kurzem Zögern geht Sie in das Schleusenhäuschen und nimmt die Schleuse in Betrieb. Später fragt sie noch wohin wir wollen – und das war es. Merkwürdiges Verhalten.

    Noch eine weitere Schleuse und dann haben wir die unsäglichen, verkrauteten Kanalabschnitte hinter uns. Wir sind auf der kanalisierten Mosel. Die Fahrlinie befindet sich teilweise in der Mosel und teilweise im Seitenkanal. Wir biegen nach Nordosten in Richtung Metz ab, nach Süden geht es nach Nancy. Wir haben entschieden, diese auch sehr schöne Stadt auszulassen. Nach dem Moselbogen Toul geht es dann stramm nach Norden. Hier ist der nördliche Abzweig nach Nancy. Die Moselschleusen haben nun wieder ein anderes Format als die Kanalschleusen. Mit einer Länge von 170 Metern und 11,60 Metern Breite können sie auch größere Frachtschiffe aufnehmen. Das heißt für uns, auf den Frachtverkehr warten und hintenan einfahren. Die Schleusenhöhen sind auch wieder anders. Man muss die Schleusenleine wieder umsetzen. Insgesamt fahren wir an diesem Tag 5 Moselschleusen. Auf der Strecke kommen wir super voran, das Schleusen dauert allerdings sehr lange. Zwei Schleusen fahren wir mit einem Frachter, 110 Meter Länge, auf den wir an der ersten Schleuse ziemlich lange warten müssen. Nach Metz schaffen wir es an diesem Tag jedenfalls nicht. Frank hatte sich in der Entfernung vertan. Er hatte die Strecke mit ca.  20 km weniger im Sinn.

    Wir finden nach 33 km Fahrt einen schönen Hafen in Pont-a-Mousson.  Acht Stunden waren wir unterwegs gewesen. Daher beschließen wir, den Ort erst am nächsten Morgen anzuschauen und mittags nach Metz weiterzufahren. Pont-a-Mousson befindet sich zu beiden Seiten der Mosel. Das Stadtzentrum befindet sich am linken Ufer. Der Hafen liegt in einer natürlichen Bucht am rechten Ufer. Von dort aus sind wir direkt zu einem Highlight der Stadt gelaufen. Am rechten Flussufer befindet sich die Prämonstatenser-Abtei. Sie wurde zwischen 1705 und 1735 im Barockstil, mit klassischen Proportionen gebaut. Die Mönche huldigten Gott, indem sie ihm prachtvolle Klöster bauten. Sehr beeindruckend sind die Treppen. Die viereckige Treppe wird gekrönt durch einen Christallkronleuchter, die runde Treppe bietet die Illusion eines bodenlosen Brunnens. Die insgesamt 12.000 qm der Abtei werden heute unter anderem als Hotel, Ausstellungsfläche, Seminar und Vortragsräume u.s.w. genutzt. Aktuell gab es eine Ausstellung zur Mode von 1750 bis 2000 zu entdecken. Obwohl Hotel- und Seminarbetrieb war, konnte man für 10 Euro Eintritt die gesamte Abtei frei durchstreifen, inklusive der Gärten. In Deutschland unvorstellbar. In der Altstadt gab es noch mehrere kirchliche Bauten. Wir sind noch einmal rund um den schönen zentralen Platz spaziert und nach einem kleinen Einkauf zurück an Bord.

    11:30 ging es dann weiter nach Metz. Mit uns war ein niederländisches Boot in Pont-a-Mousson gestartet, auch mit dem Ziel Metz. Wir erreichten den Hafen 15:35. Beim Anlegemanöver standen uns gleich 3 Deutsche zur Seite. Eine lange nicht mehr gekannte Situation für uns. Später lagen ca. 8 deutsche Boote im Hafen. So schnell wollten wir aus der französischen Blase gar nicht heraus. Abends haben wir noch einen kurzen ersten Stadtbummel mit Besichtigung der Kathedrale St. Etienne gemacht. Mit 42 Metern Gewölbehöhe hat diese Kathedrale eines der höchsten Kirchenschiffe Frankreichs. Die Kirchenfenster zählen zu den größten weltweit – 6.500 qm. Diese Glasfenster wurden von namhaften Künstlern, u.a.  Marc Chagall, gestaltet.

    Am Donnerstag haben wir eine größere Runde durch Metz gemacht. Wir sind kurz mit dem Bus zum Bahnhof Metz gefahren. Die Bushaltestelle befand sich am Platz der Republik in der Nähe des Arsenals, welches heute als klangvolles Konzerthaus genutzt wird. Der Bahnhof stammt aus den Jahren 1905-1908. Es ist sehr beeindruckend im neuromanischen Stil während der deutschen Annexion Elsass-Lothringens erbaut worden. Neben den bemerkenswerten dekorativen Friesen und Flachreliefs haben uns die Sauberkeit und Funktionalität des Bahnhofes beeindruckt.

    Von hier aus sind wir zum Centre Pompidou gelaufen. Das Gebäude wurde durch einen japanischen Architekten und seinem französischen Partner in Form eines chinesischen Huts entworfen. Hier finden Ausstellungen, Vorträge, Performances und Empfänge statt, in deren Mittelpunkt zeitgenössische, moderne Kunst steht. Auf uns wirkte das Center sehr großräumig und leer. Im Eingangsbereich hat uns eine Performance schon ziemlich irritiert. Man hatte einen alten 280iger Mercedes mit russischem Kennzeichen hingestellt, in dem zwei junge Männer im Kofferraum lagen. Keine Attrappen übrigens, sondern echte Menschen.

