Freitag, der 31. März ist ein wunderschöner Tag. Es ist noch warm und die Sonne scheint, so dass wir die Blue Fantasia vom Winterdreck befreien können. Nach unserem Tagwerk ist das Boot startklar. Noch ein wenig Öl hier und da und es kann losgehen.


Allerdings ist in den kommenden Tagen Regen und zunehmender Wind aus Nord angesagt. Kein Fahrwetter. Wir nehmen uns vor, am Dienstag abzureisen, wenn der Höhepunkt des Mistral abgewettert ist. Am Montag und in der Nacht zum Dienstag pfeift der Wind in Böen bis 65 km/h, aber alle Leinen sind gut verzurrt. Und es ist kalt geworden. Dienstag früh am 04. April diskutieren wir hin und her ob wir abreisen. Der Nordwind bleibt uns erhalten, allerdings deutlich schwächer und die Kälte wird bis nach Ostern anhalten. Also los gehts. Wir starten gegen 9:15 Uhr mit einem sauberen Ablegemanöver. Die Eberspächter Heizung bringt den Innenraum auf 18 Grad und später die Sonne bis 22 Grad. Wir sind alleine auf der Rhône. Frank funkt die erste Schleuse kurz hinter Valence an. Wir werden durchgewunken. Die Schleuse ist für uns allein bereit. Schon auf unserer Hintour haben wir uns einige kleine Anlegestellen gemerkt, welche wir uns nun näher anschauen wollen. Eine Anlegemöglichkeit wäre der kleine Hafen von Tournon-sur-Rhône. Hier gibt es wenig Plätze für Boote über 8 Meter. Der Tiefgang ist auch nur im Einfahrtsbereich ausreichend. Insgesamt eine unbequeme Zufahrt, auf die wir, auch vor dem Hintergrund der bisher zurückgelegten Kilometer, verzichten. Über die Hängebrücke habe ich schon auf der Hinfahrt berichtet. Interessant ist auch der gegenüber am linken Rhôneufer liegende Ort, Tain l´Hermitage. Hier soll es einige gute Restaurants geben und man kann die „Cité du Chocolat“ besichtigen. Unsere Aufmerksamkeit gilt jetzt aber „La table du Roi“, ein Felsen der in der Mitte der Rhône seine Spitze sehen lässt. Einer Legende nach, soll König Ludwig IX. als er im Jahre 1248 zum siebten Kreuzzug aufbrach, um Palästina vom ägyptischen Sultan zu befreien, die Rhône in Richtung Aigues-Mortes hinuntergefahren sein. Da er Hunger bekam, beschloss er, an einem Felsen zu halten, der flach wie ein Tisch war und unterhalb der Hänge von l´Hermitage lag. Er wollte weder am linken noch am rechten Ufer anlegen, um keine Spannungen hervorzurufen. Wir passieren die Stelle und halten uns von den Felsen, die unter Wasser am linken Ufer sind, fern. Auch die Schleuse von Gervans passieren wir ohne Wartezeit. Nach der Brücke von Saint-Vallier, am linken Ufer, befindet sich ein Anleger für maximal 2 Boote an einem Zeltplatz. Heute liegt dort kein Boot. Es sieht alles gut zugänglich aus und auch die Nähe zum Zeltplatz von la Ronceraie, der den Steg bewirtschaftet, ist von Vorteil, da man die sanitären Anlagen mitbenutzen kann. Da wir von Süden kommen, fallen uns heute die Weinhänge entlang der Rhône besonders auf. Die Lagen sind steil und felsig und scheinbar sehr trocken. Nach der Brücke von Andance liegt auf der linken Uferseite in Andancette ein weiterer schöner Liegeplatz, der für ein Boot unserer Größe geeignet ist. Auch dieser Platz sieht einladend aus. Es gibt sogar Wasser. Heute fahren wir dennoch weiter. In einer wärmeren Saison hätten wir uns sicherlich entschieden, an einem der Stege anzulegen. Heute entscheiden wir uns für einen Hafen. Der liegt weitere 30 km Rhône aufwärts. Wir sind schon ziemlich lange unterwegs durch unsere gemütliche Fahrweise mit 5-6 Knoten über Grund. Die Rhône hat teilweise eine Fließgeschwindigkeit ca. 6 Knoten. Jetzt ist es 15 Uhr. Gegen 16 Uhr erreichen wir die Schleuse Sablons, in die wir auch sofort einfahren können. Gegen 18 Uhr machen wir endlich im Hafen von les Roches-de-Condrieu fest. Wir werden natürlich beim Anlegemanöver kritisch beäugt. Der Peniche-Besitzer stellt sich am nächsten Tag als sehr hilfsbereiter und netter HNO Arzt aus Toulon heraus, der mit über 70 Jahren noch in der Lehre tätig ist und gelegentlich Vorlesungen hält. Ein Hafenverantwortlicher ist auch gleich zur Stelle. Der Platz an dem wir festgemacht haben, ist normalerweise durch ein anderes Boot belegt, welches zur Zeit jedoch an Land gekrant liegt. Philippe, so heißt der ältere Herr, der uns in Empfang nimmt, erklärt, es sei kein Problem, wenn wir 2 Nächte hier liegen und wir mögen uns auf ihn berufen. In der Nacht und am Morgen ist es bitterkalt. Unser Innen-Thermometer zeigt 6 Grad, draußen sind es noch 3 Grad weniger. Und das ist nicht die einzige Überraschung. Nach einer herrlich warmen Dusche und einem gemütlichen Frühstück gehen wir uns in der Capitainerie anmelden. Der Hafenmeister fragt uns, woher wir denn kämen, denn weiter in Richtung Norden ginge es nicht. Die Schleuse Vaugris, ca. 6 km weiter nördlich, wird schon seit 14 Tagen bestreikt. 2 Lastkähne liegen so lange schon fest. Wann der Streik beendet wird, ist ungewiss. Freitag erhält der Hafenmeister neue Informationen von VNF. Für uns heißt das, wir richten uns darauf ein, über Ostern in les Roches-de-Condrieu zu bleiben. Ausgerechnet hier ist es sehr weit zum Einkaufen. 20 Minuten Fußmarsch bis zum Supermarkt ist grundsätzlich kein Problem, aber zurück mit vollen Taschen schon. Zunächst müssen wir unser Boot an einen anderen Steg umsetzen, damit wir längere Zeit liegen können. Die nächsten Tage haben wir also genügend Zeit, uns Condrieu am rechten Flussufer anzuschauen und es uns gemütlich zu machen.













