Allein (fast) auf der Marne

Nach unserer Rundfahrt durch Paris am Donnerstag, den 08. Juni starten wir in Richtung Marne. Die Marne ist von Paris aus nicht durchgängig schiffbar. Einige Marne-Schleifen werden durch Kanäle umgangen, sowie auch einige Stellen mit schwierig schiffbaren Inseln. Wir starten gleich mit so einer Abkürzung. Unmittelbar nach Verlassen der Seine kommt die erste Schleuse St. Maurice. Unser Kartenmaterial weist uns einen falschen Funkkanal aus, so dass wir zunächst vergeblich auf eine Reaktion von der Schleuse warten. Anfänglich halten wir das für normal, da gerade ein Frachter zu Tal geschleust wird. Als wir dann aber immer noch kein „Grün“ haben, telefoniert Frank und wir dürfen einfahren. Dann sehen wir auch den anderen Funkkanal. Nach kurzer Fahrt kommt man an den Tunnel de Saint-Maur. Zunächst passiert man die gleichnamige Schleuse und von dort in einen Kanal nebst Tunnel, der ca. 1 km lang und gut ausgebaut ist. Dadurch entgeht man ca. 13 Km Marne-Schleife und kommt im Anschluss auf die schiffbare Marne. Noch vor dem Tunnel und unmittelbar nach der 1. Marne-Schleuse war in unserer Karte eine Tankstelle eingezeichnet. Davon war bei der Vorbeifahrt nichts zu sehen. Wir hätten gern getankt, denn uns war bekannt, dass ansonsten auf der gesamten Marne keine Tankstelle sein würde. Man könne nur per Kanister Kraftstoff von einer nahe gelegenen Landtankstelle holen. Hierzu werden in den Karten Angaben zur Entfernung gemacht. Die nächste Tankstelle kam aber erst nach mehr als 100 km. An diesem Tag fahren wir ca. 30 km bis Lagny-sur Marne. Hier hat die Stadt einen langen Steg mit Strom und Wasser. Hierfür bezahlen wir in der Tourismusinformation nur 6,00 Euro. Von Lagny sind es nur wenige Kilometer bis Disneys Wunderwelt.  Wir durchstreifen die nette Stadt. Essen ein typisches französisches Törtchen auf einer schattigen Bank vor der Kirche, in welcher Jean d´Arc das Wunder vollbracht haben soll, ein seit 2 Jahren totes Kind wiederzubeleben. Es ist sehr warm, ca. 31 Grad, so dass wir unseren Stadtspaziergang nicht weiter ausdehnen.

Am Freitag fahren wir 40 km bis Mary-sur-Marne.  Auf der gesamten Strecke, gestern als auch heute begegnet uns 1 Boot. Unser Marne-Führer weist im Gegensatz dazu darauf hin, dass reger Frachtverkehr sein soll. Das ist vorbei. Die Marne ist wildromantisch. Die Ufer sind dicht bewachsen. Bäume und Sträucher ragen aus dem Wasser. In Abständen haben sich Angler abenteuerliche Stege gebaut. Es gibt keine Möglichkeit außerhalb von dafür vorgesehenen Stegen unterwegs festzumachen. Man sieht auch, dass der Fluss im Uferbereich flach ist.  Ein Schleusenwärter erklärt uns, dass früher Düngemittel über den Fluss transportiert wurden. Diese müssen nun über Land transportiert werden und daher gibt es keinen Frachtverkehr mehr. Aber auch Freizeitboote sehen wir nicht. Obwohl auch größere Ortschaften an der Marne liegen, ist das Bootfahren dort lange nicht so ausgeprägt, wie zu Hause. Insgesamt gibt es sehr wenig Liegestellen für Freizeitboote und viele halten nicht mehr das, was unser Marne-Führer verspricht oder sind wie auch auf anderen Wasserstraßen mit „Stand“-booten belegt. Um so mehr freuen wir uns, dass der kleine Steg in Mary-sur-Marne fei ist. Hier gibt es zwar weder Wasser noch Strom, aber die Lage ist sehr idyllisch. Direkt am Ufer gibt es 2 Restaurants von denen wir in einem sehr lecker zu Abend essen. Wir duschen in Badesachen draußen und stören auch niemandem mit unserem Generator. Der Ort ist nicht besonders groß. Auch hier sind Bäckerei und Fleischerei verschwunden. Von der Bäckerei sehen wir noch das Ladengeschäft mit endgültig heruntergelassenen Jalousien.

Samstag früh nutzen wir die Morgenfrische, um unser Boot ein wenig sauber zu machen. Da wir backbord angelegt haben, kommen wir auch mal gut an diese Seite heran. Ca. 10:00 Uhr starten wir dann wieder. Heute wollen wir definitiv tanken. Kurz aufeinander werden uns 2 Orte angezeigt, wo dies möglich sein soll. Charly-sur Marne ist das Tor zur Champagne. Wir sehen nach der Schleuse den Super-U vom Ufer aus, 200 m sagt die Karte. Wir fahren zunächst weiter, da die Liegestelle nach der Schleuse eher für Frachtschiffe, nicht für Boote unserer Größe gedacht ist. Den versprochenen Strom und Wasser gibt es auch nicht. In Nogent-l`Artaud sollen es nur 100 m bis zur Tankstelle sein. An der Liegestelle, die gerade für ein Boot reicht, gibt es auch keinen Service mehr. Als wir nach der Tankstelle fragen, erfahren wir, dass es nur noch eine Tankstelle in Charly oder in Château-Thierry gibt. So weit wollen wir heute nicht mehr fahren. Also geht es die 3 km zurück nach Charly. Frank fährt fünfmal mit dem Rad, um insgesamt 105 Liter Diesel zu holen, den wir dann vom Kanister mit Hilfe der Handpumpe in den Bootstank befördern. Das alles bei über 30 Grad Hitze. Wir setzen dann noch mal auf die gegenüberliegende Seite um. Hier ist die Wartestelle für Sportboote für die Schleuse.  Es ist nicht zu erwarten, dass noch jemand kommt – und so ist es auch. Wir liegen ruhig, können freizügig draußen duschen und unser Generator nebst Klimaanlage stören niemanden.


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