Am Samstag den 13.05. verlassen wir Fleury-sur-Loire. Wir sind unentschlossen, ob wir in den Hafen von Nevers einfahren sollen oder am Kanal bleiben. Die Entscheidung wird uns abgenommen. Die erste Liegestelle nach Nevers ist der Port Plagny. Von hier sind es ca. 10 km bis zum Rennstall Ligier. Die Steganlage gehört wieder mal der Leihbootfirma und ist geschlossen und die Uferverhältnisse hinsichtlich Tiefen und Festmachen nicht sicher, so dass wir umkehren. Man erreicht den Hafen von Nevers über zwei automatische Schleusen, die man selbst auslöst. Dummerweise kommen wir exakt zur Mittagszeit an. Wir berichteten schon, Mittag ist heilig. Auch Automatikschleusen werden dann von 12:00-13:00 Uhr für eine Stunde abgeschaltet. Wir warteten also ca. eine dreiviertel Stunde. Im Hafen war gut Platz zu bekommen. Wir konnten auch Strom ziehen. Die Hafenmeisterei jedoch war geschlossen und auch am Nachmittag nicht geöffnet. So lagen wir umsonst, allerdings ohne Wasser und die Möglichkeit, die sanitären Anlagen zu benutzen. Für Samstag war ab 16 Uhr Gewitterregen angesagt, so dass wir uns beeilt haben, in die Stadt zu kommen. Der Weg zur Stadt führt über eine Brücke über die Loire. Die Loire ist hier nicht schiffbar, aber dennoch breit und von Sandbänken durchzogen. In Nevers fand gerade eine Radrennveranstaltung statt, so dass wir uns über Hindernisse den Weg ins Zentrum bahnen mussten. Die Besichtigung hat sich gelohnt. Das Wetter hat sich bis in die späten Abendstunden gehalten.











Unser Ziel am Sonntag war zunächst ein Zwischenstopp nach der Schleuse Guétin. Wir erreichten diese Doppeschleuse über eine Kanalbrücke über den Fluss Allier. Allein diese Querung war schon spektakulär. Wir hatten ein freies Signal zur Überfahrt und standen dann vor verschlossener Schleuse. Der Schleusenwärter war nicht da. Irgendwann kam er dann und alles lief reibungslos. Das abwärtsschleusen ist noch nicht so spektakulär. Mit beiden Schleusen sind insgesamt 9,20 Meter Höhenunterschied zu überwinden. Die erste Schleuse haben wir normal mit zwei Leinen schleusen können. Die folgende Schleuse ist schräg gebaut. Wir kamen nach der ersten Schleusung so an, dass ich wieder die Schleusenwand hinaufklettern musste, um die Leinen über den Poller zu legen. Wir sind zum Glück noch weiter zu Tal innerhalb der Schleuse vorgerückt und haben, wie immer, mit zwei Leinen geschleust. Ich musste oben bleiben und Frank ist mit dem Boot weiter abwärts geschleust. Unsere Mittelklampen-Leine war dann nicht mehr lang genug. Ich hatte die Heckleine gehalten und hätte auch noch die andere Leine nehmen können. Das hat Frank aber nicht verstanden/gehört. Aber wir waren auch schon fast unten. Ich konnte das Boot mit der Heckleine halten und Frank mit Bug- und Heckstrahlruder das Boot austarieren. Als wir unten waren, musste ich eine lange Strecke die Schleusenleiter wieder runter. Wir haben am Nachmittag das Bergmanöver beobachtet. Da reicht der Schleusenwärter eine Leine mit Haken an, um die Schleusenleine der Boote entgegenzunehmen. Die sind hoffentlich lang genug. Es gibt nämlich in der Schleusenwand keine Poller zum Umsetzen. Eine Art Peniche musste die Schleusenleinen verlängern, da sie am oberen Ende der Schräge festmachen mussten.




Nach der Schleuse war eine lange Kaimauer zum Festmachen. Hier haben wir angelegt, auch wenn die Festmacher für unsere Bootsgröße etwas weit auseinander waren. Mit dem Rad sind wir dann die knapp 5 km in eines der schönsten Dörfer Frankreichs gefahren – nach Apremont-sur-Allier. Nach ca. 2 km erreichten wir die L´écluse ronde de Lorrains. Der Abzweig des Lorrains ist nicht mehr schiffbar. Früher sind über die Rundschleuse die Schiffe von der Allier in den Kanal gelangt. Heute dient die Schleuse der Wasserregulierung. Dann erreichen wir Apremont-sur-Lorrains. Seit Beginn der Geschichte des Dorfes war der Abbau der reichhaltigen Steinbrüche ein wichtiger Bestandteil. Die Bausteine, die auf der Allier verschifft wurden, sind unter anderem zum Bau des Domes von Orléans verwendet worden. Das mittelalterliche Schloss von Apremont hat sein Gesicht seit dem späten Mittelalter bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts stets verändert. Es gab mehrfache Zerstörungen. Heute prangt es, gebaut aus hellem Sandstein, über dem Dorf. Seit fast 3 Jahrhunderten ist das Schloss in Familienbesitz und wurde jeweils über die Töchter vererbt. 1894 heiratete der dritte Nachkomme des Großindustriellen Schneider in die Familie ein. Damals gehörte Eugène Schneider das Hüttenwerk Creusot. Sein Enkel, Gilles de Brissac sah sein Lebenswerk darin, aus den Grünanlagen eines der schönsten Gärten Frankreichs zu machen. Seit den 30iger Jahren des 20. Jahrhunderts bemühte sich Eugène Schneider mit Hilfe des Architekten Antoine Galéa, dem Dorf seinen ursprünglichen mittelalterlichen Charakter unter Verwendung des regionalen Baustils wieder zu verleihen. Dass all das gelungen ist, davon konnten wir uns überzeugen. Alle Häuser des Dorfes sind bewohnt oder werden öffentlich genutzt. Am Beeindruckendsten fanden wir die Gartenanlage mit dem Blumenpark. Für 10 Euro pro Person war ein riesiges Gelände frei zugänglich. Außer ein paar Wegen, lief man über wohl gepflegten rasen. Die Blumenrabatten, Sträucher und verspielten Lusthäuser im Park waren eine Augenweide. Das Dorf hat viele Besucher angezogen und dennoch lief alles gemütlich ab. Im Ort war Parken untersagt. Auch wir haben an der Allier bei einem Crêpe und einem Glas Rosé die Frühlingsluft genossen. Es war einfach schön. Unser Ausflug hatte länger gedauert, als wir dachten. Daher sind wir am Sonntag nicht mehr weitergefahren.



















