Von der Rhône auf der Saône bis Montmerle

Nach der Wiederöffnung der Schleuse Vaugris nach dem Streik, herrscht auf der Rhône reger Schiffsverkehr. Immerhin mussten Frachter wie Passagierschiffe 4 Wochen warten, bis sie wieder passieren konnten. Die ganze Nacht hindurch fahren die großen Pötte mit auf die Fluten der Rhône gerichteten Strahlern. Der Hafen von Les Roches-de-Condrieu ist entsprechend unruhig. Dennoch hätten wir es uns schlimmer vorgestellt. Wir stehen am Dienstag zeitiger als sonst auf und frühstücken bereits um 8:30 Uhr mit unseren Freunden. Karin hat sogar schon Croissons besorgt. Um 10:00 Uhr legen wir ab. Der Fracht- und Passagierverkehr hat sich schon beruhigt. An der Schleuse Vaugris müssen wir festmachen, wir dürfen nicht mit dem vor uns fahrenden Frachter einfahren. Später schleusen wir dafür alleine.

Auf der Rhône kommen uns nach und nach 3 Frachter mit Holzschnitzeln entgegen, die ich liebevoll „Schnitzel-Yacht“ taufe. Gegen 14:35 Uhr erreichen wir die Schleuse Pierre Bénite. Die letzte Schleuse auf der Rhône vor Lyon. Die Passage am Zusammenfluss von Rhône und Saône ist von Süden kommend fast noch imposanter als vom Norden her. In voller Größe türmt sich der futuristische Bau des Musée Confluences an der Spitze der Halbinsel Presq´île auf. Wenig später passieren wir den Port de plaisance Confluences. Leider öffnet der Hafen erst am 01. Mai. Im Quartier Confluences haben dicht an dicht Hausboote auf der Saône ihren Platz. Auf der Durchfahrt durch Lyon sehen wir hier und da einen erlaubten Parkplatz für Boote an den Kais. Festmacher sind kaum zu erkennen, und wenn, dann sind es Ringe in großen Abständen. Uns lädt es nicht ein, an solch einem Platz zu liegen. Man ist allein und ungeschützt. Zu solchem Abenteuer haben wir in der Großstadt kein Vertrauen. Ansonsten ist die Fahrt durch Lyon wieder atemberaubend. Zum Glück ist kaum Verkehr, so dass wir viel schauen können.

 Nach der Passage von Lyon könnten wir uns vorstellen, an einem schönen Anleger zu übernachten. Als erstes finden wir die Liegestelle am rechten Ufer oberhalb der Brücke von Collonges, von der aus man zum Restaurant des berühmten Küchenchefs Paul Bocuse kommt. Da dieser ohne Service ist, und eigentlich auch für den Restaurantbesuch gedacht ist, fahren wir weiter. Den Anleger am linken Ufer unterhalb der Schleuse von Couzon haben wir leider zu spät für voll genommen. Er liegt noch unterhalb der Pont de Couzon und dient auch als Wartestelle für die Schleuse, was wir nicht realisiert haben. Hier hätte man liegen können und einen Ausflug zum Schloss von Rochetaillée machen können. Ausgerechnet die Schleuse Couzon war rot und musste noch für uns vorbereitet werden. Da wir an der Wartestelle vorbei waren, sind wir vor der Schleuse herumgeeiert. Zurück wollten wir auch nicht, da wir die Schleuse schon angefunkt hatten und die Schleusenwärterin bestätigt hatte, dass sie die Schleuse für uns vorbereitet. Also ging es weiter. Als nächste Möglichkeit zum Anlegen war die Werft in Albigny ausgewiesen. Hier soll es 5 Plätze für Durchreisende geben. Wir konnten nichts entdecken. Einige Plätze waren belegt, andere durch eine Leine abgeriegelt. In Neuville-sur-Saône haben wir schon im vergangenen Jahr gelegen und die unangenehme Erfahrung mit dem Liegen an einer festen Kaimauer gemacht. Dann kommt der Hafen von Genay, der von der Firma Nautic Auto verwaltet wird. Außer viel Rost waren auch hier weder Beschilderungen für Durchreisende noch freie Plätze zu erkennen. Damit war klar, wir müssen bis Trevoux. Der Steg vor dem Zeltplatz von Trevoux ist gut anzufahren. Auch hier haben wir schon gelegen. Unser Eindruck von Trevoux auf der Hintour war nicht so besonders. Am Mittwoch haben wir uns einen zweiten Blick gegönnt und unser Bild etwas korrigiert. Die kleine Stadt verfügt über viele Künstler-Ateliers von Keramik bis Malerei, eine Reihe von individuellen Cafés und Restaurants und natürlich seine historischen Gebäude, die wir schon auf der Herfahrt beschrieben haben. Gern hätten wir uns das Parlament angesehen. Leider hatte ich das Angebot für eine Führung mit meinem schlechten Französisch falsch interpretiert. Führungen gibt es nur am Sonntag. Die Dame in der Tourist-Information meinte, dass sie auch für Reisegruppen Schwierigkeiten hätte, Termine zu finden, da dieses Gebäude von der öffentlichen Verwaltung genutzt wird. Dafür holen wir uns in einer kleinen Konditorei leckere Törtchen zum Kaffee. Abgesehen von der Handwerkskunst, die super leckere Teilchen hervorgebracht hat, werden diese Törtchen liebevoll in eine bunte schützende Schachtel verpackt. Das ist auch Lebensqualität, die wir gern genießen. Am Abend legt am Steg noch eine Peniche aus der Schweiz an.

