Traben-Trarbach und die Untermosel bis Winningen

Es ist schon wieder Freitag, den 07.07.23. Von Bernkastel-Kues bis Traben-Trarbach sind es nur 28 Flusskilometer. 12:30 Uhr sind wir bereits da. Der Hafen liegt ein ganzes Stück außerhalb und gehört der Firma Boote Polch. Hafenmeisterin ist die Tante des aktuellen Firmenchefs. Wir machen an einem der uns benannten Stege fest. Die Fingerstege sind aus Metall. Die sanitären Einrichtungen sind einfach, aber ordentlich. Sowohl für Männlein als auch für Weiblein gibt es je 1 WC und eine Dusche. Es stehen Fahrräder zur kostenfreien Nutzung bereit. Wir sind überrascht, kaum Zeichen des Bootshandels und der Werkstatt von Boote Polch im Hafen zu sehen. Die Werkstatt liegt nicht am Hafen, sondern weitern Richtung Traben-Trarbach. Wenn Boote zur Reparatur aus dem Wasser müssen, werden sie offensichtlich mit einem Slipwagen herausgeholt. Wir hatten erwogen, unsere Opferanoden erneuern zu lassen. Alleine das „Kranen“ hätte uns mehrere Hundert Euro gekostet. Unser Monteur und andere Leute mit Erfahrung haben uns bestärkt, die Anoden erst nach der Saison zu wechseln, da wir ein GFK-Boot haben und das Boot im Süßwasser überwintert hat. Am späten Nachmittag fahren wir mit den Rädern nach Traben-Trarbach. Am anderen Ufer ist ein Jahrmarkt aufgebaut. Es findet das Moselwein-Festival statt. Dort zieht es uns nicht hin. Wir trinken am Moselufer ein Gläschen Wein auf der schattigen Terrasse des Aacher Hofes. Die Wirtin erklärt uns, dass es in vielen Restaurants Mangels Personal nur noch kleine Snacks gibt, so auch dort. Der Wein hat uns geschmeckt. Wir erfahren, dass er von einem neuen Winzer in Traben-Trarbach stammt. Wir suchen das Weingut auf und finden ein modernes großes Gelände mit Gastzimmern, Weinverkostung und Weinverkauf. Wir kosten noch ein Schlückchen Wein und nehmen 2 Flaschen und die Preisliste mit. Wenn wir wieder zu Hause sind, können wir uns vorstellen, hier Wein zu bestellen. Auf dem Rückweg haben wir noch ein paar Kleinigkeiten bei EDEKA gekauft. Dabei mussten wir feststellen, dass in Deutschland schlecht schmeckendes Wasser extrem teuer ist, im Vergleich zu Frankreich. In Frankreich haben wir das einfachste Mineralwasser-still- gekauft und für sechs 1,5-Liter-Flaschen unter 1,65 EURO bezahlt. Auf dem Weg zurück zum Boot machen wir an einem Restaurant mit Österreichischer Küche halt. Die Kellnerin muss erst die Küche fragen, ob wir auch ohne Bestellung bleiben können. Wir haben Glück und bekommen Platz. Es sind längst nicht alle Plätze besetzt gewesen, aber auch hier war offensichtlich zu wenig Kapazität in der Küche, um mehr Gäste zu versorgen. Wir haben jedenfalls gut gegessen und sind zufrieden wieder in unserem kleinen Zuhause angekommen. Abends war auch Frau Polch da. Es gab einen kleinen Ausschank, an dem man auch Moselwein kaufen konnte. Frank hat ein Gläschen getrunken. Als Erinnerungsstück hat er ein Weinglas behalten dürfen.