    Als nächstes stand das Deutsche Tor auf dem Plan. Dabei handelt es sich um eine Festung am östlichen Stadtteileingang. Von hier aus sind wir zurück ins Stadtzentrum gelaufen. Unser Weg führte durch afrikanisch dominierte Gassen. In den Geschäften wurden Grundnahrungsmittel, wie z.B. Reis in großen Packungen verkauft. Unser Ziel war das Museum La Cour d´Or. Wir kamen aber gerade zur Schließzeit dort an. So haben wir nach einem kurzen Drink den Weg zurück zum Boot angetreten. Unterwegs haben wir noch für abends einen Tisch zum Essen reserviert. Wir hoffen auf einen schönen Abschluss unseres Metz Besuches.

  • Bevor wir am Sonntag, den 18. Juni von Vitry abreisen, erfahren wir noch, weshalb die Schweizer so viel Tamtam mit ihrer Bootsbefestigung gemacht haben. Das Boot würde für einige Tage in Vitry liegen und die Eigner reisten mit dem Zug nach Genf. Zum Abschied bekommen wir noch die Schokoladenvorräte geschenkt, da der Kühlschrank in der Abwesenheit der Crew ausgeschaltet sein würde.

    Wir starten gegen 9:15 Uhr Richtung Canal de la Marne au Rhin. Für den ersten Abschnitt hatten wir 19 km mit nur 7 Schleusen gewählt. Nach relativ kurzer Zeit machten wir Bekanntschaft mit dem Dauerproblem auf diesem Kanal. Der Kanal ist sehr verkrautet und teilweise kann man die fahrbaren Linien nicht erkennen. Die Schraube drehte also ständig im Kraut. Zudem saugte die Kühlwasserzufuhr Partikel an, die den Zugang verstopften, und zu wenig Kühlwasser einließen. Es bestand also permanent das Risiko erhöhter Abgastemperatur und damit auch Schädigung des Motors und des Mufflers, den wir vor ein paar Wochen gerade auf Grund dieses Problems tauschen mussten.  Wenn die Abgastemperatur zu hoch wird, gibt der Motor ein grässliches Piepen von sich, etwas stärker, als das Signal zur Öffnung der Schleusentore. Daher zuckten wir jedes Mal zusammen, wenn von irgendwoher ein solcher Ton kam. Jedenfalls erreichten wir nach fast 4 Stunden unseren halt Pargny-sur Saulx. Der Liegeplatz hatte Strom und Wasser. Abends kam ein Herr von der Stadtverwaltung und kassierte nur 7 Euro für diesen Komfort. Der Wasseranschluss bot uns die Chance, unsere Kühlwasserleitung zu spülen. Nach mehreren Anläufen bekamen wir die Zuleitung wieder frei. Wir waren ganz alleine hier. Um uns zu bewegen, sind wir kurz hinauf in den Ort gegangen. Pargny hat nichts zu bieten, was einen Aufenthalt lohnen würde. Man sieht, dass hier nicht viel Geld ist. Ringsherum ist ausschließlich Landwirtschaft, meist Ackerbau. Auch dieser Ort lag in den Kampfgebieten an der Marne und war im ersten Weltkrieg völlig zerstört worden. An einer Tafel ist ein Text abgedruckt, in dem eine damalige Lehrerin die Schrecken dieser Zeit beschreibt. Am Abend zieht ein heftiges Gewitter seine Kreise um Pagny. Landstrom fällt aus. Wir können erst schlafen, als das Donnern und Blitzen aufhört.

    Am Montag soll es nach Bar-le-Duc gehen. Hier soll es eine restaurierte Oberstadt geben. Bis dahin haben wir jedoch 24 Schleusen auf 29 km zu überwinden, alle zu Berg und die meisten backbord zu schleusen. Darüber hinaus passieren wir eine Klappbrücke, welche durch einen Mitarbeiter von VNF ausgelöst wird. Auch auf diesem Weg kämpfen wir uns durch dichtes Gras. An der Strecke nichts als Landwirtschaft und Wald. Das Gelände wird allmählich hügeliger. Nichts für Großstadtfanatiker. Wir genießen die Einsamkeit, die lediglich durch zu hohe Abgastemperatur gestört wird. Obwohl wir an diesem Tag schon 8:45 gestartet sind, erreichen wir Bar-le-Duc erst 17:30 Uhr. Zunächst konnten wir nicht erkennen, wie wir an Wasser und Strom kommen. Bis hierhin hatten wir noch nicht gemerkt, dass unser Landstrom wegen einer Sicherung bei uns ausgefallen war. Abends kam wieder jemand kassieren. Wir konnten alles wieder in Gang setzen. Früher muss es am Hafen auch Fingerstege gegeben haben. Diese lagen jetzt demontiert an Land. Auch die Sanitäreinrichtungen waren nicht mehr zugänglich. Das Alles, obwohl hier auch Stellplätze für Wohnmobile waren, die auch genutzt wurden. Ein älteres Ehepaar, mit solch einem Wohnmobil setzte sich mit Teenagern auf eine Bank und ließ sie E-Zigaretten und Pfeife probieren – unfassbar für uns. Am folgenden Morgen spülen wir wieder die Kühlwasserleitung frei. Die Wasserhähne mussten mit einer Zange geöffnet werden. Wir fragten uns, wie lange das noch funktionieren wird. Dann machen wir uns mit den Rädern auf in die Oberstadt. Das Stadtmuseum ist geschlossen. Hier sollen gallorömische Fundstücke und Statuen ausgestellt sein. Es ist immer wieder interessant solche geschlossenen historischen Ensembles wie hier in der Oberstadt von Bar-le-Duc zu sehen. Die Unterstadt ist sehr belebt. Durch die Straßen fließt reger Verkehr und es gibt eine Menge Geschäfte und Restaurants. Wir können im Supermarkt unsere Vorräte auffüllen. Der Markt, über den wir später gehen, ist eher untypisch gewesen. Es gab kaum Lebensmittel, sondern mehr Bekleidung und Sonstiges.