Nach diesem Tag Pause in Trevoux geht es am Donnerstag weiter. Als wir früh aufstehen erwarten uns 3 Grad Außentemperatur und eine warme Dusche auf dem Zeltplatz. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Wir wollen nicht so lange fahren. Das heutige Ziel ist Jassans-Riottier und Montmerle-sur-Saône. Beide Plätze kennen wir schon vor der Herreise. In Jassans-Riottier haben wir uns im vergangenen Jahr mit unseren französischen Freunden getroffen und in Montmerle gemeinsam mit Ihnen traumhaft gegessen. Von Jassans-Riottier aus wollen wir nach Villefranche-sur-Saône unsere erste Tour mit unseren neuen Fahrrädern machen. Das Wetter soll sich bis 14 Uhr halten und so machen wir uns auf den Weg. Am Start gibt es mehrere Stopps, da doch nicht alle Teile an den Fahrrädern so sitzen, wie sie sollen. Insbesondere der Verschluss an der zentralen Faltstelle ist sehr fragil. Keine gute Lösung. An meinem Fahrrad sichern wir die Stelle mit einem Festmachgummi. Wir finden gleich den Weg in die Altstadt. Villefranche-sur-Saône ist die Hauptstadt des Beaujolais. In der zentralen Straße, der Rue Nationale sehen wir diverse Häuser aus dem 17. Und 18. Jahrhundert. Wir besichtigen auch einen Innenhof und Treppenhäuser im Stil der Häuser von Lyon. Auf dem Rückweg nehmen wir die nördliche Brücke über die Saône. Vorher kaufen wir noch Hydrauliköl für die Lenkung. Seit Mittwoch fährt sich die Lenkung merkwürdig. Ein Telefonat mit unserem Monteur des Vertrauens bestätigt unsere Vermutung, hier muss Öl nachgefüllt werden. Gleichzeitig lassen wir kurz unsere Gangschaltung an den Fahrrädern nachstellen. Die Schaltungen rutschten. Mit Blick auf das Wetter trauen wir uns, noch zum Schloss Fléchères weiterzufahren. Zwischendurch erwischt uns ein Schauer. Leider ist das Schloss geschlossen. Uns entgeht das größte Schloss in der Umgebung von Lyon mit einem 40 Hektar großen Park. In den Innenräumen wären Monumentalkamine und italienische Fresken zu bewundern gewesen. Zurück fahren wir auf dem Uferweg an der Saône. Bei unserer Ankunft am Boot nach insgesamt 21 km ist das Wetter so herrlich, dass wir uns auf die Holzliege packen und kurz chillen. Dann geht es weiter die kurze Strecke nach Montmerle-sur-Saône. Um 15 Uhr legen wir an dem städtischen Steg an. Ein Motorboot aus Séte ist bereits da. Der Campingplatz, dessen Chef den Steg betreut, ist noch geschlossen. Damit liegen wir kostenlos am städtischen Steg, Strom gibt es gratis. Wenige Meter vom Steg entfernt gibt es einen Spar-Supermarkt. Wir haben uns wieder mit Getränken bevorratet und konnten auch unsere leere Gasflasche tauschen. Am Abend finalisieren wir unseren Plan, über Berlin nach Wismar zu Mutti ins Heim zu fahren. Die Tickets sind gebucht. Wir werden ab Chalon reisen. Morgen geht es weiter nach Macon. Das Wetter soll leider nicht so toll sein. Besseres Wetter gibt es erst ab nächster Woche.


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