Am Samstag wollten wir von Traben-Trarbach aus nach Cochem fahren. Wir hatten den Hafen angerufen und die Auskunft bekommen, wir könnten kommen, alles kein Problem. Bis Cochem waren es mehr als 50 km. Als wir dort eintrafen, gab es kein Hinweis darauf, wir man in den kleinen Hafen einlaufen sollte. Die Einfahrt befand sich unmittelbar oberhalb einer Brücke. Bereits beim Vorbeifahren konnte man erahnen, dass hier kaum Platz sein kann. Und so war es dann auch. Wir fuhren langsam gegen den Strom in den schmalen Hafen ein. Wenden wäre nicht möglich gewesen. Alle dort liegenden Bootseigner straften uns mit Nichtbeachtung. Von der Einfahrt her war nicht zu erkennen, ob ein Platz frei ist. Ich erkannte das am Eingang liegende Boot als das der Niederländer, mit denen wir in Metz gelegen hatten. Ich musste den Eigner massiv ansprechen, damit er uns beachtete. Ohne den Hintern zu erheben meinte er, es könnte evtl. noch ein Platz frei sein, aber er weiß es nicht. Für uns bedeutete das, weiter in den Hafenkanal hineinzufahren, um uns selbst zu überzeugen. Natürlich war kein Platz. Am Beckenende war eine Slip-Rampe. Es gab keine Kennzeichnung, wo man welche Tiefe hatte. Also haben wir uns rückwärts wieder aus der Gasse gehangelt, mit der Brücke im Rücken und dem Moselverkehr auf dem Strom. Super. Dieser Hafen ist nicht zu empfehlen. Ein Blick auf die Karte ließ uns zum Hafen Treis-Karden weiterfahren. Hier versprach die große Hafenanlage, dass wir einen Gastliegeplatz finden würden. Als wir dort ankamen, hatten wir 6 Stunden Fahrt und 63 km hinter uns. Unsere Anrufversuche, um einen Platz zu sichern, waren ins Leere gegangen. Niemand ist ans Telefon gegangen. Im Hafen war nicht erkennbar, wo Gastliegeplätze waren. Die Eigner, die auf ihren Booten waren, ignorierten uns bzw. beäugten uns skeptisch, wie wir in ihren Hafen fahren und konnten auf Nachfrage auch keine Auskunft zu Ga stplätzen geben. Als wir an einem scheinbar freien Platz festmachen, stürmt ein aufgeregter älterer Herr mit wilder Gestikulation auf uns zu und schreit uns an, dass wir dort nicht liegen könnten. Wir fragten nach einer Alternative und erhalten die Rückfrage, ob wir reserviert hätten. Ha-ha. Dann tobte er los, eine Lösung zu finden. Frank ist in die Hafenmeisterei hinterher gegangen. Der ältere Herr hat sich dann echt bemüht einen Platz für uns zu finden. Wir kamen an den Kopfsteg, eng an eng mit einem anderen Boot, deren Eigner wir mit unserem Anlegemanöver beim Chillen störten. Der Platz war wegen eben dieser Bootsnachbarn ein Glückstreffer. Sie waren sehr entspannt und gaben uns gleich noch Tipps zum Einkaufen und auch Restaurants. Frank konnte nach wie vor schlecht laufen. Das Fußgelenk war immer noch geschwollen und schmerzte. Dennoch sind wir zu Fuß zum nahegelegenen EDEKA, um Getränke zu holen. Bei über 30 Grad täglich geht eine ganze Menge Wasser weg. Auf den Hinweis unserer Nachbarn hin haben wir uns gegen das Hafenrestaurant entschieden und waren sehr gut in der Stadt essen. Der Weg dorthin war o.k. Als wir das Lokal verlassen wollen, sitzen dort unsere Nachbarn bei einem Gläschen Wein. Nach einem kurzen Plausch im Stehen haben wir einen gemeinsamen Tisch und einen sehr netten Abend. Es gibt so viel Interessantes zu erzählen, dass wir den Abend noch bis 0:30 Uhr bei uns an Bord ausklingen lassen. Toll, was man für Menschen auf so einer Reise trifft.

Den Liegeplatz für unser nächstes Ziel konnten wir reservieren. In Winningen, 12 km vor Koblenz wollen wir uns mit unseren Bekannten treffen, mit denen wir vor vielen Jahren auf den Seychellen waren. Unterwegs spielte sich auf der Mosel das übliche Wochenendspektakel ab. Das Tempo der Boote wurde von den Wochenendausflüglern weidlich ausgereizt, ohne Rücksicht auf Verluste. Die Wellen kamen von allen Seiten, man wurde links und rechts geschnitten und Paddler aller Art kamen schwer ins Schlingern. In Winningen war der Hafen gut organisiert. Bald kamen auch unsere Bekannten. In der Gutsschänke Schaf waren wir gemeinsam Essen und haben später noch einen Absacker an Bord genommen. Entgegen vorangegangenen Vorhersagen, kam ein Gewitter über uns und brachte später etwas Abkühlung. Bereits am frühen Abend war der Hafen wie ausgestorben. Alle Wochenendbootfahrer waren weg. Es war fast unheimlich. Nachdem Jutta uns Hans-Peter sich wieder auf den Weg gemacht haben, machen wir noch ein Spielchen und haben eine ruhige Nacht.


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