    Wieder an Bord, beschließen wir nach einem kleinen Mittagsimbiss weiterzufahren. Stück für Stück tasten wir uns den Kanal vor. Obwohl wir nur 10 km fahren, müssen wir an zwei Schleusen VNF rufen, da die Schleusentore auf Grund des vielen Krautes klemmen. Am Ende fahren 2 Mitarbeiter die Strecke parallel zu uns mit dem Auto, um unser Fortkommen zu sichern. Zwei weitere Schleusen werden durch 2 weitere VNF-Mitarbeiter mit einem Generator bedient, da in der Gewitternacht ein Baum auf die Elektroleitung gefallen ist. Wir sehen die Stelle live an der einen Schleuse. An den Ufern sehen wir, dass der Kanal auch jetzt schon zu wenig Wasser führt. Es fehlt teilweise mehr als ein halber Meter. Bei dieser Tiefe und auf Grund des Krautes zeigen unsere Geräte mehrfach keine Tiefe mehr an. Durch unsere angepasste Fahrweise, im Schritttempo -Hafengang erreichen wir auch unser heutiges Tagesziel, Tronville-en Barrois.  Hier ist „nichts“. Der Liegeplatz ist gut, aber ohne Strom und Wasser, jedoch mit Abfallentsorgungsmöglichkeit. Alles an Land ist sehr ordentlich. Vor dem Kai steht allerdings das Kraut bis an die Wasseroberfläche.

    Am Mittwoch, den 21.  Juni planen wir nur bis Ligni-en-Barrois zu fahren. Auf der Strecke fehlt fast ein Meter Wasser. Wir passieren alle 5 Schleusen ohne Probleme. Ich muss mich ganz schön strecken, um die Festmacher zu erreichen, da die Schleusenwände wegen Wassermangel sehr hoch sind. In Ligny gibt es einen richtigen Hafen. Auch dieser Hafen war kombiniert mit einem Wohnmobilstellplatz. Das Sanitärgebäude war offensichtlich stillgelegt. Der Hafen war völlig verkrautet, wurde aber am nächsten Morgen freigebaggert. Als wir in Ligny ankamen, waren bereits 2 Holländerboote da. Ein alleinfahrender Mann und eine Alleinfahrende Frau. Obwohl wir Tür an Tür lagen, kam kein Kontakt zustande. Beide zogen sich in ihre Boote zurück, ohne auch nur ansatzweise Smalltalk zu wollen. Aber auch miteinander schienen sie nicht viel zu sprechen. Beide hatten einen Hund. Am folgenden Morgen sind sie gemeinsam abgefahren. Wir haben einen Stadtspaziergang gemacht. Das Zentrum war nicht sonderlich attraktiv und sehr einfach. Beim Mittagessen in einem undefinierbaren Restaurant glaubten wir Schutzgelderpresser gesehen zu haben. Sie waren mit Motorrädern und Jacken mit der Aufschrift „Pistolettes“ da. Am Stadtrand gab es einen schönen öffentlichen Park.

    Der Donnerstag verlief auch wieder abenteuerlich. Ursprünglich wollten wir noch einen Tag in Ligny bleiben, da ganztägig Regen und Gewitter angesagt waren. Im Laufe des Vormittags löste sich das jedoch in Wohlgefallen auf. Daher machten wir uns auf den Weg, weitere 9 km voranzukommen. Bei Schleuse 17 kam uns aus der Schleuse ein Segelboot entgegen. Danach erhielten wir „Grün“ zur Einfart. Als wir schon in der Schleuse waren, sprang auf der anderen Schleusenseite tobend ein Mann auf und ab und schimpfte die Männer von VNF voll. Angeblich sei er mit einem Berufsschifffahrtskonvoi unterwegs. Er stand schon vor der Schleuse auf einer Kanalbrücke und konnte mit seinem „Schleppverband“ nicht mehr zurück. Also wurden wir aufgefordert zurückzufahren, rückwärts aus der Schleuse. Dazu hatten wir auch keinen Bock und meldeten gegenüber dem „Springmännchen“ auch unsere Probleme mit dem Abgas und dem Kraut an. Da seien wir ja bei ihm richtig, bemerkte dieser dann in bestem Deutsch, er sei nämlich reisender Bootsmonteur. Lange Rede kurzer Sinn, wir mussten rückwärts aus der Schleuse fahren und noch ein ganzes Ende in den Kanal zurück, damit wir mit dem „privaten Schleppverband“ aneinander vorbei konnten. Trotz flachen Wassers sind wir an die Seite gefahren und ich habe das Boot mit zwei Leinen an Land gehalten. Der Konvoi-Fahrer kam dorthin angelaufen, drückte uns eine DVD mit seiner Abenteuerreise nach Kanada in die Hand und wies auf seine Kontaktdaten hin, falls mal etwas mit unserem Boot sei. Er könne auch über Land mit seinem mitgeführten Moped kommen. Der Konvoi erwies sich dann als seine eigenes anhängendes Werkstatt- und Materialboot. Ganz schön dreist. Zu guter Letzt schloss dann unsere vorletzte Schleuse nicht richtig, nach unserer Ausfahrt. Dadurch öffnete unsere letzte Schleuse nicht. Wir mussten im Kanal wenden und anlegen, um VNF anzurufen. Die Telefonnummer die ich anrief wurde nicht erhört und war, wie sich später herausstellte, falsch im Kanalführer vermerkt. Zum Glück kam zufällig ein VNF-Fahrzeug vorbei und sorgte für ordentlichen Schleusenbetrieb. Wir hatten nun die Nase voll und machten gegen 15:30 Uhr am Halt Naix-aux-Forges fest. Der Platz war sehr ungepflegt. Es gab zwar reichlich Abfallbehälter, die schienen aber seit langem nicht geleert worden zu sein. Wir haben unsere Sachen komplett wieder mitgenommen. Ungestört konnten wir aber auf unserer Badeplattform duschen – immer wieder gut.

