Eigenreparatur in Decize und weiter geht´s

Am Samstag, den 6. Mai bestellen wir schon mal den „Muffler“ bei der Firma Vetus, einem niederländischen Unternehmen. Wir wollen das defekte Teil selbst ausbauen. Das Wetter ist hierfür allerdings absolut ungeeignet, denn es regnet den ganzen Tag. Auch am Sonntag. So vertreiben wir uns die Zeit mit Lesen, Karten spielen, und Ähnlichem. Am Montag passt das Wetter dann. Zunächst müssen wir ausräumen, um an den Muffler heranzukommen. Günther hat uns eine Plane geliehen, unter welcher wir alles auf dem Steg verstauen, falls es doch noch wieder regnet. Frank macht alles in Ruhe und kann den „Muffler“ ohne Schaden an den Befestigungsteilen ausbauen. Ein erster Erfolg. Das Teil sieht wirklich nicht gut aus. Man sieht, wie die Hitze der Auspuffgase dem Material zugesetzt hat. Ausgerechnet heute kommen Bootseigner vom hinteren Ende des Steges. Unsere Sachen auf dem Steg liegen im Weg. Meine Entschuldigung hilft da nicht. Nach dem Ausbau haben wir dann alles, bis auf unsere Fahrräder, wieder weggeräumt. Hier käme man gut herum, aber nun werden wir von der Frau des Eigners vollgemeckert, die mit ihrem Stock auf meinem Fahrrad herumklopft und ordentlich schimpft. Wir schieben es auf den 8. Mai, Tag der Befreiung Europas vom Hitlerfaschismus, dass es für uns Deutsche keine Nachsicht gibt. Wir räumen die Fahrräder auch weg. Am nächsten Morgen sind die älteren Herrschaften abgereist.  Montag kommt auch die Bestätigung für unsere Bestellung. Einen Expressversand bekommen wir nicht mehr hin, aber dennoch können wir mit dem Erhalt am Mittwoch rechnen. Wir verbringen ein paar nette Stunden mit unseren Bootsnachbarn Günther und Fabrice mit Geschichten aus alten Zeiten und einigem Seemannsgarn. Nebenher versuchen wir Günther, der immerhin 76 Jahre alt ist, mit seiner mobilen Technik zu helfen, allerdings mit wenig Erfolg.

Pünktlich Mittwochvormittag trifft der „Muffler“ ein. Frank kommt freudestrahlend mit dem Paket von der Capitainerie. Wieder muss alles ausgeräumt werden. Um keinen Ärger zu bekommen und bei Misserfolg unserer Aktion weitere Schritte einleiten zu können, verstauen wir das Meiste irgendwie an Bord. Vor dem Einbau des „Mufflers“ hatten wir echt Respekt. Wir haben einige Tipps bekommen, wie wir die Abgasrohre wieder auf die Anschlussstutzen geschoben bekommen. Wir haben also Rohr und Stutzen mit Wasser und Spülmittel behandelt. Mit Drücken, Schieben und Quetschen mit Hilfe eines Löffels haben wir es geschafft. Dabei ist nicht zu verachten, wie eng es in den entsprechenden Räumen ist. Da muss man schon entscheiden, welches Knie man herunternimmt und wie herum man sich in den Spalt quetscht. Am Ende war es jedoch noch schwieriger und fummeliger, die Schellen wieder zu befestigen. Hier hat sich auch Günther noch beteiligt und ist in den engen Raum gekrochen. Mit vereinten Ideen und Kräften hatten wir alles nach ca. 2,5 Stunden repariert. Dann kam der spannende Moment. So ganz konnten wir nicht sicher sein, ob wir mit der Spülung des Ansaugrohres und dem Austausch des „Mufflers“ unser Problem geklärt hatten. Aber Ende gut- Alles gut. Günther fand zwar immer noch, dass aus dem Auspuff zu viel Luft und zu wenig Wasser käme. Nach unserer Kenntnis der Blue Fantasia war der Ausstoß jedoch genau so, wie wir es erwarteten. Grund genug für ein paar Erfolgsbiere. Fabrice kam auch noch hinzu. Ein schöner Ausklang.

An eine Weiterfahrt am Donnerstag war jedoch nicht zu denken. Es regnete den ganzen Tag wie aus Eimern. Da muss man nicht unterwegs sein. Ich nutzte die Zeit und noch mal Wäsche zu waschen. Leider lieferte der Trockner wieder keine schrankfertige Trockenheit, so dass wir alles in abenteuerlicher Weise unter unserer Persenning nachtrocknen mussten. Am Abend schafften wir es in einem trockenen Moment unseren Wochenendeinkauf zu machen.

Für Freitag, den 12. Mai hatten wir uns nur eine kurze Strecke vorgenommen. Noch vertrauen wir nicht voll darauf, dass wir problemlos fahren können. Aber alles geht gut. Wir fahren nach Fleury-sur-Loire, von Decize 12 km weiter westlich auf dem Canal latéral à la Loire. Es ist schön, wieder unterwegs zu sein. Wir fahren durch eine satt grüne Landschaft, die ausschließlich von Landwirtschaft geprägt ist. Das Getreide steht in vollem Saft und an ein Mohnblumenfeld zieht an uns vorüber.  Wir haben nur zwei Schleusen zu bewältigen, die auch sehr idyllisch über das Flüsschen l´Acolin und die Rigole de l´Abron führen. Schon 11:30 Uhr erreichen wir Fleury-sur-Loire. Ein schöner Liegeplatz im Grünen mit einer Art Campingkneipe und Strom und Wassersäulen. Offensichtlich sind diese Säulen nicht in Betrieb, denn das Bezahlen am Automaten gelingt weder uns, noch der später eintreffenden dänischen Crew eines Leihbootes. Für uns grundsätzlich kein Problem, denn wir hatten Wasser in Decize getankt und können Strom über den Generator machen. Trotz des wechselhaften Wetters machen wir einen kleinen Radausflug zum Château de Rozemont, Nähe Luthenay-Uxeloup. Die Burg war im Mittelalter eine der mächtigsten in der Region. Die Ruine ist heute in Privatbesitz. Gegenüber werden wir von einer Herde Charolais-Rinder „angemuht“ und haben einen traumhaften Blick über saftige Wiesen nach Luthenay-Uxeloup. Wir schaffen es gerade so vor dem Regen zurück zum Boot. Im Restaurant war heute die ganze Mannschaft der Capitainerie von Decize. Sie waren gekommen, als wir unsere Radtour starteten und noch da, als wir zurückkamen. Die Mittagspause ist den Franzosen heilig. Später schauen wir dem Regen vom Boot aus zu. Morgen wollen wir weiter. Das Wetter bleibt auch in der nächsten Woche durchwachsen.


Eine Antwort zu “Eigenreparatur in Decize und weiter geht´s”

Hinterlasse eine Antwort zu Frank-Michael Antwort abbrechen