    Freitag sind wir von Naix nach Demange gefahren. Ein Schleusentor war wieder blockiert. Der VNF-Mitarbeiter machte uns nach dem Freimachen in der Schleuse darauf aufmerksam, dass uns nach 2-3 Schleusen ein größeres Boot begegnen würde. Alles klar. Und dann waren wir doch überrascht, als in einer Biegung etwas auf uns zukam, was von weitem wie ein UFO aussah. War es natürlich nicht, nur ein ca. 38 Meter langer ehemaliger Lastkahn. Er wirkte auf dem Kanal nur so immens. Das aneinander Vorbeifahren war schon ganz schön eng. Der Liegeplatz in Demange-Baudignécourt war sehr in Ordnung. Es gab Wasser, allerdings wieder mit Zange zu öffnen. Nach uns kam noch ein Brite mit seiner Frau auf einem alten Segler, den sie mal in der Türkei erworben hatten. Die Frau war bereits 81, er 76. Sie sind schon seit Jahren mit dem Boot unterwegs und hatten die Nase voll von Brexit und Corona. Für die weitere Strecke hat er uns Mut gemacht. Bevor wir uns einen gemütlichen Nachmittag machen, fahren wir noch mal durch das Dorf. Wir sehen ein ordentliches Örtchen ohne Besonderheiten. Es gibt auch hier keinerlei Lebensmittelgeschäfte mehr. Wir finden uns damit ab, unsere Vorräte vollständig aufzubrauchen, bevor wir die nächste Chance haben, etwas zu kaufen. Bei der Hitze, wir haben immer noch um die 30 Grad, geht natürlich insbesondere unser Trinkwasser schnell zur Neige.

    Für Samstag haben wir uns wieder einen größeren Schlag vorgenommen. Der Mitarbeiter von VNF hatte am Vortag für uns mit dem Verantwortlichen für den kommenden Tunnel gesprochen, dass wir gegen 9:00 Uhr die Schleuse Nr. 1 nehmen wollen und dann den Tunnel passieren möchten. Das bedeutete leider nicht, dass die Schleuse Nr. 1 für uns bereit gemacht wurde. Ich musste also erst wieder anrufen und dann konnte es losgehen. Nach der Schleuse bogen wir ab Richtung Tunnel Mauvages. Der Tunnel ist 4.785 Meter lang. Laut Kanalführer würde man durch ein Boot dort hindurchgezogen werden. An der Zufahrt sahen wir zwar ein verrostetes Schleppboot, aber keinen Hinweis darauf, dass wir hier aufgenommen werden würden. Also fuhren wir weiter. Dann kam der Tunnel in Sicht und eine rot-rote Ampel. Da der Kanal hier in einer Schlucht lag, gab es keinen Telefonempfang. Wir machten wieder mal provisorisch am Kanalufer halt und hatten keinen so rechten Plan. Ich bin dann mit beiden Telefonen zum Kanaleingang vorgelaufen in der Hoffnung, dort Empfang zu haben. Ein dort schauendes Paar meinte, ich solle mal die Stufen am Ufer hochsteigen, vielleicht gäbe es dort Empfang. Ich wollte gerade losmarschieren, da kam aus dem Dunkeln des Tunnels ein Licht auf uns zu, ein Fahrrad mit einem VNF- Mitarbeiter. Auf meine Anliegen hin, hier durchfahren zu wollen, meinte er, ja könnten wir, wann immer wir wollen. Ich deutete auf rot-rot, er winkte nur ab – ach VNF. Er würde mit dem Fahrrad mit uns kommen. Ich bin also zurück zum Boot und wir fuhren zum Tunneleingang in der Annahme, wir würden nun den VNF- Mitarbeiter nebst Fahrrad aufnehmen. Weit gefehlt. Wir fuhren allein durch den Tunnel und er begleitete uns auf dem Treidelweg im Tunnel mit seinem Rad. Das Schleppen sei bereits vor 11! Jahren abgeschafft worden. Danke, lieber Kanalführer. Die Tunnelpassage war extrem anstrengend. Man konnte kaum etwas sehen. Frank beobachtete die Steuerbordseite und ich die Backbordseite. Das Boot schlingerte bei geringer Geschwindigkeit nach backbord und dreimal rutschten die Fender hoch. Nach knapp einer Stunde höchster Anspannung war Licht am Ende des Tunnels. Wir hatten es geschafft. Bis zu unserem heutigen Ziel waren es dann noch 12 Schleusen. Um 14:50 Uhr erreichten wir Void. Der Liegeplatz war direkt vor einem VNF-Stützpunkt gegenüber dem Stadtzentrum. Es lag ein weiteres Boot dort. Wasser und Strom gab es über Jetons, die wir aber nicht bekommen konnten, oder uns zu dusselig angestellt haben, als wir in der Stadt waren. In Void gab es einen Bäcker und einen Proxi-Markt, so dass wir unsere dringendsten Versorgungsprobleme lösen konnten. Da wir an Frischwasser nicht herankamen, haben wir unsere Kühlwasserleitung erfolgreich mit eigenem gebunkertem Wasser gespült.

    Nachdem wir uns jetzt so lange durch den Krautschlamassel des Canal de la Marne au Rhin gequält hatten, sind wir am Sonntag, den 25. Juni den letzten Abschnitt bis Toul angegangen. Bis zum Abzweig nach Toul hatten wir keine Schleusen mehr. Wir hatten Hoffnung, dass sich die Verhältnisse bessern, wenn wir nach Toul abzweigen, aber dem war nicht so. Also sind wir wieder mit angepasster Geschwindigkeit auf diesem Streckenabschnitt unterwegs gewesen. Dennoch mussten wir das Warnsignal für erhöhte Abgastemperatur wieder einmal hören. In Pagny-sur-Meuse machten wir einen kurzen Stopp, um zu entscheiden, ob wir tatsächlich bis Toul durchfahren. Die Entscheidung war positiv. Demnächst hatten wir einen weiteren Tunnel zu passieren. Der Tunnel von Foug ist nur 867 Meter lang, dafür aber enger als unser letzter Tunnel. Ich rief die nachfolgende Schleuse an, um uns anzukündigen. Das klappte super. Als wir am Tunnel ankamen, stand das Signal auf Grün. Bei noch schlechterer Sicht als beim letzten Tunnel meisterten wir auch diesen Abschnitt. Von dort ging es gleich in eine ziemlich hohe Schleuse, die durch eine Schleusenwärterin betreut wurde. Die nächsten Schleusen öffneten dann wieder in Kette. Nur einmal öffnete das Tor nicht, als wir aus der Schleuse herauswollten. Ich war schon auf dem Weg zur Sprechanlage, da öffnete das Tor. Die Schleusenwärterin und ein weiterer VNF-Mitarbeiter waren unbemerkt gekommen und haben das Problem gelöst. Nach dem Tunnel war der Scheitel erreicht und wir schleusten von hier an zu Tal. Gegen 15.00 Uhr liefen wir im Hafen von Toul ein. Das Becken war auch reichlich verkrautet. Platz war genug. Nachdem wir fest waren, kam Anne eine gebürtige Schwedin mit Wohnsitz in Neuseeland und fragte nach dem Streckenverlauf. Sie lud uns zum Abend auf ihr Boot zu einem Drink ein. Dort trafen wir, neben ihrem Mann, auch ein britisches Paar, welches mehrere Monate im Jahr im Hafen von Toul liegt. So gab es wieder mal einen regen Austausch über bessere und schlechtere Routen, Boote, Familie und Politik. Die Neuseeländer fuhren eine 44-ft-Linssen und nannten es ihr Sommerhaus. Sie hatten in Luxemburg überwintert und konnten uns gute Hinweise für Häfen auf der Mosel geben. Es war eine tolle Idee. Am Montag haben wir ausgeschlafen und uns dann die Stadt angesehen. Toul hat eine wechselvolle Geschichte. Die Stadt war bereits in prähistorischer Zeit eine bewohnte Stelle. 51 v. Chr.  wurde Toul durch die Römer besetzt. Die Franken beendeten die römische Herrschaft. Danach gab es immer wiederkehrende Invasionen, insbesondere 451 von den Hunnen unter Attila. Toul gehörte nacheinander zum fränkischen Teilreich Austringen und später zu Lothringen. In dieser Zeit bildeten das Bistum von Toul mit Metz und Verdung die „Drei Bistümer“, die als Geistliche Territorien auch im weltlichen Recht durch Bischöfe regiert wurden. Die Bischöfe regierten bis ins 10. Jahrhundert hinein. 1648 im Zusammenhang mit dem Westfälischen Frieden wurde Toul durch Frankreich annektiert. Vauban befestigte die Stadt anschließend und integrierte sie in das französische Verteidigungssystem. Ein Teil der Festungsmauern ist heute noch zu sehen. Die Festung kapitulierte im September 1870 im Deutsch-Französischen Krieg . Danach wurde die Stadt im Zuge des Systems der „Barrière de fer“ zur „Gürtelfestung Fester Platz Toul“ ausgebaut. Im ersten Weltkrieg fanden hier jedoch keine Kampfhandlungen statt. Im Zweiten Weltkrieg war Toul hart umkämpft, direkt im Nordosten der Stadt gab es einen Militärflugplatz. 40% der Altstadt von Toul wurden zerstört. In der Altstadt von Toul findet man heute die Kirche Saint-Gengoult, sowie die Kathedrale St.-Étienne.

    Am Nachmittag haben wir uns ein wenig um unseren „Haushalt“ gekümmert, Wäsche gewaschen und Blog geschrieben. In der Zwischenzeit hat ein Spezialboot den Hafen von Pflanzen befreit. Ein Kampf gegen Windmühlen.  

  • Am Donnerstag nach dem Tanken in Épernay trennt sich unser Weg von dem der Australier. Sie fahren weiter Richtung Paris, wir auf den Canal latéral à la Marne in Richtung Vitry. Noch halten wir an unserem Plan fest, über die Mosel nach Hause zu fahren. Auf dem Canal lateral a la Marne sind die Schleusen wieder selbst auszulösen und zu bedienen. Vor der Zufahrt greift man eine herabhängende Stange, führt eine Viertelumdrehung entgegen dem Uhrzeigersinn durch und damit sollte die Schleuse bereitgemacht sein. Das hat auch immer geklappt, auch wenn wir manchmal die Schleusenampel nicht einsehen konnten. Der Marne Seitenkanal wurde 1845 gebaut, um einen Abschnitt der Marne zu ersetzen, der zwischen Vitry-le Francois und Épernay schiffbar war. Dieser Abschnitt wird auch von Lastkähnen befahren. Ich habe gelesen, dass es sich überwiegend um Belgische Schiffe handelt, die Bleche nach Contrisson liefern und auf dem Rückweg in Châlons oder Vitry Getreide laden. Einige, insgesamt drei,  dieser Frachter sind uns begegnet. Apropos Châlons-en-Champagne: Diesen Ort wollten wir besuchen. Wir hatten von einer interessanten Bootstour durch die Tunnel und Brücken unter der Stadt gehört und auch einiges zu Châlons gelesen.  Wir erreichen Châlons am frühen Nachmittag. Es waren 3 Liegestellen in der Stadt ausgewiesen, davon eine vor der Schleuse, ein kleiner Hafen nach der Schleuse und eine lange Kaimauer. Die Kaimauer im Hafen war für Ausflugsboote reserviert und im Hafen gab es keinen Platz für uns. Die Hafenmeisterin winkte uns gleich weg, als wir an der noch freien Liegestelle für Kähne schauen wollten, ob noch Platz im Freizeithafen für uns sei. Wir sollten an den Kanalkai gehen. Hier allerdings hatten sich diverse Angler aufgereiht und hatten Ihre Angelruten weit über die Mitte des Kanals ausgebracht. Sie waren weder bereit, ihre Angeln etwas einzuziehen, noch Platz für uns zum Anlegen zu machen. Hier konnten wir nicht gewinnen. Uns blieb nichts anderes übrig, als weiterzufahren. Allerdings wussten wir schon, dass es kaum Liegemöglichkeiten am Kanal geben würde und bis Vitry war es zu weit. Die Strecke beträgt insgesamt ca. 63 km. Erst nach insgesamt 52 km fanden wir einen vernünftigen Kai in dem Örtchen Pogny. Wir machten 17:40 fest und waren einigermaßen erledigt.

    Am folgenden Morgen konnten wir dann nach Vitry-le-Francois weiterfahren. Es waren nur noch knapp 20 km. Wir hatten im Hafen von Vitry angerufen und das o.k. bekommen, hier liegen zu können. Das hatten wir übrigens auch in Châlons versucht, nur dort war niemand zu erreichen. In der letzten Schleuse vor Vitry hatten wir ein Problem. Die Auslösung in der Schleuse war verklemmt, so dass wir VNF anrufen mussten. Obwohl es Mittagszeit war, kam jemand innerhalb von 20 Minuten.  Der rüttelte manneskräftig an dem Gestänge und löste somit irgendwie die Blockade. Wir konnten weiter. Der Hafen in Vitry ist sehr eng. Er liegt in einem kleinen Stich, in dem von einer Seite zu Bäumen ausgewachsene Sträucher hereinragen. So war es übrigens im ganzen Kanal. Die Ufer werden dahingehend nicht gepflegt, so dass zu befürchten ist, dass irgendwann alles zugewuchert ist. Für uns ist gerade so viel Platz, dass wir rückwärts in die Box reindrehen können. In der Hafenmeisterei gibt es eine Dusche und ein WC. Beides ist nur während der Öffnungszeiten zugänglich, dafür aber in einem sehr guten Zustand. Wir verkriechen uns ins Boot und lassen die Klimaanlage laufen. Besichtigung und Sonstiges ist für Samstag vorgesehen. Wir stehen am Samstag schon 7:30 auf. Frank holt Baguette. Nach dem Frühstück wollen wir die etwas kühleren Morgenstunden nutzen, um das Boot etwas zu reinigen. Gegen Mittag machen wir uns in die kleine Stadt auf. Ein wenig haben wir uns gewundert über die Struktur der Stadt. Sie machte auf uns den Eindruck einer Garnisonsstadt. Zu Zeiten Julius Caesars gab es in der Nähe eine Veteranenkolonie. Im Jahr 1284 fielen die Champagne und das Perthois an die französische Krone. Das damalige Vitry-en-Perthois wurde im hundertjährigen Krieg vollständig zerstört. König Franz der I. baute den Ort in der Nähe wieder auf. Aus dieser Zeit stammt die geometrische Struktur. Im ersten Weltkrieg fand in der Gegend um Vitry eine der großen Marne-Schlachten statt. In Vitry befand sich das Hauptquartier von Joseph Joffre, französischer Oberbefehlshaber der Armee. Von hier aus leitete er die Kriegspolitik. Er bringt ruhmreich 1914 den deutschen Vormarsch an der Marne zu Stehen. Die folgenden Jahre sind allerdings für alle Entente-Staaten mit hohen Verlusten verbunden. Joffre wird Ende 1916 abgelöst, nachdem man ihm die Niederlage von Verdun zugeschrieben hatte. 1940 wurde Vitry zu 80 % zerstört, diesmal durch deutsche Fliegerbomben und Artilleriebeschuss. Später bombardierten die Alleierten das Bahnhofsviertel, so dass die Stadt zu 90% zerstört war. Der Wiederaufbau dauerte bis in die 1960iger Jahre.

    Am Nachmittag kommen zwei weitere Boote in den Hafen. Die Franzosen haben zügig angelegt und fest gemacht. Die nachfolgenden Schweizer haben aus dem Festmachen eine Wissenschaft gemacht. Sehr erstaunlich, wie lange man damit verbringen kann, sein Boot zu fixieren.

    Wir lassen den Tag ausklingen. Morgen geht es weiter auf den Rhein-Marne-Kanal.

  • Für Sonntag, den 11. Juni haben wir nur einen kurzen Trip geplant. Unser Ziel Château-Thierry erreichen wir nach rund 16 km und zwei Stunden Fahrzeit. In Château-Thierry gibt es eine Liegestelle für Kähne und eine Liegestelle für Boote unter 20 Metern. Als wir auf diesen Steg zufahren, kommt uns ein Privat-Kahn mit mehr als 20 Metern Länge entgegen. Da die Liegestelle von uns aus backbord ist, warten wir, um den Kahn passieren zu lassen. Die britischen Eheleute auf dem Kahn verständigen sich über Headset und legen zu unserer Überraschung an dem flachen Ponton an. Uns verschlägt es kurz die Sprache. Auf unseren Hinweis, dass für Boote dieser Größe der andere Liegeplatz vorgesehen sei, reagiert der Bootsführer nur dahingehend, dass wir ja dorthin gehen könnten oder bei ihm längsseits festmachen. Weder nach dem einen noch nach dem anderen stand uns nach dieser Aktion der Sinn. Ein anderes britisches Boot, welches schon an dem kleinen Steg lag, sprang uns zur Seite. Mit Mühe konnte der Eigner den anderen Bootsführer überzeugen, einen Meter weiter nach hinten an den Steg zu gehen. Mit Hilfe des Briten von dem kleineren Boot, welches aber größer als unseres war, lancieren wir uns in die Lücke zwischen beiden Booten. Wir hatten vorn sowie hinten maximal 10 cm Platz. Vielen Dank, dass das geklappt hat. Über den Charakter des Kahnführers sind wir uns schnell einig und klatschen das, wie unter Freunden, ab. Der Steg ist gut gelegen, es sind nur wenige Meter bis ins Stadtzentrum Am Kai befindet sich ein Restaurant. Strom und Wasser konnte man am Automaten kaufen. Leider gingen nicht alle Anschlüsse, aber auch hier hat uns der Brite mit einer Verteilerdose geholfen und mit an seinen Anschluss genommen. Im zweiten Anlauf ist es mir dann auch das gelungen, an der Säule zu bezahlen, denn das Display war schlecht zu lesen. Unser Plan war es, in die umliegenden Dörfer zu fahren und Champagner zu verkosten und ggf. zu kaufen. Trotz aufziehenden Gewitters haben wir uns auf den Weg gemacht. Mit unseren Rädern sind wir nach Brasles gefahren. Hier sollte sich ein Etikettenmuseum befinden, welches wir aber nicht gefunden haben. In dem Winzerdorf Gland gab es mehrere Winzerbetriebe. Wir fanden einen offenen Betrieb, in dem gerade zwei Männer aus Paris verkosteten. Wir durften uns dazusetzen und bekamen 1! Glas Champagner zum Kosten. Weitere Anstalten, uns eine Auswahl zu ermöglichen, machte der Weinbauer nicht. Die Pariser machten uns darauf aufmerksam, dass der Champagner bei diesem Winzer sehr teuer sei. Ungeachtet dessen haben wir eine Flasche von dem verkosteten Champagner für 36 Euro erstanden. Danach stieg die Freundlichkeit des Winzers etwas und er bot uns an, das voraussichtlich kommende Gewitter bei ihm abzuwarten. Ob der drohenden Wolkenkulisse entschieden wir uns für die Rückfahrt. Am Ortseingang von Château-Thierry war es dann so weit. Eh wir uns versahen, peitschte ein heftiger Gewitterguss durch die Straßen. Zuerst hatten wir uns notdürftig bei einer überhängenden Hecke untergestellt. Später standen wir völlig durchweicht unter dem Eingangsdach eines Ladengeschäftes. Der Guss dauerte nicht lange, reichte aber, dass wir quietschnass zurück ans Boot kamen. Zum Glück hatte unser Bootsnachbar unser eines vergessenes Seitenfenster zugedrückt. Ansonsten hätten wir sicherlich eine leichte Überschwemmung an Bord gehabt. Für den Abend hatten wir unsere Bootsnachbarn auf ein Gläschen Wein eingeladen, was sie gerne angenommen hatten. Es wurde ein sehr angenehmer Abend. Die beiden reisten mit Hund. Wir erfuhren etwas über die Reiseumstände unter den Bedingungen von Brexit, tauschten uns zu den jeweiligen Reiserouten aus und philosophierten über Europa und den Ukrainekrieg. Die Skipperin veröffentlicht Impressionen von der Reise über Youtube:“cruising the franch canals with our dog“. Es war ein schöner Abend, mit netten Leuten.

    Am Montag sind wir zeitiger als sonst aufgestanden, da der Brite sich angeboten hatte, nach unserer Schraube zu tauchen. Tatsächlich war er gegen 8 Uhr im Wasser. Um unsere Schraube hatte sich reichlich Angeldraht gewickelt, welchen er weggeschnitten hat. Zudem hatte sich ein Stück Holz verkeilt. Nun war die Schraube wieder frei, nur längs der Welle ist noch eine Angelsehne gewickelt, die aber nicht stört. Die Briten sind dann Richtung Paris aufgebrochen. Vormittags haben wir uns noch kurz die Stadt angeschaut. Es gab nicht viel zu sehen und am Montag ist in Frankreich sowieso vieles geschlossen. Wir hätten dringend mindestens Getränke gebraucht, haben aber kein offenes Geschäft gefunden.

    Als wir gegen 11:10 Uhr die Liegestelle verlassen, kommen 2 weitere britische Kähne, Scheinbar kannten sich die Crews. Auch die Neuankömmlinge waren mit Headset ausgerüstet und gingen an den Sportbootsteg.  Wir fahren nach Reuil. Ungeachtet des Ziels haben wir uns die Liegestellen zwischendurch auch angeschaut, um ggf. eine Alternative zu haben. Das wäre aber schwierig geworden, denn die Stellen waren entweder nicht attraktiv oder nicht mehr da. Die letzte Schleuse vor Reuil bietet wieder mal eine Überraschung. Es ist eine Schrägschleuse, die allerdings leicht zu schleusen ist. Man kann an einem Ponton in der Schleuse festmachen, welcher sich dann mit dem steigenden Wasser während des Schleusenvorganges hebt. Gegen 16 Uhr kommen wir in Reuil an.  Der Liegeplatz liegt an einem kleinen öffentlichen Park. Den versprochenen Strom und auch Wasser gibt es nicht mehr. Die Säule ist noch da, aber zu weit weg und demoliert. Zum Glück können wir uns in so einer Lage selbst versorgen. Wasser wäre allerdings gut gewesen. Auch hier gibt keine Lebensmittelverkaufsstellen mehr. Wir haben Reuil als Haltepunkt gewählt, weil das am anderen Ufer liegenden Örtchen OEuilli interessante Einblicke ins 19. Jahrhundert und in die Winzertradition ermöglichen soll. Im alten Haus „Maison Champenoise“ aus dem 17. Jahrhundert, sind alle Gegenstände ausgestellt, die eine Winzerfamilie zu Beginn des 20. Jahrhunderts benutzte. Darüber hinaus gibt es ein Klassenzimmer von 1900 und dann gibt es noch das Musée de la Goutte et la Tonnellerie. So beschreibt es zumindest unser Kanalführer. Nachdem wir mit unseren Rädern zu den Museen hinaufgefahren waren, mussten wir feststellen, dass diese trotz Öffnungszeit geschlossen waren. Später erfuhren wir, dass 3 Schulklassen da seien und wir deshalb nicht eingelassen werden. Langsam nervt das wirklich. Auf dem Rückweg zum Boot sehen wir noch auf einem „Event-Gelände“ eine Touristengruppe mit Senioren, die ziemlich primitiv im Stehen eine Champagner-Verkostung machen. Eine Touri-Bimmelbahn steht für den Weitertransport bereit. Auch in Reuil gibt es einen Winzer am Anderen. Unser Versuch Champagner zu verkosten oder zu kaufen scheitert. Eine Möglichkeit finden wir, dort können wir jedoch erst 17 Uhr kommen, denn man erwartet die Gruppe, die wir eben gesehen hatten.  So sind wir am Dienstag ab 11:10 Uhr schon wieder auf der Weiterfahrt. Es geht nach Épernay.

    Die Strecke nach Épernay beträgt nur noch 16 km, Schrägschleusen inbegriffen. Épernay ist die Obergrenze der kanalisierten Marne. Wir machen im Wassersportclub unterhalb des Champagnerherstellers Castellane fest, der offensichtlich auch Sponsor dieser Anlage ist. Dort werden wir durch den stets präsenten Hafenmeister aufs Freundlichste begrüßt. Wir liegen super. Wir können die Sanitäreinrichtungen des Tennisclubs mitbenutzen, es gibt eine Champagnerbar und Wäsche waschen kann man auch. In Épernay ist alles auf die Champagnerherstellung ausgerichtet. Im Zentrum der 30.000 Einwohnerstadt sind alle berühmten Champagnerhäuser vertreten. Als Erstes haben wir einen Termin zur Besichtigung der Champagnerkellerei Castellane. Hierfür erhielten wir vom Yachtclub einen Gutschein. Wir gehen etwas zu spät los. Der Castellane-Turm liegt unmittelbar am Hafen, nur haben wir übersehen, dass wir den dazwischenliegenden Schienenstrang nicht direkt passieren können, sondern ca. 800 Meter bis zur Brücke vorlaufen müssen und dann entgegengesetzt auf der anderen Seite der Gleise zurück. Als wir ankommen, hat die Führung schon begonnen – in Englisch. Die Besichtigung war unheimlich imposant. Unter den Gebäuden befinden sich kilometerlange Kellergewölbe in denen der Champagner gereift und gelagert wird. Es gibt einen Fundus privater, unbezahlbarer Champagnerflaschen. Die älteste Flasche, welche ich entdeckt habe, war von 1900. Die Der Champagner ist noch nicht mit Sauerstoff in Berührung gekommen, sondern noch mit dem Erstverschluss versehen. In einer Abteilung war die Entwicklung des Flaschendrehens im Laufe der Jahre zu sehen. Als die Flaschen noch manuell gedreht wurden, schaffte ein Arbeiter am Tag 55.000 Flaschen zu drehen. Der Arbeitstag dauerte aber auch deutlich länger als heute. Am Ende der Besichtigungstour gab es ein Glas Champagner. Wir haben wieder für unsere Bar der Erinnerungen 2 Flaschen Champagner erstanden. Nach dem kühlenden Keller sind wir dann auf die Avenue de Champagne gegangen. Dort waren die berühmtesten Champagnerhäuser wie Moet et Chandon, Genard-Duchêne, Venoge und viele mehr zu entdecken. Überall wurden Verkostungen und Kauf zu hübschen Preisen angeboten. Wir waren noch bei Moet et Chandon. Dort konnten wir die Gläser ohne Füße für unseren Sekthalter nachkaufen. Und dann gab es noch eine Flasche Moet für unsere Bar der Erinnerungen. Am Abend lud der Hafenmeister zu einem Begrüßungschampagner, natürlich aus dem Hause Castellan ein. Hier lernten wir die anderen Bootseigner kennen, welche auch heute angereist waren. Es waren Briten, Australier, Niederländer und Schotten. Es war das erste Mal auf unserer langen Fahrt, dass wir so viel Austausch mit anderen Bootsfahrern aus verschiedenen Ländern hatten. Die meisten haben ihre Boote in den Niederlanden stationiert und reisen von dort aus durch Frankreich. Für Mittwoch hatten wir uns vorgenommen, unsere Wäsche zu waschen und Vorräte zu erneuern. Dem Grunde nach war Alles alle. Unsere beiden Räder waren schwer bepackt, so dass wir den Rückweg vom Supermarkt schieben mussten. Am Abend haben wir uns einen Restaurantbesuch gegönnt. Unsere Wahl war nicht optimal und vor allem sehr teuer. Allerdings haben wir gut gegessen, nur nicht typisch Französisch. Für später waren wir im Hafen mit den Australiern auf ein Gläschen verabredet. Am Ende war auch noch ein sehr nettes britisches Paar dabei und wir haben viel gequatscht, bei einer Flasche Champagner aus dem Supermarkt. So viel englisch wie in diesen Tagen habe ich lange nicht gesprochen. Es hat aber super geklappt.

    Am Donnerstag war großer Abreisetag. Fast alle Boote, die mit uns gekommen waren, sind abgereist. Der Australier hatte sich angeboten, uns beim Tanken an der Supermarkttankstelle mit seinen Kanistern zu helfen. So haben wir dies gern angenommen. Frank musste mit seinem immer noch schmerzenden Rücken somit nicht den 25 l Kanister schleppen Insgesamt haben wir 165 Liter zu 1,67 Euro getankt. Gute Weiterreise für Alle.